Jack vs Chris
bleibe ich zurück, seufze enttäuscht und doch auch glücklich. Er kann also auch anders, und diese Seite gefällt mir sehr an ihm.
Eine Woche geht es nun schon so. Jack taucht einfach auf, überrascht - oder besser - erschreckt mich regelrecht mit seinem unangekündigten Auftauchen. Sei es im Supermarkt, wo er hinter mir steht, oder im Krankenhaus. Er geht und kommt, wie es ihm passt und ich habe mich dem zu fügen. So schwer mir das alles auch fällt, reizvoll ist es.
Lächelnd verlasse ich gerade den Kindergarten. Es ist Feierabend und dazu noch Wochenende, das lässt mich pfeifend zur Straße gehen. Auch wenn ich nicht mehr überrascht sein sollte bin ich es trotzdem, als ich Jack entdecke, der wartet, bis ich eingestiegen bin und einfach losfährt, ohne einen Ton zu sagen. Es ist ein wundervolles Wochenende, das wir zusammen verbringen, mit viel Zärtlichkeit und Nähe. Manchmal habe ich das Gefühl, es ist zu perfekt, um wahr zu sein und doch, jedes Mal, wenn ich in Jacks Augen sehe, weiß ich, es ist die Realität, die mir entgegen blickt. Ich fühle mich wohl bei ihm, spüre mein Vertrauen wachsen. Wenn ich in seine Augen blicke, sehe ich nicht mehr den Tod, ich sehe Gefühle, Leidenschaft und Wärme. Vertrauensvoll begebe ich mich in seine Hände, ich weiß, er wird mir nichts tun. Leider ist das Wochenende viel zu schnell vorbei und der Alltag nimmt mich wieder ein. Als ich Dienstagmittag Feierabend mache, entschließe ich mich, zu Theo zu gehen.
Der erwartet mich schon strahlend: „Chris, ich darf endlich aus dem Krankenhaus, und meine Mama zieht mit mir in eine große Stadt“, sprudelt es aufgeregt aus ihm raus.
„Das sind ja mal tolle Neuigkeiten, es freut mich, dass du endlich so weit gesund bist“, ich streiche ihm durch sein Haar.
Frau Bauer erhebt sich von ihrem Stuhl und kommt auf mich zu: „Ich weiß nicht, wie ich mich bei ihnen bedanken kann. Sie haben so viel für uns getan, waren immer für Theo da“, ihr steigen Tränen in die Augen.
„Aber das ist doch selbstverständlich. Ich mag Ihren Sohn sehr gern“, ich zwinkere diesem zu, er quittiert es mit einem breiten Grinsen. „Aber Frau Bauer, Sie müssen nicht von hier weg gehen, ich bin mir sicher, Sie werden nie wieder von Ihrem Mann hören“, mein Blick senkt sich tief in ihren.
„Vielleicht haben Sie Recht, aber ich will einen Neubeginn. Ich will nie wieder an ihn denken müssen, nicht mehr an ihn erinnert werden. Deshalb mö chte ich mich gleich heute von Ihnen verabschieden“, ihre Arme umschlingen mich und ich kann nicht anders, als diese Geste zu erwidern, wobei sie mir einen sanften Kuss auf die Wange haucht. Eine zarte Röte steigt in meine Wangen, als ich wahrnehme, dass sich hinter mir die Tür öffnet. Finster blickt mir Jack entgegen, doch bevor ich etwas sagen kann, liegt ihm Frau Bauer in den Armen und bedankt sich für die Pflege ihres Sohnes, wobei sie auch ihm einen Kuss aufdrückt. Das Grinsen kann ich nicht unterdrücken, was ihn zum Seufzen bringt. Wir bleiben noch eine Weile bei Theo und genießen die letzten Stunden mit ihm.
Zusammen machen wir uns dann auf den Heimweg. Noch vor der Wohnungstür ertönt der Klingelton meines Handys, das ich aus meiner Hose fische und zwischen Ohr und Schulter einklemme, während ich die Tür öffne. Jack geht an mir vorbei und ich widme mich meinem guten Freund Rob, der sogleich eine Beschwerde nach der anderen loswird.
„Du gehst Samstag mit uns aus, verstanden! Sonst kannst du dir unsere Freundschaft sonst wohin stecken!“, entfährt es ihm. Ergeben bestätige ich, dass ich kommen werde, und lege auf.
Mein Blick geht zu Jack, der mich stirnrunzelnd betrachtet: „Das war Rob, ein Freund von mir. Er will, dass ich am Samstag mit ihm ausgehe. Magst du mitkommen?“ Ein verneinendes Kopfschütteln ist Jacks Antwort. „Bist du da, wenn ich nach Hause komme? Ich verspreche dir auch, nicht allzu lange wegzubleiben.“ Es scheint eine Ewigkeit zu dauern, bis er endlich nickt, obwohl seine Augen verraten, dass es ihm nicht gefällt. Ich kann nicht anders, als ihm um den Hals zu fallen und meine Lippen mit seinen zu vereinigen. Das scheint Jack friedlich zu stimmen, denn schon spüre ich seine Hände, die sich kraftvoll um meine Hüften legen.
Samstagabend, ich betrete aufgeregt den Club. Wie gewöhnlich ist es hier voll, die Beats werden nicht nur durch die Lautsprecher zu mir getragen, auch der bebende Boden lässt meinen
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