Jack West 03 - Der fünfte Krieger
leben?«
»Absolut spitze. Er ist ein klasse Dad.«
»In der Akte steht, dass er dich adoptiert hat.«
»Wie gesagt, er ist richtig super.«
»Gehst du regelmäßig zum Gottesdienst, Lily?«
»Wie bitte?« Was war das denn für eine Frage?
»Ah, nein.« Cieran warf Zoe einen kurzen Blick zu. »Sie geht nicht in die Kirche?«
»Belassen wir es einfach dabei«, sagte Zoe, »dass mein Glaube nicht mehr das ist, was er mal war, Cieran. Ich habe mit Jack und Lily so einiges erlebt, was mich an den Glaubensgrundsätzen der katholischen Kirche zweifeln lässt.«
»Die Kirche ist das Licht, die Wahrheit und das Leben.«
»Klar, weil sie ein Sonnenkul...«, konterte Lily, aber Zoe unterbrach sie behutsam.
»Für dich ist sie das vielleicht, Cieran. Aber nicht für jeden.«
Das ließ Cieran mit einem Achselzucken auf sich beruhen, doch auch diese Geste erschien Lily wieder eine Spur zu beiläufig. Geschickt das Thema wechselnd, sagte er: »Könnte ich dich dazu überreden, heute Abend mit mir essen zu gehen, Zoe? Um einige ungeklärte Punkte in Zusammenhang mit dieser Mission zu besprechen. Wie wär's mit dem Flaherty's? Wir könnten den Pinot noir noch mal probieren?«
Noch mal?, dachte Lily, und dann sah sie eine Emotion über Zoes Gesicht huschen, die sie bis dahin noch nie an ihr beobachtet hatte. Doch bevor Lily sie einordnen konnte, war sie bereits wieder verflogen.
»Danke, aber das geht leider nicht«, sagte Zoe mit einem schmallippigen Lächeln. »Lily und ich werden nur dem zuständigen Ausschuss Bericht erstatten und uns umgehend wieder auf den Weg machen.«
»Dann eben ein andermal«, sagte Cieran, ohne dass sein Lächeln ins Wanken geriet. »Denn ab jetzt werden wir uns deutlich öfter sehen.«
Von diesem Zeitpunkt an versuchte Lily, offizielle Besprechungen in Irland zu vermeiden, aber gelegentlich bekam sie mit, wie Zoe dienstlich mit Cieran telefonierte. Und dabei schien sie sich nie ganz wohl in ihrer Haut zu fühlen.
FUNKLEITSTELLE PINE GAP ALICE SPRINGS, ZENTRALAUSTRALIEN
SEPTEMBER 2007
Auf ähnliche Weise begleitete Lily manchmal auch Jack zu seinen australischen Vorgesetzten.
Normalerweise fanden diese Treffen auf dem SAS-Stützpunkt in Fremantle statt, aber bei einer Gelegenheit hatten sie Jacks Chefs (zu Lilys großer Freude) in der Leitstelle Pine Gap außerhalb von Alice Springs im öden Herz der australischen Wüste aufgesucht.
Pine Gap war eine extrem gut gesicherte amerikanisch-australische Kommunikationsleitstelle mit Dutzenden von Antennen, zahlreichen niedrigen, halb in der Erde versenkten Bauten, einem elektrischen Zaun und schwerbewaffneten Wachen. Offiziell hieß es, dass Pine Gap als Leitstelle für die Vernetzung amerikanischer Militär Satelliten diente.
»Aber sicher«, brummte Sky Monster, »und was ist dann mit der Iridium- Antenne, die dort hundertfünfzig Meter in die Erde hinabreicht? Und warum wird sie so streng bewacht?«
Zu ihrem Leidwesen bekam Lily während ihres Aufenthalts in Pine Gap nie eine riesige unterirdische Antenne zu sehen.
Was sie allerdings zu sehen bekam, war ein Whiteboard mit grobkörnigen 18x24-Vergrößerungen: Überwachungsfotos von Männern und Frauen, um die man ihr unbedingt einen weiten Bogen zu machen riet, falls sie jemals einen von ihnen zu Gesicht bekommen sollte.
Neben einem Foto von Pater Francisco del Piero, das mit einem dicken roten X versehen war, befand sich eine Aufnahme eines grimmig blickenden schwarzhaarigen Kardinals. Darunter stand:
RICARDO KARDINAL MONTESORI
VATIKANSTADT; UNTERSEKRETÄR DER KONGREGATION FÜR DIE GLAUBENSLEHRE. EXPERTE FÜR DIE TRISMAGI.
MUTMASSLICHES MITGLIED DER OKTAGON-GRUPPE IM VATIKAN.
»Er wurde vom Vatikan als Nachfolger del Pieros eingesetzt«, erklärte der Geheimdienstmitarbeiter, der sie instruierte. »Die Kongregation für die Glaubenslehre ist die mächtigste der neun Kongregationen der Kurie. Sie überwacht die Reinheit der katholischen Doktrin. Früher hieß sie die ...« »Inquisition«, sagte Jack.
»Richtig.«
»War der neue Papst, Benedikt XVI., nicht Leiter der Kongregation für die Glaubenslehre, bevor er auf den Heiligen Stuhl gewählt wurde?«
»War er«, sagte der Geheimdienstmann. »Und Kardinal Montesori ist seit Benedikts Wahl auffallend umtriebig. Er hat überall auf der Welt vatikanische Botschaften besucht: in den USA, Indien, Brasilien und Kambodscha.«
»In Kambodscha?« Jack runzelte die Stirn.
»Ja. Erst im vergangenen Monat hat der
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