Jackpot - wer traeumt, verliert
ich würd dich nicht stehen lassen.«
Sabrina machte den Reißverschluss ihrer Jacke wieder zu. »Elom, Elom. Du hast es echt drauf mit deinen Schmeicheleien – kommen so ganz versteckt angeflogen! Was ist, wenn dein Bruder dich grad angerufen hat? Ein paar Typen haben es auf ihn abgesehen, an denen kommt er nicht vorbei – da würdest du dich doch auch beeilen.«
»Chris hat sogar wirklich einen Bruder.«
»Siehst du?«
»Aber der ist älter und kommt ganz gut allein zurecht, glaub ich.«
»Das war auch nur ein Beispiel. Mann, du stellst ganz schön viele Fragen. Ich komm mir schon vor wie in ’nem Polizeirevier.«
Elom streckte den Arm aus und drückte auf den Wagen-hält -Knopf. »Eine hab ich noch.«
Sabrina seufzte gekünstelt. Dann zwinkerte sie ihm zu. »Wenn ich dann meine Ruhe hab, raus damit!«
»Auf welche Schule gehst du eigentlich?«
Die Bustüren gingen mit einem tonlosen Pfeifen auf, das fast schon ein Stöhnen war.
»Hugo-Wolf-Straße«, sagte sie.
Eloms Bruder und die beiden anderen vor ihnen traten die Stufe hinunter auf den Gehsteig.
»Echt?«, sagte Elom. Und ließ ihr den Vortritt. »Da war ich auch mal!«
Chris rollte den vollgepackten Koffer aus ihrem Zimmer ins Wohnzimmer und stellte ihn neben die Skier und Skischuhe an die Wand. Die Fahrkarten hatte er in Phils alten Brustbeutel gesteckt und den Brustbeutel an der Bindung seiner Skier aufgehängt. Chris malte sich das so aus: Phil würde nichts ahnend in die Wohnung kommen, die Skier sehen und ihn fragend anschauen – und Chris würde auf den Brustbeutel deuten und sagen: »Schau da mal rein!«
Phil würde sich erst mal Zeit lassen, Hauptsache cool. Aber schließlich würde er den Brustbeutel aufmachen, die Fahrkarten rausnehmen und sehen, wohin die Reise gehen sollte. Dann würde er fragen: »Woher hast du das Geld dafür?« – und Chris würde sagen: »Erzähl ich dir unterwegs.«
Dann würden sie zusammen die Geldtasche holen.
Chris hockte sich auf die Klappcouch, die sein Vater als Bett benutzt hatte, und lehnte sich zurück. Jetzt musste er nur noch warten. Er legte die Füße hoch, schaute zur Decke – und es klingelte an der Wohnungstür.
War das wieder das Mädchen? Nein. Sie hatte an der Haustür geklingelt heute Morgen. Vielleicht ein Nachbar.
Aber welcher Nachbar sollte bei ihnen klingeln? Sie lebten nicht gerade in der Sesamstraße.
Vielleicht hatte jemand die Tür unten aufgelassen? Dann könnte es doch das Mädchen sein.
Oder Phil – endlich! –, der womöglich mal wieder seinen Schlüssel vergessen hatte.
Chris schlich zur Tür und horchte.
»Chris?«
Oh nein. Nicht der. Der hatte ihm gerade noch gefehlt, wie hieß er gleich?
»Ich bin’s, Elom. Na komm, mach auf.«
Wieder klingelte es. Lange. Chris rührte sich nicht, er hielt sogar die Luft an.
»Chris, jetzt komm schon. Ich weiß, dass du da bist! Ich hab dich grad am Fenster gesehen.«
Sollte er einfach warten und nichts sagen, bis der Typ die Lust verlor?
»Chris! Mann, Alter. Was gehst du uns eigentlich aus dem Weg? Hm? Du grüßt nicht, wenn wir Hallo sagen, spielst nicht mit Fußball, und jetzt machst du nicht mal die Tür auf, wenn man höflich klingelt. Langsam glaub ich fast, dass du was gegen Schwarze hast. Bist du vielleicht so’n verkappter Skinhead? Hab gehört, die sind auch nicht mehr das, was sie mal waren – gehen nicht mehr regelmäßig zum Friseur und so. Bist du so einer?«
Scheiße, musste er sich jetzt schon in seiner eigenen Wohnung verstecken? Chris machte die Tür auf – Angriff ist die beste Verteidigung. »Ich bin kein Skinhead.«
»Ich weiß«, sagte Elom grinsend. »War auch’n bisschen gemein, geb ich zu – Rassistenkarte ziehen – aber hey! Ich hab doch gesagt, du bist zu Hause.«
Der Typ hatte ihn reingelegt. Na warte. »Und, was gibt’s so Dringendes?«, fragte Chris.
»Erst mal Hallo, oder? Ich mein – wie geht’s dir, schönen Tag gehabt, alles klar so weit?«
Als wären sie die besten Freunde.
»Könnt nicht besser sein«, sagte Chris.
»Wirklich?« Elom strahlte jetzt fast vor guter Laune. Als hätte er gerade erfahren, dass es heute sein Lieblingsessen geben würde. »Weil – ich hab da so jemand kennengelernt. Hübsches Ding, steht total auf dich. Ist tierisch traurig, dass du sie versetzt hast!«
Scheiße, das kann doch jetzt nicht wahr sein. Chris versuchte, sich nichts anmerken zu lassen. Er schaute Elom ruhig in die Augen und sagte eher gelangweilt: »Was?«
»Wie was ? Willst
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