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Jacks Briefe

Jacks Briefe

Titel: Jacks Briefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Romes
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Obwohl sie wusste, dass ihre Zeit als unverheiratete Frau tickte und sie schon bald unwiderruflich an ihn gebunden sein würde. Ob sie nun wollte oder nicht. Sie würde sich nicht vor ihm verstecken können, ihn nicht ausschließen können, aus ihrem Gemach oder ihrem Bett. Er würde sich sein Recht als Ehemann einholen. Dafür waren die Männer der Familie Frybury bekannt. Sie hatte Angst davor, was sie vielleicht zu erdulden hatte, als seine Ehefrau. Aber dann kam ihr der Gedanke, dass jene Dinge, die über seine Familie erzählt wurden, möglicherweise nur Gerüchte waren. Das unwichtige Gerede gelangweilter Menschen, mit leerem Inhalt. Doch die Möglichkeit, dass dem doch etwas Wahres zugrunde lag, bereitete ihr eine Gänsehaut. Ein hagerer Mann, mit gestärktem Kragen kündigte die Beiden an. Natürlich mit dem Zusatz, dass diese jungen Herrschaften nicht nur durch ihren gemeinsamen Tanz verbunden wären. Katelyn spitzte den Mund und rollte unbeabsichtigt mit den Augen, als der Mann jene Ankündigung beendet hatte und die Musik anfing zu spielen. Duncan war ihre Reaktion nicht entgangen, doch als Gentleman schwieg er und zeigte dem forschen Publikum so, das heile Bild welches erwartet wurde. Katelyn, die normalerweise eine gute Tänzerin war, trat ihrem Partner in regelmäßigen Abständen auf die Füße. War es, weil sie von allen angestarrt wurde oder weil sie mit ihren Gedanken schlicht und ergreifend einfach nicht bei der Sache war? Beide Gründe waren vermutlich ausschlaggebend. Duncan ertrug die Tritte mit Geduld, obgleich sein Blick, den er immer nur für eine Sekunde innerhalb des Tanzes, auf Katelyn richtete, weniger freundlich und erst recht nicht verständnisvoll auf sie wirkte.
    „Euer Kleid sollte es nicht cremefarben sein?“, fragte er mit einem leicht spöttischen Unterton. Katelyn sah an sich hinunter und trat ihm aufgrund dieser Unaufmerksamkeit erneut auf die Füße. Diesmal konnte er den Schmerz nicht so leicht wegstecken und stieß sie reflexartig zurück. Natürlich blickte er sogleich um sich, aus Angst, dass jemand jenen Fauxpas bemerkt haben könnte und so zog er sie genauso schnell wieder an sich, um den Tanz weiter zu führen, als wäre nichts passiert. Sie konnte sich ein verschmitztes Lächeln nicht verkneifen. Indes trug er die Augenbrauen so tief in seinem Gesicht, dass man hätte, meinen können, sie wären mit den Lidern verschmolzen.
    „Das finden sie wohl amüsant?“
    Schnell unterdrückte sie ihren Spott. „Nein, überhaupt nicht“, antwortete sie und in ihrem Versuch ernsthaft zu bleiben, schob sich wieder diese Melancholie, welche sie seit Jacks Abreise ständig begleitete.
    „Ich muss kurz an die frische Luft“, sagte sie und ließ ihn mitten im Tanz stehen. Entrüstet blieb er zurück und warf ihrer Mutter einen fragenden, wütenden Blick zu. Den diese, beschämt über das Verhalten ihrer Tochter, erwiderte. Auf Katelyns Weg zu der sonnendurchfluteten Terrasse, schenkte sie sich noch mal von der Bohle ein, die sie in einem Zug hinuntergoss, als wäre sie nichts als Wasser. Sie fühlte ein Brennen in der Magengegend, und als sie am Gelände der Terrasse angekommen war, war ihr bereits ein wenig schummrig.
    „Alles in Ordnung?“, fragte Elisabeth, die unweit von ihr in Begleitung eines jungen Mannes stand. Katelyn schüttelte den Kopf. „Zuviel Bohle“, erklärte sie kurz und lehnte sich weit über das Geländer.
    „Komm wir gehen ein Stück, dann wird es dir besser gehen.“ Elisabeth nahm Katelyn an die Hand und beide gingen in den weitläufigen Garten, immer noch begleitet von dem jungen Herrn, der sich scheinbar an Elisabeth geheftet hatte. Er war im Gegensatz zu den meisten Männern hier, recht schneidig und hatte ein angenehmes Wesen. Als sie sich eine gute Strecke vom Haus entfernt hatten, blieb Elisabeth stehen.
    „Ich habe gute Neuigkeiten“, fing sie an, „der liebe Adam hier“, sie deutete auf den Mann neben sich, der diese Gelegenheit unverzüglich nutzte, um sich Katelyn förmlich vorzustellen.
    „Adam Price, mein Name“, er zog seinen Hut und verbeugte sich kurz, ehe Elisabeth fortfuhr.
    „Er kennt Jack!“ Katelyns Herz klopfte in ihrer Brust, als sie seinen Namen hörte, fast so ,als hätte sie ihren Liebsten persönlich vor sich.
    „Adam ist auch in Aberdeen stationiert und er hat mit Jack gesprochen. Ist das nicht eine gute Nachricht?“
    Katelyn nickte. Ein Anflug von Erleichterung umgab sie, als sie Elisabeth zuhörte und dann ergriff

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