Jacks Briefe
Adam das Wort. „Wir sind als Soldaten, zusammen in einem Haus untergebracht, dort habe ich ihn kennengelernt. Ein netter Kerl.“ Er lächelte leise und zwinkerte Elisabeth mit beiden Augen zu.
„Was hat er denn erzählt? Hat er von Haimsborrow gesprochen? Oder von mir?“ Katelyns Stimme zitterte vor Aufregung.
Adam strahlte nickend, als er antwortete: „Ausschließlich von Ihnen, Katelyn!“
Katelyn war erfüllt von neuem Mut, als sie dies hörte. Eine Frage jedoch brannte ihr noch auf der Seele. „Aber warum hat er dann bisher nicht geschrieben?“
„Die Neuen dürfen die ersten Wochen keine Briefe verschicken. Ich bin sicher sie können in den nächsten Tagen mit seiner persönlichen Nachricht rechnen“, erklärte er und beruhigte damit Katelyns Herz. Elisabeth nahm ihre Freundin zur Seite. „Darf ich fragen, was zwischen euch geschehen ist? Zwischen dir und Jack? Ihr habt euch doch nicht etwa einander versprochen?“ Elisabeth sah ihre Freundin besorgt an. Katelyn ging ein Stück, während sie antwortete. „Versprochen haben wir uns nichts. Jedenfalls nicht so richtig.“
„Was ist es dann?“, Elisabeth konnte ihr nicht folgen. Katelyn überlegte kurz, wie sie es ihr am besten erklärte. „Es hat sich einfach etwas entwickelt. Etwas von dem weder Jack noch ich gedacht haben, dass es möglich sei.“ Sie unterbrach, um ihrer Freundin so nah wie möglich zu sein, damit niemand etwas davon mithören, konnte was sie ihr nun anvertrauen würde. Adam blieb dabei im Hintergrund und hielt einen höflichen Abstand zu den beiden Freundinnen. Katelyn nahm ihre Hände in ihre, während sie sprach.
„Elisabeth, wir lieben uns! Ich meine, aber nicht so wie sich Bruder und Schwester lieben, sondern wie ein richtiges Paar.“ Elisabeth schaute sie eindringlich an. „Ist das tatsächlich so?“, fragte sie erstaunt und besorgt zugleich.
Katelyn nickte. „Ich kann immer nur an ihn denken.“ Beide wandten, fast gleichzeitig, ihren Blick zu Adam. Der immer noch auf Abstand zu ihnen blieb. Höflich und außerordentlich galant. Nicht ahnend, dass die Freundinnen in ihm soeben eine Möglichkeit erkannt hatten, der Botschafter einer verboten Liebe zu sein.
Der Ball endete klanglos und irgendwie war es Katelyn gelungen, Duncans Versuchen sie zur Rede zu stellen, aus dem Wege zu gehen. Zumindest bis zum nächsten Morgen.
Die Fryburys trafen früh am Tage in Haimsborrow ein und wurden von Lady Amalia persönlich an deren Kutsche begrüßt. Die Herzogin war von einer außerordentlich ernsten Persönlichkeit. Gerade passend für Lady Amalia. Die beiden würden sich wirklich prächtig ergänzen, brachte die Herzogin doch das nötige blaue Blut mit in die Familie, auf das Lady Amalia so sehnsüchtig hingearbeitet hatte. Der Brunch in Haimsborrow, mit all seinen Unzulänglichkeiten, verschaffte ihr ein weitgehendes Gefühl der Zufriedenheit, auch wenn sich ihre Tochter die meiste Zeit zu verstecken versuchte, sie dies aber, bei der Herrschaft als kindliche Aufregung entschuldigte. Die darüber versteift lächelte und die Herzogin selbst behauptete, wenn sie sich erst einmal Katelyn angenommen hatte, dieses Verhalten genauso schnell abgeklungen wäre, wie der Wunsch nach ihrer Hochzeit je wieder nach Haimsborrow zurückzukehren. William hatte diese Bemerkung mit einer leichten Kränkung ertragen und entschuldigte sich vom Tisch, um sich auf die Suche nach seiner Tochter zu begeben, welche sich seit der Begrüßung an der Kutsche der Herzogin bei einem Spaziergang befand. William durchsuchte den Garten nach ihr. Dann ging er zum ersten Mal den Weg, den er sie immer hatte gehen sehen, zusammen mit Jack. Das Waldstück näherte sich und schließlich fand er sie an der alten Ruine. Sie stand einfach nur da und starrte vor sich hin.
„Katelyn, was machst du hier? Alle warten auf dich.“ Dann sah er, dass sie weinte und für ihn, war dies die Bestätigung dessen, was er bereits befürchtet hatte. Seine Tochter hatte sich in Jack verliebt. Jack, dessen Vater er hatte ermorden lassen. Welch tiefe Schuld regnete auf ihn herab. Das Schicksal hatte sich seinen Weg gebahnt und es war, als hätte Liam Hamilton selbst, sich sein Recht erstritten, als William seine geliebte Tochter von Kummer zerfressen vorfand. Wie konnte er sie nun diesem Duncan übergeben und somit erneut den Hamiltons Schmerzen zufügen? Dem letzten Hamilton, bei dem er doch schwor, nichts Falsches mehr zu tun. Seine Sünden nach und nach zu bereinigen, indem
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