Jacks Briefe
Umschlag, als wäre es ein Stück ihres geliebten Jacks selbst. Sie drehte ihn, um ihn vorsichtig zu öffnen und las die Zeilen langsam, damit sie jedes einzelne Wort von ihm genießen konnte. Für sie sollte dieser Brief solange wie möglich gelesen werden, um sich an ihm zu erfreuen, solange wie es eben ging. Er schrieb:
Geliebte Katelyn,
Vorab möchte ich dir erklären, dass es nicht an mir lag, dass mein Brief dich erst jetzt erreicht. Verzeih mir, aber es war mir als Neuling bisher nicht gestattet, dir zu schreiben. Jetzt, da ich meine erste Zeit hier in Aberdeen erfolgreich hinter mich gebracht habe, habe ich das Recht so viele Briefe zu versenden, wie meine Zeit es erlaubt, diese zu schreiben. Und ich verspreche dir, dass du Hunderte von mir erhältst, sofern ich dir diese noch schreiben darf.
Ich war sehr erfreut von dir zu hören, dass du wohlauf bist. Dies berichtete mir Adam Price, mit dem ich das Vergnügen habe in einem Haus untergebracht zu sein. Er unterrichtete mich ebenso von seiner Absicht, um Elisabeths Hand anzuhalten. Ich sagte ihm, dass ich dies überaus gut heißen würde. Ist er mir doch ein treuer Freund geworden und ich weiß, dass du dir für Elisabeth einen guten Mann wünschst. Mit Adam könnte sie es nicht besser treffen und ich denke, wenn du mir die Bemerkung gestattest, dass sie mit ihm, - über ihre Erwartungen hinaus heiraten würde.
Nun zu meinem Anliegen, welches mich seit unserem Kuss an der Ruine nicht loslassen möchte. Ich habe den Colonel um Beurlaubung an den Weihnachtstagen gebeten. Sollte er mir diese Bitte gewähren, möchte ich, wie es sich gehört, bei William um deine Hand anhalten. Natürlich nur, sofern du noch nicht anderweitig vergeben bist. Was ich sehr hoffe! Leider konnte ich von Adam keine weiteren Informationen zu dem Stand der Dinge bezüglich Master Frybury und dir erhalten, da er keine Neuigkeiten oder Änderungen wusste. Mein Herz brennt darauf zu erfahren, ob du ihm nun gänzlich versprochen bist und ob dies unwiderruflich ist. Wenn dem so ist, verbrenne diesen Brief und ich will dir und deinem Glück nicht im Wege stehen. Solltest du jedoch nicht an ihn versprochen sein, so lasse es mich wissen und ebenso lass mich wissen, ob du an seiner statt, mich nehmen möchtest. Ich brenne auf deine Antwort und verbleibe.
Für immer der Deine, meine liebste Katelyn
Jack
Inverness 2012
„Das muss sein erster Brief aus Aberdeen an sie gewesen sein“, stellt James fest und übergibt Jane das Schriftstück zur Ansicht. Diese staunt über die sinnlichen Zeilen, die sie gerade gehört hat. James hatte den Brief mit einer erstaunlichen und authentischen Art vorgelesen, sodass sie fast geglaubt hatte, er wäre an sie gerichtet.
„Wie erleichtert musste sie gewesen sein, als sie den Brief endlich in der Post hatte“, meint Jane und erkundet die Zeilen näher. James nickt zustimmend. „Ja, ich denke das war sie.“ Jane gibt ihm den Brief zurück und James legt ihn an den Rand des Tisches.
„Ich würde sagen, hier kommen die hin, die wir schon gelesen haben.“
„Gut“, merkt Jane an, „und, sagt uns dieser Brief denn schon irgendetwas, womit ein Historiker arbeiten kann?“, fügt sie mit einem sarkastischen Unterton bei. James grinst und nimmt einen hastigen Schluck Kaffee aus seiner Tasse. „Nun ja, eigentlich schon ziemlich viel!“ Er nimmt den Brief noch einmal in seine Hand, um ihr seine Meinung zu verdeutlichen.
„Aus diesem einen Brief geht schon so vieles hervor. Die Ehen, die von den Eltern festgelegt wurden, die verschiedenen gesellschaftlichen Schichten, die Verbindungen die sich trotz aller Probleme durchgesetzt haben. Einfach Wahnsinn!“ Er ist sichtlich beeindruckt von den Informationen, die er im Gegensatz zu Jane aus diesem einen Brief erhalten hatte. Jane hingegen fand nur eine dieser Informationen relevant und sie wollte unbedingt mehr darüber erfahren. Sie wollte mehr wissen, wollte wissen, ob Katelyn diesen Jack geheiratet hatte. Also, ob sich ihre Verbindung durchgesetzt hat und wenn, wollte sie wissen, was aus ihnen beiden geworden ist. Sie konnte es kaum erwarten, dass James den nächsten Brief vorliest. „Sie waren noch so jung!“, schwärmt Jane, während sie sich eine weitere Tasse Kaffee einschenkt. James lacht. „Du wirst doch wohl jetzt nicht melodramatisch werden? Wir wissen ja noch gar nicht, wie es weiter ging.“ Jane blickt ihn kritisch an. „Was bitte soll denn das heißen?“
Weitere Kostenlose Bücher