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Jacks Briefe

Jacks Briefe

Titel: Jacks Briefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Romes
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beanspruchte. Nicht weil er sie vielleicht nicht direkt schrieb, sondern, weil die Postkutsche nicht jeden Tag zu den Highlands, nach Haimsborrow kam.
     
    Mein lieber Jack
     
    Längst wollte ich dir meine Antwort auf deinen Brief geschrieben haben. Ein schrecklicher Albtraum hielt mich zunächst davon ab. Ich befand mich inmitten von Flammen, umgeben von einer schneebedeckten Landschaft. Ständig hatte ich dieses Gefühl, als würde mich jemand verfolgen, dieser jemand holte mich ein und schoss auf mich. Oh Jack, wie wünschte ich mir doch du wärst nun bei mir und könntest mich trösten. Dieser Traum beunruhigt mich noch immer.
    Ich kann dir gar nicht sagen, wie glücklich es mich stimmte, von dir zu lesen. Als ich deinen Brief erhielt, war es fast, als würdest du mir diese Worte persönlich zuflüstern. Wie ich dich vermisse Jack, kann ich kaum in Worte fassen. Alles ist so trist und freudlos, seitdem du weg bist. Jeden Tag begebe ich mich aufs Neue, zu der Ruine, unserem geheimen Ort und möchte versuchen ganz so zu tun, als würdest du jeden Moment ebenfalls dort eintreffen. Ich denke dann jedes Mal an die Geschichten, die du mir erzählt hast, und erinnere mich in einem besonderen Maße an die, welche zu einem guten Ende geführt haben. Denn dieses erhoffe ich mir so sehnlichst auch für uns. Ich kann dir versichern, dass ich zu meiner Erleichterung nicht an Duncan vergeben wurde. Jene Pläne wurden kurz vor ihrer öffentlichen Verkündigung, von meinem Vater zurückgenommen. Ich denke er ahnt, dass sich zwischen uns etwas entwickelt hat, auch wenn er bisher in keiner Weise zu mir darüber sprach. Adam ist ein tadelloser, junger Mann, der mir sehr freundlich gesonnen war bei unserer ersten Begegnung, auf dem Ball in Dunskville. Ich bin sicher Elisabeth wird seinen Antrag mit Freuden annehmen. Sie schienen beide durchaus ein zartes Band geknüpft zu haben, auch wenn sie sich noch nicht lange kannten. Nun ich hoffe, dass dir die Beurlaubung über die Weihnachtstage gewährt wird und ich dich somit schon bald wieder bei mir haben werde. Ebenso hofft mein Herz in dringlichster Weise, dass Vater dir meine Hand gewährt, damit du mich zu deiner Frau machen kannst. Denn dies ist mein glühendster Wunsch. Ich denke jeden Tag an dich und warte sehnsüchtig auf unser Wiedersehen an Weihnachten. Bitte gebe gut Acht auf dich.
    In Liebe
     
    Deine Katelyn
     
    Sie las sich ihre Zeilen nochmals durch, verglich sie mit den Seinen, um sicherzugehen, dass sie auch all seine Fragen beantwortet hatte. Um nichts offen zu lassen, damit er ihren Brief mit derselben Aufrichtigkeit und Freude las, wie sie es bei seinem getan hatte. Sie versprühte noch einen Stoß ihres Lieblingsparfums auf dem Brief, bevor sie ihn in den Umschlag steckte. Mit ihren Gedanken bei ihm schrieb sie Buchstabe für Buchstabe, seinen Namen über seine Anschrift in Aberdeen. Als sie damit fertig war, pustete sie vorsichtig auf den Briefkopf, damit die Tinte schneller trocknen würde. Dabei drängte sich ihr erneut der Vorfall auf, den sie eben erlebt hatte, jedoch, versuchte sie ihn schnellstmöglich wieder zu vergessen. Lächelnd stellte sie den fertigen Brief an ihren Spiegel, indem sie für einen Bruchteil einer Sekunde etwas zu sehen glaubte. Eine Gestalt, die jedoch so schnell verschwand, dass Katelyn sich nicht sicher sein konnte, ob sie überhaupt dort gewesen war. Sie schob die Erscheinung auf ihre Erschöpfung. Sicher hatten ihre Augen ihr dabei einen Streich gespielt. Sie legte sich schlafen, ohne auch nur ein weiteres Mal darüber nachzudenken. Ihre Gedanken kreisten um Jack und sie hoffte so sehr darauf, dass sie, sobald sie ihre Augen schloss, von ihm träumen würde.
    William brach so früh am Morgen nach London auf, dass ganz Haimsborrow noch schlaftrunken und still da lag. Katelyn erwachte unausgeruht. Wieder hatten sich schreckliche Bilder in ihren Schlaf geschlichen, ganz Ähnliche, wie die, die sie gestern Abend bereits heimgesucht hatten. Schnell zog sich etwas über, um Jameson den Brief für Jack zu übergeben, damit er diesen so früh wie nur irgend möglich losschicken konnte. Sie war schon jetzt voller Vorfreude auf Jacks Antwort und hoffte ihn, mit ihren Zeilen genauso glücklich zu stimmen, wie er es mit seinen bei ihr getan hatte. Seinen Brief verwahrte sie in ihrer Kommodenschublade. Sicher und heimlich. Ohne zu ahnen, dass ihre Mutter Leila damit beauftragt hatte, ihr nachzuspionieren. Hatte sie doch diesen Verdacht, dass Jack

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