Jacks Briefe
etwas mit dem Scheitern ihrer Pläne bezüglich Master Frybury zu tun hatte und diesen wollte sie nun mit Beweisen untermauern. Katelyn jedoch, trug den Schlüssel der Kommode an einer Kette um ihren Hals, so hatte sie ihre Geheimnisse stets bei sich und niemand hatte Zugang zu ihnen, außer ihr Selbst. Und so verliefen die ersten Zimmerdurchsuchungen Leilas ergebnislos und dies berichtete sie der Lady Amalia genauso. Man hätte meinen können, dass Katelyns Mutter dadurch beruhigter gewesen wäre und sich ihr Misstrauen gelegt hatte, aber dem war nicht so. Mit Argusaugen beobachtete sie ihre Tochter und ließ sich über jeden ihrer Schritte, durch die Bediensteten, in Kenntnis setzten. Da auch sie von Jacks Brief wusste, hatte dessen Auffinden und Lesen, allerhöchste Priorität. Sie verbrachte beinahe den ganzen Tag auf der Veranda hinter dem Haus und genoss ihren Brandy und ihren Cognac und tat gerade so, als würde sie nichts mehr kümmern und Katelyn hatte tatsächlich diesen Eindruck, weshalb sie sich ihrer Mutter gegenüber die meiste Zeit in Sicherheit wog. Dennoch blieb sie vorsichtig und begab sich nur dann an die Ruine, wenn ihre Mutter auf ihrem Stuhl eingenickt war oder im Haus ihren Tee trank. Sie wollte nicht, dass sie von Jacks und ihrem geheimen Ort erfährt. Denn dann wäre er nicht mehr geheim. Auch das ihr Vater nun davon wusste, war nicht so geplant gewesen, dennoch war sie sich bei ihm sicher, dass er diesen Ort achten würde, als den Ihren.
Ein Eilbote überbrachte brisante Neuigkeiten vom englischen Hof. William hatte geschrieben, dass die Königin ihr Heer verdoppelte, aufgrund der Ausschreitungen des Spanischen Erbfolgekriegs. Er wurde also wieder eingezogen und sollte als Hauptmann in Oudenaarde fungieren. Eine Stadt, die bereits seit Langem der Ort für entscheidende Kampfhandlungen war. Dort wollte das britische Heer die Franzosen endlich in die Flucht schlagen. William schrieb, dass er sich geehrt fühlte, für diese Aufgabe ausgewählt worden zu sein und das dies eine große Auszeichnung für ihn wäre. Er schien immer noch zuversichtlich, an Weihnachten wieder auf Haimsborrow zu sein. Eine Tatsache die Lady Amalia nicht so sah und auch Katelyn war überaus bestürzt, von seinem erneuten Einzug zu hören. Schließlich war ihr Vater nicht mehr der Jüngste. Doch seine langjährige Erfahrung, seine Treue der englischen Krone gegenüber und seine erfolgreichen Streifzüge waren der Grund dafür, wieso sich der Hof persönlich für ihn ausgesprochen hatte. Katelyn war voller Sorge um ihren Vater, aber am meisten beschäftigte sie die Frage, ob Jack auch in den Kampf geschickt wurde. Sie hoffte, dass es nicht so sein würde, aber der Brief, den sie bald darauf von Jack erhielt, zerschlug all diese Hoffnung und schürte ihre Sorgen in einem ganz erheblichen Maße. Sie öffnete den Umschlag wie auch bereits den Ersten, an der Ruine wo sie ungestört war. Ihre Mutter war so sehr mit der gegenwärtigen Tatsache des erneuten Einzugs ihres Mannes in die Armee beschäftigt, dass sie Katelyn und deren Überwachung für den Augenblick, völlig außer Acht ließ. Katelyns Hände zitterten. Ahnte sie, dass ihre Sorgen berechtigt waren? Der Himmel war in ein dunkles Grau gekleidet und der Wind, welcher immer wieder aufkam, schickte vereinzelt Vorboten des sich ankündigenden Unwetters in Form von winzigen Regentropfen. Katelyn störte sich nicht an dem Wetterumschwung, das Einzige was sie interessierte war Jacks Brief. Vorsichtig klappte sie das Papier auf und begann, angeführt von einem tiefen Durchatmen, zu lesen.
Liebste Katelyn
Ich kann dir gar nicht sagen wie sehr es mein Herz beruhigt zu wissen, dass du nicht an Master Frybury vergeben bist. Wenn ich an die Zuneigung denke, welche mein Herz für dich empfindet, so war dein Brief mindestens genauso wertvoll, wie deine Umarmung es gewesen wäre. Zutiefst glücklich stimmte mich deine so außerordentlich positive Antwort auf meine Bitte, mich zu heiraten. Du kannst dir versichert sein, das ich in dem schier unbändigen Wunsch dich endlich wiederzusehen, beinahe vergehe. Doch der Gedanke an den so lang erwarteten Moment, in dem ich endlich bei dir sein werde, gibt mir Kraft und lässt mich all die Tücken, welche uns in dieser Zeit beschieden sind, überstehen. Sicher hast du bereits Kenntnis darüber, dass sich das britische Heer nach und nach auf die Schlachtfelder der spanischen Niederlande verteilt, um den bereits viel zu lange
Weitere Kostenlose Bücher