Jacks Briefe
andauernden Erbfolgekrieg von Spanien endlich zu einer Entscheidung zugunsten Englands zu bringen. William, der vor seiner endgültigen Abreise nach London kurz in Aberdeen haltmachte, konnte mir so von seinem Einzug persönlich berichten. Du kannst dir sicher denken, dass mich diese Tatsache in einem ganz besonderen Maße rührte, da er nur um mich zu besuchen, einen Umweg, von nicht wenigen Kilometern, in Kauf genommen hatte. Hätten wir genügend Zeit gehabt, so hätte ich ihn bereits an jenem Tage von unseren Plänen unterrichtet. Jedoch war seine Zeit nicht sehr lange beschieden, sodass er kurz nach seiner Ankunft auch wieder abreiste, denn er wurde bereits in Oudenaarde erwartet. Ich sehe mit Bedauern, dass er nun von Dir und deiner Mutter getrennt wird, und hoffe darauf, dass der Krieg ein schnelles Ende finden mag, damit ihr an Weihnachten wieder vereint seid. Ich schreibe deswegen nicht von meiner Person, da mir bis heute noch keinerlei Entscheidung des Colonels bezüglich meiner Beurlaubung vorliegt und ich zu diesem Zeitpunkt nicht sagen kann, ob unser Wiedersehen sich in diesen, besagten Tagen ergibt. Ich bedauere zutiefst, dass ich dir, meine allerliebste Katelyn, im Moment nichts anderes sagen kann. Die Verzögerung über diese Entscheidung liegt mit Gewissheit darin, dass sämtliche wichtige Personen des Kriegsrates mit der gegenwärtigen Situation konfrontiert und damit ausgelastet sind. Sobald ich Näheres über eine Entscheidung weiß, werde ich es dich unverzüglich wissen lassen. Und selbstredend, hoffe ich auch deswegen auf ein schnelles Ende des Krieges, da man uns Neulingen mitteilte, dass wir, sollte, der Krieg binnen drei Monaten nicht zu Ende sein, gegebenenfalls ausgeschickt werden, um dessen Ende schneller herbeizuführen. Da ich jedoch keinerlei Zweifel an einem raschen, britischen Sieg hege, möchte ich dich diesbezüglich nicht unnötig sorgen und hatte deshalb eigentlich auch nie vor, dich über jene Eventualität zu unterrichten. Aber ich weiß, dass, wenn du jene Möglichkeit von deinem Vater erfahren hättest, du mir sicherlich böse gewesen wärst und so wollte ich dem zuvor kommen. Aber bitte sei unbesorgt. Ich hege keinen Zweifel, dass dies nicht eintreffen wird.
Verzeih mir, dass ich nicht bei dir war, als du diesen erschreckenden Albtraum hattest. Ich verspreche dir, dass wenn wir verheiratet sind, ich dich nach solchen Ereignissen in die Arme schließen werde und dich nicht eher loslasse, bis auch der letzte dunkle Schatten des Traumes vergeht. Dennoch muss ich dir an dieser Stelle gestehen, dass ich selbst bereits Ähnliches geträumt habe und solche Träume mich auch nach wie vor heimsuchen. Ich schreibe sie jedoch, dem dunklen Geschehnis aus meiner Kindheit zu, all dem, was an dem Tag geschah, bevor ich zu euch nach Haimsborrow kam. Obwohl meine Erinnerungen daran mehr als vage sind, möchte ich dennoch behaupten, dass diese schreckliche Tat, im Tal von Glencoe, welche an den Meinen, an jenem Tage verübt wurde, durch und durch grausam war und sich in das Unterbewusstsein für alle Zeiten einbrennt. Vielleicht wäre es etwas Tröstliches zu wissen, dass die Verantwortlichen von damals zur Rechenschaft gezogen werden. Diesbezüglich habe ich jedoch wenig Hoffnung. Weshalb ich bemüht bin, standhaft dies Geschehnis zu vergessen, selbst wenn es mich noch als Greis in meinen Träumen einzuholen versucht.
Jetzt zu etwas Erfreulichem. Adam hat mich davon unterrichtet, dass er bereits mit Elisabeths Vater eine Unterredung geführt hat, die für alle überaus zufriedenstellend verlief. Laut Adam wurden sich alle rasch über die Mitgift einig. Es wäre für mich also nicht verwunderlich, wenn du bereits von ihrer Verlobung wüsstest. Sollte es für dich dennoch eine Neuigkeit sein, so lasse dir nichts anmerken. Denn, zweifellos möchte sie dir, ihrer besten Freundin, dieses freudige Ereignis selbst mitteilen. Ich bin untröstlich, dass ich dir mit diesem Brief noch keinerlei Zusage für ein gemeinsames Weihnachtsfest überbringen kann, aber sobald ich Nachricht vom Colonel erhalte, werde ich dir diese selbstredend unverzüglich schreiben.
Und so verbleibe ich in sehnsuchtsvoller Hinsicht auf unser Wiedersehen.
In Liebe
Jack
Katelyns Erleichterung, darüber, dass ihr Jack im Moment nicht in den Krieg geschickt wurde, hielt nur kurz an. Dann überkam sie, recht unverhofft dieses Gefühl der Enttäuschung darüber, dass er noch nicht wusste, ob sie sich dieses Jahr
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