Jacob beschließt zu lieben - Roman
wo er ihn sorgfältig verteilte. Der Boden war vom Regen bereits lehmig und klebrig geworden, das konnte Großvater nur recht sein, das Wasser würde den Dung durchsetzen und ihn mit der Erde verbinden. Ein letzter Regen, dann der erste Raureif und eine feste Schneeschicht, während der Weizen in der TiefeKraft schöpfte für die spätere Anstrengung, sich den Weg nach oben zu bahnen.
Mehrmals steckte er die Schaufel unter die aufgeweichte, bräunliche Masse auf dem Karren und verteilte den Haufen auf dem Acker. Es war eine anstrengende Arbeit, die Tage dauern konnte, wenn nicht bald sein Schwiegersohn kommen würde, um auszuhelfen.
Plötzlich donnerte es. Niemand kann sagen, ob es daran lag oder an den Insekten und am Licht, dass eines der Pferde, das zahmste von allen, in Panik geriet. Großvater hörte Mutters Schreie, warf die Schaufel weg und lief mit großen Sprüngen quer über das Feld zu ihr. Mutter hatte die beiden Tiere losgemacht und eines schon an einen Baum angebunden. Als sie zum zweiten Pferd zurückkehrte, nahm sie auch diesem das Tuch von den Augen. Geblendet vom Licht, erschrocken von einer lästigen Bremse oder dem bedrohlichen Grollen über ihnen, stieg das Pferd hoch und zerrte so kräftig an den Zügeln, dass es Mutter aus dem Gleichgewicht brachte. Es drehte sich und erwischte sie mit der Flanke, sodass sie hinfiel.
Als Großvater bei ihr war, krümmte sie sich vor Schmerzen, und unter ihrem Rock bildete sich eine Pfütze. Er beruhigte das Tier, dann beugte er sich über Mutter.
«Das Kind kommt», keuchte sie.
«Was soll ich tun? Soll ich Neper holen?», fragte Großvater.
«Der taugt nichts. Hol Ramina. Es heißt, dass sie sich damit auskennt.»
«Eine Zigeunerin?», fragte Großvater erstaunt.
«Hol sie einfach her!»
Doch nachdem Großvater in Eile die Pferde wieder eingespannt hatte und auf den Karren gestiegen war, ändertesie ihre Meinung. «So lange kann ich nicht mehr warten. Leg mich auf den Karren, Vater.»
«Aber der ist voller Mist. Was, wenn das Kind dort auf die Welt kommt?»
«Tu es einfach!»
Großvater bückte sich erneut, seine Tochter legte ihm die Arme um den Hals, dann hob er sie hoch und trug sie zum Karren. Er legte sie in den noch lauwarmen, stinkenden, mit Mücken übersäten Kot der Tiere. Ihr wurde übel, und sie erbrach sich über ihre Kleider, doch das war nicht wichtig. Die Hauptsache war, dass sie ihr Kind ungefährdet auf die Welt brachte und diese späte Chance nutzte, um zu beweisen, dass sie eine fruchtbare, normale Frau war.
Großvater peitschte die Pferde so aus, wie er es noch nie getan hatte. In Gedanken verfluchte er seine Entscheidung, die Tochter zur Feldarbeit mitzunehmen. Würde etwas Schlimmes geschehen, würde sie das Kind verlieren, müsste er sich vor seinem Schwiegersohn verantworten. Würde sie sterben, so könnte er in diesem Leben keine Ruhe mehr finden.
Bis zum Zigeunerhügel holperte der Karren auf dem schmalen Weg, der voller Steine und mit Wasser und Schlamm verstopften Löchern war. Wenn die Räder darin stecken blieben, sprang Großvater hinunter und schob den Karren heraus. Er war durchnässt und verschwitzt zugleich, wie auch seine Tochter. Das Haar und die Kleider klebten ihnen am Körper. Sie lag mit gespreizten Beinen mitten auf der Ladefläche, die Fersen hatte sie in den Dung gesteckt. Hin und wieder stemmte sie sich auf die Ellbogen, dann ließ sie sich entkräftet wieder fallen.
Großvater wischte sich das Wasser vom Gesicht ab, dann peitschte er seine Pferde wieder aus. Wenn aber seine Tochter ihn ermahnte, langsamer zu fahren, zügelte er die Pferde, bis sie rief: «Schneller!» Erst kurz vor ihrem Ziel wurde der Regen zu einem Nieseln und hörte danach ganz auf. Die Fliegen und Bremsen, die darauf gewartet hatten, erhoben sich wieder und schwirrten um Mutter herum.
Großvater packte den ersten Zigeuner, dem er begegnete, am Kragen. «Bring die Frau des Bulibaşa zu uns!» «Der Bulibaşa ist seit einigen Wochen verschwunden.» «Ist mir egal. Bring Ramina her!» In jenem Augenblick schrie Mutter so fürchterlich, dass die beiden Männer zusammenzuckten. Die Stille, die folgte, erfüllte Großvater mit den furchtbarsten Gedanken, doch bald folgte ein zweiter Schrei. Die Männer eilten zum Karren, der Zigeuner bekreuzigte sich, dann lief er hügelauf davon.
Es dauerte nicht lange, bis Ramina zwischen den armseligen Hütten auftauchte, begleitet von dem Mann, der einen Eimer Wasser schleppte. Über dem Arm
Weitere Kostenlose Bücher