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Jade-Augen

Jade-Augen

Titel: Jade-Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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Anführer –«
    »Er hatte keine andere Wahl«, unterbrach Kit. »Sie waren zu demütigend, um sie in Betracht zu ziehen.«
    Sie senkte den Kopf. »Vielleicht. Aber was soll jetzt geschehen? Er ist ja doch zu weiteren Verhandlungen gezwungen. Zu dem nächsten Treffen vor dem Kantonnement nimmt er einen neuen Vertragsentwurf mit, stimmt darin der Evakuierung Kabuls innerhalb von drei Tagen zu und verlangt im Gegenzug Proviant und freien Durchgang für die gesamte Armee und die dazugehörigen Zivilisten nach Indien. Er akzeptiert die Rückkehr von Dost Mahommed auf den Thron und entfernt Shah Soojah gegen Amnestie. Er ist einverstanden mit der Evakuierung der Balla Hissar und aller britischen Forts in der Umgebung von Kabul. Jetzt sag mir, für welche Seite diese Bedingungen demütigend sind?«
    Kit fuhr zusammen, konnte jedoch nichts erwidern.
    Annabel fuhr leidenschaftlich fort: »Und was geschieht nun? Die drei Tage sind vergangen und kein Versuch wurde unternommen, das Kantonnement zu evakuieren, obwohl die Balla Hissar und die anderen Forts aufgegeben wurden. Der Feind hat die Vereinbarungen nicht eingehalten und weder die versprochenen Vorräte geliefert noch die Lasttiere, für die reichlich Geld bezahlt wurde. Und was tut Macnaghten? Statt auf der Einhaltung der Bedingungen durch beide Seiten zu bestehen, fährt er mit dem hinterhältigen Plan fort, die Anführer gegeneinander auszuspielen. Glaubt er denn, daß sie ihn nicht durchschauen? Ich habe mir die Gespräche im Basar genau angehört. Was meinst du denn, warum sie sich einfach zurücklehnen, beobachten und warten?« Ein Aufwallen von Ungeduld ließ sie auf die Füße springen. »Glaubt er denn, sie hätten das Interesse verloren oder den Schwung … oder was? Natürlich haben sie das nicht. Das Wetter ist auf ihrer Seite, es gibt kaum noch Nahrungsmittel oder Feuerholz im Kantonnement, und sie warten darauf, daß Macnaghten sich aufhängt. Und nur wegen deinem verdammten Starrsinn, Ralston, Huzoor, gestattest du mir nicht, ihm das mitzuteilen.«
    Kit blieb stumm. Er konnte nichts von dem, was sie gesagt hatte, abstreiten. Die Truppen lebten von halbierten Rationen, die Zuggespanne verhungerten, die Zivilisten ernährten sich von Aas, und es gab keinerlei Möglichkeit, die Vorräte aufzufüllen. Während Elphinstone und Macnaghten wieder und wieder die gleichen strittigen Punkte besprachen, Pläne zusammenbrauten und wieder verwarfen, hatten die Afghanen die Brücke über den Fluß von Kabul zerstört, und die Briten im Kantonnement saßen untätig herum.
    »Der Kronbevollmächtigte glaubt, daß er sich nicht mehr länger an den Vertrag gebunden fühlen muß, weil die Anführer ihn nicht eingehalten haben«, seufzte er schließlich tief. »Ich habe ihm gesagt, was du denkst, aber er will nicht darauf hören.«
    »Vielleicht hört er auf mich« ,rief sie leidenschaftlich.
    Kit blickte seinen grünäugigen Luchs an, ihren schwingenden kupferfarbenen Zopf, ihre schlanke, sinnliche Figur, die durch die afghanische Kleidung noch unterstrichen wurde, und er dachte an diesen spöttischen Ton, der in ihrer Stimme auftauchte, wann immer ihr Standpunkt in Zweifel gezogen wurde. Er dachte an den zittrigen Elphinstone und den wichtigtuerischen, aufgeblasenen Kronbevollmächtigten und wie sie den verächtlichen Schmähungen dieser außerordentlichen Kreatur zuhörten- ihn schauderte. »Ich werde ihnen sagen, was du im Basar gehört hast«, versprach er. »Ich habe nie zuvor geäußert, daß meine Darlegungen aus einer informierten Quelle stammen, aber jetzt werde ich es tun. Bist du damit zufrieden?«
    Sie ließ die Schultern hängen. Wenn er ihr nicht gestattete, auf die einzige Weise zu helfen, die ihr offenstand, dann würde sie mit dieser Enttäuschung leben müssen. Aber es war so schwer einzusehen, da sie doch Akbar Khans Stimme hören, sein Gesicht sehen und seine Gedanken lesen konnte! Er würde nur einfach dasitzen und abwarten, daß Macnaghtens Verrat offensichtlich wurde … dann würde er mit reinem Gewissen zuschlagen. Es würde für jene, welche die Vereinbarungen gebrochen hatten, keine Gnade geben, und Akbar Khan würde es weit von sich weisen, daß auch er es getan hatte. Er würde einfach sagen, daß die Briten ja keinerlei Anstalten gemacht hatten, das Kantonnement innerhalb von drei Tagen zu räumen, und daß er sich daher auch nicht an seine Zusage gebunden gefühlt hatte, sie mit Proviant zu versorgen.
    Kit legte ihr eine Hand auf die Schulter

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