Jade-Augen
sich brüsk auf und stierte sie an.
Kit berührte ihren Fuß unter dem Tisch mit der Bitte um Vorsicht, und sie warf ihm einen schnellen amüsierten Blick zu.
»Ich glaube, Sir, daß es töricht wäre, sich mit Akbar Khans Listenreichtum messen zu wollen«, erwiderte sie. »Er ist unbesiegbar in solchen Taktiken.«
»Sie sind der Ansicht, wir sollen diese Vorschläge nicht beachten?« Der Kronbevollmächtigte blickte ungläubig drein. »Ich bin entschlossen, mich morgen früh mit Akbar Khan zu treffen.«
Annabel wollte gerade scharf entgegnen, daß sie sich nicht denken könne, warum man sie dann habe rufen lassen, als Kit ihren Knöchel wieder bittend anstieß und sie veranlaßte, die Bemerkung zu unterdrücken. »Bieten Sie Akbar Khan kein Geld an«, riet sie. »Er braucht es nicht, und er würde nie eine Rupie von den hündischen Feringhees annehmen.«
Die Männer um den Tisch sogen scharf die Luft ein, und sie merkte, daß ihre Stimme den Tonfall von Akbar Khan angenommen hatte.
»Das riecht mir nach Verrat, Sir William«, ließ sich Elphinstone vernehmen.
»Ich verstehe mehr von diesen Dingen als Sie«, blaffte der Kronbevollmächtigte und brachte damit den General zum Schweigen. »Ich werde nicht zustimmen, Blutgeld zu zahlen, aber ich werde einen Plan vorlegen, mit dessen Hilfe unsere Truppen mit denen Akbar Khans bei der Gefangennahme von Ameenoolla Khan mitwirken werden. Allen anderen Punkten werde ich zu stimmen.« Er stand abrupt auf. »Das genügt, nehme ich an. Die Hauptleute Lawrence, Trevor und Mackenzie werden mich am Morgen zu der Unterredung begleiten. Miss Spencer, ich danke Ihnen für Ihren Beitrag.« Er verbeugte sich und verließ den Raum.
Kit drehte sich zu Annabel, widerwillige Ergebung in der Miene. Aber sie blickte über den Tisch hinweg beschwörend Colin an, den es fröstelte. »Sie dürfen nicht gehen, Colin.« Dieser ausdrückliche Befehl füllte die beklemmende Leere, die durch das Fortgehen des Kronbevollmächtigten entstanden war.
»Sie wissen doch, daß ich muß«, sagte er kläglich lächelnd.
Sie blickte ihn weiterhin an, lang und starr, als male sich sein Schicksal auf seinem Gesicht ab. Dann schüttelte sie den Kopf: »Wenn Sie sagen, daß Sie es müssen, dann ist es so. Aber Sie gehen in eine Falle.« Sie drehte sich zu Kit: »Du brauchst mich hier nicht mehr?«
Er schüttelte den Kopf. »Du hast gesagt, was du sagen wolltest.«
»Ich habe gesagt, was ich sagen mußte«, verbesserte sie ihn ruhig. »Selbst wenn es nicht viel geholfen hat.«
Er breitete seine Arme aus und führte sie aus dem Raum. »Frieden, Anna?« fragte er leise, als sie die Straße erreichten.
»Ich wollte nie mit dir im Krieg sein«, antwortete sie ebenso leise. »Aber ich fühlte dieses übermächtige Bedürfnis, meine Hilfe anzubieten. Und du hast es mir verweigert.«
»Ich wollte dich beschützen.«
»Vor dem Tod? Vor Akbar Khans Rache?« Sie lächelte, aber ihr Lächeln war kalt. »Mein Liebster, ich brauche vor nichts Schutz als vor diesen Dingen … und vor ihnen gibt es keinen Schutz.« Sie blickte zum Himmel auf. »Es wird schneien, Kit.«
17. KAPITEL
Auf einem kleinen Hügel, der sanft zum Fluß hin abfiel, saß Akbar Khan auf seinem Pferd. Er blickte nachdenklich über die schneebedeckte Ebene hinweg auf das Kantonnement. Die Männer um ihn herum, die an sein Schweigen und seine Bewegungslosigkeit gewöhnt waren, machten keinen Versuch, ihn zu stören, während sie auf die Ankunft des britischen Kontingents warteten.
Wo genau hinter diesen Wällen mochte sich Ayesha befinden? überlegte Akbar Khan. Und was tat sie in diesem Augenblick? Er fragte sich, ob sie wohl Angst hatte, da sie ja wissen mußte, welchen unabwendbaren Ausgang diese Auseinandersetzung haben würde. Wenn sie von Macnaghtens unbeholfenem Versuch des Verrats erfuhr, dann war ihr klar, wie Akbar Khan darauf antworten würde. Sie mußte wissen, daß der Kronbevollmächtigte in eine Falle lief, die bedachtsam für ihn vorbereitet worden war. Wie konnte er nur so dumm sein und annehmen, daß Akbar Khan sich und seine Ehre den hündischen Feringhees verkaufen würde? Daß er mit ihnen gemeinsame Sache machen würde, wie der Kronbevollmächtigte vorgeschlagen hatte, um einen seiner eigenen Verbündeten zu verraten? Allein der Gedanke, daß der Kronbevollmächtigte dies glaubte, genügte, um wilde Wut im Blut des Sirdars aufkochen zu lassen und seine meditative Ruhe zu zerstören.
Dieser Angelegenheit mußte ein Ende
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