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Jade-Augen

Jade-Augen

Titel: Jade-Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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Mann der vergangenen Minuten der Schauspieler und die fast unmenschliche Wut, die er jetzt zum Ausdruck brachte, war der wirkliche Mann. Seine Stimme schallte durch die eisige Morgenluft. »Begeer! Begeer! « Seinem eigenen Befehl gehorchend, ergriff er den linken Arm des Kronbevollmächtigten. Sultan Jan, der auf der anderen Seite stand, ergriff den rechten.
    Die drei Stabsoffiziere standen einen Augenblick wie betäubt da, als der Kronbevollmächtigte den Hügel hinuntergezerrt wurde. Sie konnten Sir Williams Stimme hören, der voller Entsetzen die Hilfe Gottes herbeirief, »Az barae Khooda« ,und erhaschten einen Blick auf seine in Grauen verzerrte Miene. Dann sprangen sie vor, mit den Schwertern in den Händen, nur um von den Bergbewohnern umzingelt zu werden.
    Colin schwang sein Schwert, hörte die Klinge an Khyber-Messern und Säbeln abprallen, als die wütende Menge auf ihn eindrang. Er sah, wie Trevor sich verzweifelt mühte, den Kreis zu durchbrechen und den Kronbevollmächtigten zu erreichen, dann ging Trevor unter seinen Angreifern zu Boden, für alle Hilfe verloren, als die Messer zustachen und ein schauerlich gurgelnder Schrei sich über dem Menschenknäuel erhob. Schreie und Rufe jagten drohend durch die Luft, und die beiden Stabsoffiziere, die noch auf den Beinen waren, kämpften um ihr Leben, wohlwissend, daß es nur eine Frage von Minuten war, bis auch sie zu Boden gehen und auf dem schneebedeckten Hügel in Stücke gehackt würden.
    Sie kämpften mit der Entschlossenheit und Grausamkeit von Männern, die wissen, daß sie sterben müssen, und Colin spürte, wie seine Kräfte nachließen, als sich ein großes, schwarzes Schlachtroß durch die Menge drängte. Der Dourani-Anführer auf seinem Rücken beugte sich vor, zischte einen Befehl, und Colin nahm in blindem Zugriff die Hand, die sich ihm entgegenstreckte, sprang aus der kämpfenden Meute auf das Pferd, sah noch verschwommen blitzende Zähne, rollende Augen und niederstoßende Messer, als das Schlachtroß wendete und aus dem Kreis preschte. Hinter sich sah er, daß ein anderer berittener Anführer Lawrence die gleiche Gelegenheit zur Flucht geboten hatte. Als sie über den Hügel galoppierten, blickte er auf die Stelle, zu der Macnaghten gezogen worden war, aber er konnte nur eine drängende, stoßende Menschenmenge sehen, die sich um einen Punkt auf dem Boden scharte. Es bedurfte nicht vieler Phantasie sich vorzustellen, was dort geschah, und er spürte Übelkeit in sich aufsteigen bei der Frage, was sein eigenes Schicksal wohl sein mochte. Er war auf unerklärliche Weise gerettet worden, oder war das nur eine kurze Gnadenfrist, bevor neues Entsetzen über ihn hereinbrechen sollte?
     
    Die Eskorte, zu weit zurückgelassen, um rechtzeitig in die ohne jegliche Vorwarnung ausgebrochene Gewalt auf dem Hügel eingreifen zu können, stürzte zurück zum Kantonnement, lustlos verfolgt von einer Handvoll johlender Ghazi. Sie lieferten einen verwirrten Bericht von dem Gemetzel an den vier britischen Unterhändlern, und Colins Freunde hörten erschüttert zu.
    »Ich weiß nicht, warum Akbar Khan sie alle ermorden ließ«, sagte Annabel, sich vor dem mageren Feuer zusammenkauernd, frierend, mutlos wegen des Verlusts und überwältigt von einem Gefühl der Sinnlosigkeit angesichts eines so nutzlosen und erniedrigenden Mordens.
    »Aber du hast gesagt, daß es eine Falle ist«, erinnerte Kit sie. »Du hast Colin gewarnt, nicht zu gehen.«
    »Ich weiß. Ich war mir sicher, daß Gefahr bestand, aber es ist widersinnig, daß Akbar Khan sie alle hat niedermachen lassen. Ich hätte gedacht, er nimmt sie als Geiseln, vielleicht, um sie als Druckmittel für den Abzug aus dem Kantonnement zu benutzen, aber er gewinnt nichts, indem er ihr Blut … es sei denn …« Sie zitterte.
    »Es sei denn was?« fragte Bob vorsichtig.
    »Es sei denn, Rachegefühle hätten ihn übermannt. Er wird den Mord nicht kaltblütig geplant haben – er ist zu schlau, als daß er glauben könnte, dumpfe Gewalt würde irgendwelche Lösungen bringen –, aber wenn er plötzlich vor Zorn rasend war –« Sie zuckte die Schultern. »Er ist ein sehr leidenschaftlicher Mann, wie ich bereits gesagt habe. Und von Zeit zu Zeit regiert Leidenschaft sein Tun.« Sie sah Kit wie erloschen an, und er erwiderte den Blick in grimmigem Verständnis.
     
    Aber Colin und Lawrence waren vorübergehend unter dem Dach des freundlichen Mahoomed Zemaun Khan in Kabul sicher. Sie beobachteten voller Abscheu aus

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