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Jade-Augen

Jade-Augen

Titel: Jade-Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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bereitet und die Eindringlinge ein für allemal aus dem Land getrieben werden … und es wurde Zeit, Ayesha von Christopher Ralston zurückzufordern. Welchen Veränderungen war sie durch ihren Aufenthalt bei dem Feringhee unterworfen worden? Wie lange würde er brauchen, sie wieder rückgängig zu machen? Und konnte er das überhaupt erreichen? Akbar Khan hatte noch nicht darüber entschieden, was er mit seiner Ayesha tun würde, wenn er sie zurückholte, und er beschloß, diese Entscheidung davon abhängig zu machen, wie er sie vorfand.
    »Sie kommen«, meldete einer seiner Gefährten leise und wies mit seiner Gerte auf eine kleine Gruppe, die aus dem Kantonnement herausritt.
    Akbar Khan vertrieb seine Gedanken an Ayesha und konzentrierte seine Geisteskraft unbarmherzig auf den Mann, der mit einem Kopf voll von Verrat und mit der Überzeugung zu diesem Treffen erschien, daß Akbar Khan einen Verbündeten für britisches Geld verkaufen würde. Er sah zu, als die Soldateneskorte wie vereinbart ein wenig vom Hügel entfernt zum Stillstand kam, wie vier Herren abstiegen und zu Fuß auf den Treffpunkt zukamen.
    Akbar Khan ließ sich wie die übrigen Sirdars ebenfalls von seinem Pferd gleiten, und sie standen wartend unter dem schneeschweren Himmel, mit dem grauen Fluß an ihrer Seite und den zerklüfteten, weißen Berggipfeln im Hintergrund. Das war ihr Land und seine Unwirtlichkeit war eine der stärksten Waffen in ihrem Arsenal.
    Colin Mackenzie versuchte sein ungutes Gefühl unter Kontrolle zu bekommen, als sie auf die Gruppe der Afghanen, die alle bis zu den Zähnen bewaffnet waren, zugingen. Akbar Khan stand ein wenig weiter vorn, sein pelzbesetzter Mantel stand trotz der eisigen Kälte offen und gab den Blick auf einen Brokatrock und auf eine lose, in die Schäfte der Reitstiefel gestopfte Hose frei. Ein Säbel war mit einer Schärpe an seiner Seite befestigt. Unter der Fellmütze starrten die Augen mit einer beängstigenden Teilnahmslosigkeit hervor, und um seinen Mund war nicht die geringste Andeutung von Entgegenkommen auszumachen.
    Dies ist also der Mann, bei dem Annabel zur Reife herangewachsen war, dachte Colin. Bei den seltenen Anlässen, zu denen er sie ihn hatte erwähnen hören, sprach sie immer mit einer Mischung aus Ehrfurcht und aufrichtiger Zuneigung von ihm, obwohl sie freimütig gestand, daß sie einen Großteil dieser Jahre am Rande des Entsetzens zugebracht hatte, beständig über die absolute Macht, die von einem so leidenschaftlichen und launenhaften Mann ausgeübt wurde, in Zweifeln verstrickt. Er strahlte nichts aus, was Colin hätte beruhigen können. Auch die Truppe von Kriegern, die sich auf dem Hügel zusammendrängte, erweckte kein Vertrauen. Warum hatte Akhbar Khan eine bewaffnete Eskorte, wenn doch der politische Kommandeur und sein Stab, bestehend aus drei militärischen Offizieren, allein kamen? Keine angenehme Frage.
    Zwar hatten sie Macnaghten dazu gebracht, die Gefährlichkeit ihrer Unternehmung wahrzunehmen, aber er hatte die Bedrohung mit hochmütiger Ungeduld abgetan. »Mag der Verlust so hoch sein, wie er will, ich würde lieber hundert Tode sterben, als die letzten sechs Wochen noch einmal zu erleben.« Jetzt, da sich die Bergbewohner beinahe unmerklich vorwärtsschoben, um die vier britischen Offiziere einzukreisen, spürte Colin, wie sein Gefühl böser Vorahnungen sich zur Gewißheit verdichtete. Seine Hand glitt zum Griff seiner Pistole und blieb dort liegen.
    »Bist du bereit, die Vorschläge, wie sie dir letzte Nacht unterbreitet wurden, anzunehmen, Macnaghten, Huzoor?«
    »Ich bin es«, entgegnete der Kronbevollmächtigte knapp.
    Colin überlegte, ob er sich das Aufblitzen von Zorn in den blauen Augen des Khans nur eingebildet hatte, so schnell war es vorüber. Hauptmann Lawrence trat vor, wies auf den stark bewaffneten Kreis, der sie umgab, und brachte vorsichtig zum Ausdruck, daß dies keine Voraussetzung für friedliche Verhandlungen sei. Zwei der verbündeten Anführer bedeuteten den Männern daraufhin mit ihren Gerten vage, sich zurückzuziehen, was von denen jedoch übersehen wurde.
    »Es spielt keine Rolle«, sagte Akbar Khan beiläufig. »Sie sind alle in das Geheimnis eingeweiht, also gibt es nichts zu fürchten.«
    Was als nächstes geschah, kam so plötzlich, daß Colin erst viel später die genaue Reihenfolge der Ereignisse zusammensetzen konnte.
    Akbar Khan war auf einmal verwandelt. Aber vielleicht war er es auch nicht. Vielleicht war der ruhige, gelassene

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