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Jade-Augen

Jade-Augen

Titel: Jade-Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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eine afghanische Frau verhalten. Wenn Sie mich in Ihrem Quartier herumführen, dann könnte ich vielleicht Vorschläge machen für Verbesserungen innerhalb der eingeschränkten Möglichkeiten dieses Ortes. Die Menschen hier sind arm und haben kein Verständnis für europäischen Komfort und auch nicht für grundlegende Sauberkeit. Ich nehme an, das ist der Grund, warum Akbar Khan mich dazu abgestellt hat, für Sie zu verhandeln.« Sie lächelte bitter, aber niemand konnte ihren Mund sehen. »Ich kenne beide Seiten der Münze, verstehen Sie?«
    Kit stand im Schatten des hinteren Türrahmens hinter Lady Sale. Er blickte sie an, bis sie seine Gegenwart spürte. Sie sprach weiterhin mit Lady Sale und hielt ihren Kopf gesenkt, aber ihre Augen über dem Schleier flogen einen Wimpernschlag lang zu seinen hinüber, und tiefer Friede kehrte in sie ein. Er war in Sicherheit, und sie war es auch, beide unter dem gleichen Dach. Der Kater hatte beschlossen, die Mäuse vorläufig nicht zu behelligen.
    Aber sie hatten nicht die Möglichkeit miteinander zu spielen. Und da waren immer noch ihre Ängste und ihr ungewisses Schicksal. Doch man sollte dankbar sein für die kleinen Gnaden, wie zeitlich beschränkt auch immer sie waren.
    Annabel zwinkerte Kit zu, und ihre Lippen unter dem Schleier formten ihr Koboldlächeln, das er so gut kannte. Sie sah, wie sich sein Mund zur Bestätigung verzog. Sie waren noch nicht besiegt. Dann verschwand er im Schatten, und sie nahm ihre Verhandlungen mit Lady Sale seelenruhig wieder auf.
    Annabel mit ihrer wachsamen Eskorte durchschritt die fünf Räume. Wann immer ein Mann auftauchte, sorgten ein paar kehlige Laute unmißverständlich dafür, daß er sich sofort zurückzog.
    »Das ist sehr unzivilisiert«, murmelte Lady Sale. »Sie sind schließlich eine Engländerin, selbst wenn ich Ihr Verhalten nicht gutheißen kann. Warum glauben diese Wilden, Sie wie eine ihrer Frauen hinter dem Purdah behandeln zu dürfen?«
    »Weil ich genau das bin«, erklärte Annabel geduldig. »Wir alle sind Gefangene, nicht wahr? Die Bedingungen meiner Gefangenschaft unterscheiden sich allerdings von den Ihren.«
    »Nun, ich verstehe die Angelegenheit überhaupt nicht. Wie sind Sie denn überhaupt in diese Lage geraten?«
    »Kit kann Ihnen davon berichten«, sagte sie. »Wir haben wichtigere Dinge zu besprechen. Die Männer werden schnell ungeduldig, dann mißtrauen sie unserem Gespräch, und wir haben nichts erreicht.«
    »Was für ein anmaßendes Mädchen Sie doch sind!« trompetete Ihre Ladyschaft und begann eine Liste von Forderungen und Beschwerden vorzutragen, die sich Annabel merkte und sogleich entschied, welchen entsprochen werden konnte und welche jenseits der beschränkten Möglichkeiten von Budiabad und seiner ländlichen Bewohner lagen.
    Sie wollte gerade die Unterkunft verlassen, als Brigadier Shelton und Colin beiläufig hinter ihr den Raum betraten. »Es wäre für uns interessant, wohin Akbar Khan unterwegs ist«, sagte der Brigadier nachdrücklich.
    Annabel drehte sich zu Lady Sale, die sie an die Tür begleitet hatte. »Er ist nach Jalalabad geritten, um sich mit den anderen Sirdars zu vereinen und die Stadt zu belagern«, erklärte sie in dem gleichen Gesprächston, dessen sie sich bisher bedient hatte. »Ich versuche so viel herauszufinden, wie ich kann, aber ich bin derart isoliert, daß ich nichts verspreche.«
    »Jedes bißchen ist besser als nichts.« Der Brigadier richtete diese Worte scheinbar an Colin. »Selbst wenn Sie es als unbedeutend erachten, kann es wichtig sein.«
    »Ich verstehe«, nickte Annabel. Sie wandte sich an ihre Bewacher, entbot ihnen ein Salaam und fragte auf Paschtu: »Wann wird es mir erlaubt, hierher zurückzukehren?«
    »Wenn sie nach dir schicken«, antwortete einer von ihnen. »Du mußt jetzt gehen.«
    »Ich habe verstanden, worüber sie geredet haben.« Major Pottinger hatte sich dem Brigadier und Colin im hinteren Teil des Raumes angeschlossen und richtete seine Worte beiläufig an seine Gefährten. »Wir sorgen dafür, daß Sie eine häufige Besucherin werden.«
    Sie antwortete nicht, denn das hätte auf ein Gespräch gedeutet. Sie hätte gerne über die Schulter zurückgeblickt, um einen Blick auf Kit zu erhaschen, aber sie wollte ihre Chance, zurückkommen zu dürfen, nicht aufs Spiel setzen. Die Wachen stießen sie auf den Hof hinaus, wo sie ihnen Mitteilung über die Bedürfnisse der Geiseln machte und dann in ihre Kammer zurückgebracht wurde.
    Später am Tag

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