Jade-Augen
»Auf deinen Bauch.«
Sie zuckte die Schulter und tat, was er von ihr verlangte.
»Jetzt wollen wir einmal sehen, ob ich etwas von dir gelernt habe vor ein paar Monaten, Ayesha«, flüsterte er und kniete neben ihrem hingestreckten Köper, schob ihr Haar beiseite und begann, ihren Hals, die Schultern und den oberen Rücken kraftvoll durchzukneten, wobei er die gewandten und flinken Griffe an ihr erprobte, mit denen sie ihm so oft Erleichterung verschafft hatte.
Er spürte ihre zunehmende Entspannung und lächelte über seinen Erfolg, denn ihre Reaktionen waren genau die gleichen wie seine, wenn sie ihn massiert hatte. Sie streckte sich, wand sich wie eine Katze, und er beugte sich über sie, um ihr Ohr zu küssen; dann rutschte er zurück, kniete sich neben ihre Füße, drückte seine Daumen in die Muskeln ihrer Wirbelsäule und in die Vertiefungen des Beckens, bewegte seine Handflächen kreisend über ihr Gesäß, knetete ihre Oberschenkel durch, streichelte sie zart an den empfindlicheren Stellen und in den Kniekehlen, packte bei ihren Waden wieder fester zu, hob schließlich ihre Füße und suchte nach den Stellen an den Sohlen, die, wie er aus eigener Erfahrung wußte, Glücksgefühle und Entspannung durch den ganzen Körper sandten.
»Solch eine Freude«, flüsterte sie erstaunt. »Niemand hat mir das je geschenkt.«
»Ich bin froh«, antwortete er, schob seine Hände unter ihre Hüften und hob sie hoch, so daß sie sich nun auf Hände und Knie stützte. »Froh, daß niemand zuvor dir auf diese Weise begegnet ist.« Ihre Hüften umfaßt haltend, glitt er sacht in ihren offenen Körper. Sie ließ Kopf und Schultern fallen und ruhte mit der Wange auf den leicht kratzenden Fellen, ein wenig gewärmt von dem schwachen Feuer, als sie sich in dieser Liebesstellung seiner Führung überließ und seine Gaben empfing.
Draußen vor der Tür schloß Akbar Khan leise die Klappe über dem winzigen Fenster in der Tür. Die Liebenden waren zu sehr mit sich beschäftigt, als daß sie die kleine Öffnung, die den Augen und Ohren des Voyeurs Zutritt verschaffte, bemerkt hätten. Das Spiel, das er sich zurechtgelegt hatte, war für ihn zu einem Fehlschlag geworden, er zog gegen die eisige Luft auf den Gängen den Mantel enger um seinen Körper. Er hatte geglaubt seine Neugier befriedigen zu können, indem er das Benehmen Ayeshas und des Mannes, von dem sie behauptete, sie liebe ihn, beobachtete. Er hatte gemeint, eine gewisse Genugtuung daraus zu gewinnen, daß sie es für ihn taten, ohne zu ahnen, daß ihr Schicksal bereits besiegelt war.
Nichts davon war eingetroffen. Ayesha hatte seinen Plan erraten, hatte ihn ihrem britischen Hauptmann mitgeteilt, der sie angehört hatte und dann so fortfuhr, als habe es keine Bedeutung. Und Ayesha hatte ihre Ängste in die Hände ihres Liebhabers gelegt.
Er hatte auch keine Befriedigung darin gefunden, ihrem Liebesspiel zuzusehen. Ohne Zweifel hatte er seine Neugier dahingehend gestillt, welch ein Unterschied klaffte zwischen Liebe und Lust, aber das war keine Erkenntnis, die ihm auch nur im geringsten gefiel. In der Tat, um die Annahme, sexueller Genuß sei die einzige in Betracht zu ziehende Dimension, fühlte er sich jetzt auch noch beraubt.
Er kehrte tief in Gedanken zu seinen eigenen Räumen zurück.
21. KAPITEL
Diese Nacht durfte man nicht mit Schlaf vergeuden. Es war eine Nacht des bannenden Zaubers, des Wanderns durch die Felder der Leidenschaft, wo Schreckensbilder vor dem Morgen keinen Boden fanden und Ängste neben der mächtig erblühenden Pracht der Freuden zerstoben.
Als das Geräusch gestiefelter Füße auf dem Gang und das Kreischen des zurückgezogenen Riegels im eisigen Morgengrauen in das Traumland der Liebenden eindrang, zogen sie sich ohne Worte voneinander zurück, nur ein allerletztes Verweilen, in dem sich ihre Körper berührten, ihre Hände verschränkten, tasteten und sich schließlich trennten.
Die Tür wurde aufgestoßen, aber die Eskorte blieb auf dem Gang und stieß einen rauhen Befehl aus, den Kit, obwohl er ihn nicht verstand, zu deuten keine Schwierigkeiten hatte. Er zog sich rasch an und wandte sich noch einmal zu ihr, wie sie ausgebreitet auf den Fellen lag, kupferfarben, weiß und jadegrün. Sie lächelte, er lächelte zurück, dann ging er zur Tür.
Sie schloß sich hinter ihm, und Ayesha blieb still liegen in Sammlung ihrer körperlichen und seelischen Kraft, um ihre gräßlichen Ahnungen dessen im Zaum zu halten, was ihm bevorstand. Würde
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