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Jade-Augen

Jade-Augen

Titel: Jade-Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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Herz sich in dem erwarteten Schmerz zusammenkrampfte, war es ihr unmöglich, ihre Augen von dem Feld abzuwenden.
    Kit erwiderte Akbar Khans Geste der Begrüßung mit einem kühlen Lächeln, während er seine Rivalen einzuschätzen suchte. Ein wilder Haufen, dachte er, doch das hatte er erwartet. Der inzwischen etwas mitgenommene Ziegenkadaver lag ein Stück entfernt. Er mußte irgend etwas zwischen sechzig und achtzig Pfund wiegen, dachte er mit einer Gelassenheit, die ihn erstaunte. Es war ein Ding der Unmöglichkeit, frei und ungehindert mit dem Preis davonzugaloppieren. Sein Pferd hatte den Badakshani-Streitrössern nichts entgegenzusetzen, und er hatte nicht die besonderen reiterischen Begabungen und Erfahrungen dieser Buzkashi- Spieler. Aber er konnte dafür sorgen, daß er und seine Männer eine gute Show lieferten. Über seine Schulter hinweg blickte er auf Abdul Ali.
    »Wir werden uns als Team beteiligen, Havildar. Ich meine, wir haben ein Anrecht auf diesen Vorteil.«
    Der Sergeant nickte und die Sepoys schlossen sich dichter zusammen. Ein Schrei der Herausforderung zerriß die bewegungslose Bergluft, und mit einem Mal wurden sie verschlungen von dem allgemeinen Getümmel. Einen Augenblick lang geriet Kit aus dem Gleichgewicht, dann heftete er seinen Blick auf den Kadaver und vertrieb alles übrige aus seinem Gesichtsfeld und aus seinen Gedanken. Die brodelnde Ansammlung von Pferden und Männer wirbelte um ihn herum, doch er ritt voran, peitschte sein Pferd in dem Bewußtsein, daß Abdul und seine Männer hinter ihm waren, mitten hinein in das Gewirr. Jemand lehnte sich vor, um den Preis zu ergreifen; eine atemlose Sekunde lang hatte er ihn und richtete sich auf; dann stieß ein anderer Teilnehmer herab und versuchte, ihm die Ziege fortzunehmen; es kam zu einem kurzen Ringen, dann fiel der Kadaver wieder zu Boden. In diesem Augenblick war Kit über ihm, beugte sich nach unten und nahm aus den Augenwinkeln wahr, daß Abdul Ali seine Zügel ergriffen hatte, damit er beide Hände benutzen konnte. Sein Kopf hing unter dem Bauch seines Pferdes, und alles was er sah, waren stampfende Hufe und verkrusteter Felsenboden. Seine Hand schloß sich um den Schwanz der Ziege; seine Knie klammerten sich an den Sattel mit einer Kraft, von der er nicht gewußt hatte, daß er sie besaß. Wenn es ihm nur gelang, auch die andere Hand an die Ziege zu bringen … Da hatte er sie … umspannte einen Lauf, wuchtete das gewaltige Gewicht vom Boden hoch und saß wieder aufrecht im Sattel. Dann machten sie sich davon, Abdul noch immer seine Zügel haltend und sein Pferd führend, so daß er nur den Tierkörper festhalten mußte. Die Sepoys erkämpften sich eine Gasse durch die brodelnde, brüllende Menge, die alles tat, ihm den Preis zu entwinden. Dann kam der glückliche Moment, wo Kit freies Gelände vor sich sah und nichts mehr hörte als das Donnern der Hufe seines eigenen Pferdes auf dem Gestein.
    Wie frei war frei? Wie ungehindert war ungehindert? Er hörte Ayeshas lachende Erklärung für den abschließenden Haken in diesem Spiel. Mit einer mächtigen Bewegung schleuderte er den Kadaver von sich fort, der mit dumpfem Aufprall und hochspritzender Erde vor ihm auf dem Boden landete. Er würde sich seine eigenen Regeln schaffen. Und sich anmutig und ehrenhaft aus der Affäre zurückziehen. Es folgte ein Moment der absoluten Stille, als ob die Beteiligten gemeinsam Atem schöpften. »Juldi, Havildar!« befahl er, sich der entstandenen Pause dienend.
    Die Patrouille gehorchte dem Hindi-Befehl, und die sieben Männer galoppierten mit ihrer geretteten Ehre vom Kampfplatz fort zurück zu dem Hügel.
    Kit spürte überschwengliches Frohlocken, das ihm entgegenströmte, als er auf Ayesha zuritt, die wie ein verschleierter Geist vollkommen unbeweglich auf ihrem Pferd saß. »Nun?« wollte er wissen. »Sind wir gedemütigt worden?«
    Sie schüttelte den Kopf, und ihre Augen trafen sich. Es war schwer, ihren Ausdruck durch die Maschen des Schleiers hindurch zu deuten, aber sie hielten seinem herausfordernden Blick stand. »Du warst wunderbar, Kit. Ich muß mich bei dir entschuldigen.«
    Ihre Worte verschafften ihm einen viel größeren Triumph als den, den er auf dem Feld errungen hatte. »Wir sind nicht ohne Fähigkeiten«, sagte er ruhig.
    Sie senkte zustimmend ihren Kopf und ergänzte: »Ich fürchte, du wirst sie brauchen.«
    »Nun, Ralston, Huzoor, man muß dir gratulieren.« Akbar Khan ritt auf den Hügel zu. »Es liegt

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