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Jade-Augen

Jade-Augen

Titel: Jade-Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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wahrgenommen hatte wie ihren inneren Tumult, den sie so gut zu verbergen gemeint hatte. Er war sich nicht sicher, warum er sie nach Kabul mitnehmen wollte, es sei denn, um zu sehen, wie sie sich in unmittelbarer Nähe der Feringhees benehmen würde. Sie hatte sich seit jener Nacht mit Christopher Ralston verändert. Die Veränderung war nicht genau auszumachen, gleichwohl deutlich wahrnehmbar. Manchmal schüttelte er es einfach ab und sah ein, daß es Auswirkungen haben mußte, wenn eine Frau eine Liebesnacht mit einem anderen Mann teilte. Ein andermal fragte er sich, ob die Veränderung wohl tiefer griff, als er es sich hatte vorstellen können, und er bedauerte den damaligen Impuls, ihr diese Erfahrung aufzuzwingen. Das hieß nicht, daß sie in irgendeiner Weise in ihrer Aufmerksamkeit nachgelassen hatte oder geistesabwesend schien, wenn er bei ihr war, aber er war sich nun einer verborgenen Quelle in ihr bewußt, die es in dem Mädchen, das er nach der Art seines Volkes erzogen hatte, nicht gegeben hatte … Und auch die Frau, die er nun besaß, hatte sie niemals zuvor gezeigt. Das beunruhigte ihn.
    Er wendete sein Pferd, den Falken auf seiner Faust festgebunden. »Komm, Ayesha. Shir Muhammed wird den Wanderfalken zurückbringen.« Das Badakshani-Schlachtroß preschte vorwärts.
    Ayesha trieb ihre Stute zum Galopp. Der Falkner und seine Diener konnten sich ohne weiteres allein um die Falken kümmern, und Akbar Khan hatte deutlich gemacht, daß sein Interesse an der Beizjagd für den Augenblick zu Ende war. Dieser plötzliche Sinneswandel war für ihn nicht ungewöhnlich.
    In der Festung zurück, glitt sie vom Pferd und wartete, daß er ihr seine weiteren Wünsche kundtäte, doch er verschwand wortlos im Innern des Hauses. Stirnrunzelnd wandte sie sich dem Türbogen zu, der in den Zenana führte. Sie hatte nichts getan, um ihn zu beleidigen, was also hatte diese Verstimmung bewirkt?
    Noch immer nachdenklich, schlüpfte sie durch den Perlenvorhang in die Frauengemächer. Vielleicht war er in Gedanken mit Kabul und der Shura beschäftigt, die er mit den anderen Sirdars einberufen hatte. Es mußte sich um eine vorbereitende Versammlung handeln, das waren sie immer. Es gab zu viele Anführer und zu viele Tagesordnungen. Ja, das war die einzig mögliche Erklärung. Sie richtete ihre Aufmerksamkeit auf die morgige Reise und wollte mit dem Packen beginnen, nur um festzustellen, daß dies in ihrer Abwesenheit bereits geschehen war.
    Soraya hatte diesen verkniffenen Ausdruck um den Mund, den sie gerne aufsetzte, wenn die Dinge im Zenana nicht so liefen, wie sie es gewohnt war. Sie mochte Reisen nicht, wenn jedoch Ayesha ausgewählt worden war, um den Khan zu begleiten, dann mußte auch Soraya in ihrer Eigenschaft als Anstandsdame und Dienerin mitkommen. Sie würde die Entscheidungen ihres Herrn nie in Frage stellen, aber es gelang ihr auch nicht, ihren Ärger denen gegenüber zu verhehlen, die keine Abhilfe schaffen konnten.
    Ayesha durchschaute dieses Muster und fand sich mit dem allgemeinen Unbehagen ab, das die sonst kühlen und ruhigen Wasser des Zenana störte. Sie machte sich daran, Sorayas aufgebrachte Nerven zu beschwichtigen und auf diese Weise einige der jüngeren Mitglieder dieser eng miteinander verknüpften Frauengemeinschaft vor unverdienter Schelte zu schützen.
    Sie brachen am nächsten Morgen auf, eine kleine Gruppe Bergkrieger und vier Frauen. Die Frauen, darunter Ayesha, ritten hinter den Männern und wurden absichtsvoll von ihnen ignoriert. Im Widerspruch zu den Sitten behielt Akbar Khan Ayesha bei solchen Anlässen normalerweise an seiner Seite, während die übrigen Frauen als Nachhut folgten, und das Fehlen einer entsprechenden Einladung an diesem Morgen beunruhigte Ayesha. Sie konnte sich nicht vorstellen, auf welche Weise sie ihn verärgert haben mochte; wenn dies trotzdem der Fall war, warum nahm er sie dann mit nach Kabul?
    Gegen Mittag erreichten sie eine Chaie Khana, und Sorayas Murren wurde bei der Aussicht auf Tee und eine Ruhepause leiser. Das Maultier, auf dem sie wie ein Sack Kartoffeln saß, schien nicht weniger begierig, seine Last loszuwerden, als sie vor dem kleinen Teehaus zum Stehen kamen. Die Männer betraten, geleitet von einem schrumpligen und gebeugten Alten, der bei ihrer Ankunft aufgetaucht war, das kleine Gebäude. Eine verhüllte Frau kam herausgehuscht und winkte die weiblichen Mitglieder der Reisegesellschaft beiseite. Sie folgten ihr in einen kleinen Raum mit Lehmboden am

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