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Jade-Augen

Jade-Augen

Titel: Jade-Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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fade Ding.«
    Jemand nickte in feierlicher Zustimmung. Soziale Pflichten gegenüber den Freunden der Mutter konnten wirklich nicht umgangen werden. »Was hat dich denn bei deiner Patrouille zurückgehalten, Kit? Irgendein ergötzliches afghanisches Füllen?«
    Neue Lachsalven begrüßten diesen abwegig-witzigen Einfall; ein dergestalter Zeitvertreib würde sich schwerlich bei einer Routinepatrouille in den Bergen finden.
    Kit schloß genüßlich seine Augen und ließ sich von dem Gebräu den Magen wärmen, die Zehen entspannen und sanft das Hirn eintrüben. »Nein … nicht ganz, aber ich habe euch wirklich eine Geschichte zu erzählen, Freunde; eine Geschichte, die ihr nur schwer glauben werdet …«
    Er brauchte lange, um mit ihnen seine Erlebnisse zu teilen, aus deren Bericht er nur die Nacht mit Ayesha aussparte. Sein Eindruck von Akbar Khan, das Buzkashi und vor allem seine ungeduldige Überzeugung, daß Annabel Spencer zu ihren eigenen Landsleuten zurückgebracht werden müsse, wurden mit fieberhafter Intensität diskutiert, zumal auch der aufmerksame Gastgeber die Gläser häufig nachfüllte.
    »Herrgott, das ist eine Geschichte«, sagte Bob Markham in die sprachlose Stille hinein. »Eine Engländerin in Akbar Khans Zenana! Bist du dir wirklich sicher, Kit? Du has’ nich’ zufällig zu tief ins Glas geschaut, was?«
    »Wie denn?« Kits verächtliches Lachen durchdrang den warmen Raum. »Der muselmanischen Gastfreundschaft geht auffallend der Dämon des Alkohols ab. Außerdem hatte ich keine Lust, die Kontrolle zu verlieren«, fügte er hinzu. »Nicht in dieser Gesellschaft.«
    »Nun, verdammt soll ich sein!« murmelte ein beschwipster Leutnant und starrte in sein Glas, als ob sich dort eine Antwort fände. »Es ist einfach nich’ richtig.« Er blickte hoch und zwirbelte ruhelos seinen Schnurrbart. »Was solln wir in dieser Sache unternehmen?«
    »Ich wünschte, ich wüßte es, Derek«, sagte Kit. »Ich habe mir schon das Gehirn zermartert über einen Plan, sie da rauszuholen, aber diese Festung wird gründlicher bewacht als ein Weihnachtsbraten.« Er fügte nicht hinzu, daß die Dame, von der die Rede war, es unumwunden abgelehnt hatte, gerettet zu werden. In Wahrheit war er mit seinem Versuch, sie zu beschreiben, ohnehin gescheitert. Sie lag so weit außerhalb der Erfahrungen der in diesem Raum Anwesenden; war so ganz anders als die Kategorie von Weiblichkeit, mit der sie vertraut waren.
    »Möglicherweise läßt sich Akbar Khan von selbst blicken«, gab Alexander Burnes zu bedenken. »Ich kann mir nicht vorstellen, daß er sehr viel länger in seinem Bergloch verharrt. Er wartet nur auf den richtigen Augenblick, um zuzuschlagen.«
    Kit nickte. »Er ist nicht der Mann, der freiwillig länger wartet als unbedingt notwendig.«
    »Wenn er seine Festung verläßt, dann könnten wir einen Angriff wagen und die Dame entführen«, tat ein junger unerfahrener Offizier im Ton eines Mannes kund, der einen überdurchschnittlich guten Einfall hat.
    Keiner nahm Notiz von diesem einfältigen Vorschlag. William Troughton war berüchtigt für solche Ideen, insbesondere spät am Abend. Da er keine Antwort erhielt, verlor sich der junge Offizier erneut in sinnendem Schweigen.
    »Nun«, ließ sich Burnes vernehmen, »ich jedenfalls wäre für ein Spiel Makao. Ich habe die Absicht, meine Verluste vom letztenmal wiedergutzumachen.«
    Dieser Vorschlag wurde dankbar angenommen, und die lästige Angelegenheit einer Engländerin in den Klauen eines afghanischen Rebellen war von allen bis auf Leutnant Ralston vergessen, der sich in seiner Fähigkeit, sich auf die Karten zu konzentrieren, ungewöhnlich beeinträchtigt fühlte.

6. KAPITEL
    Der Falke flog von Ayeshas Hand, die in einem Stulpenhandschuh steckte, auf, erhob sich in die unendliche Tiefe des Himmels und war schnell nur mehr ein winziger schwarzer Punkt über den schneebedeckten Bergen, auf welche die Morgensonne einen rötlichen Schimmer goß.
    Ayesha sah nach oben und versuchte den Vogel im Blick zu behalten. An ihrer Seite, nicht weniger besorgt, starrte der Falkner, von der Sonne geblendet, in den Himmel und wartete bebend, ob sein jüngster Schüler einer langen und geduldigen Ausbildung Ehre erweisen würde.
    »Ich habe ihn aus den Augen verloren«, sagte Ayesha schließlich. »Kannst du ihn noch sehen, Shir Muhammed?«
    Der Falkner schüttelte den Kopf. »Aber er wird zurückkommen.«
    »Das will ich hoffen.« Akbar Khan löste die Fußriemen seines eigenen

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