Jäger der Dämmerung
zweiundzwanzig rekrutiert. Sein Ruf als Jäger war furchteinflößend, was ebenso für die Kriminellen galt, die er einfing. Das waren die übelsten.
Menschen … und Erin würde wetten, auch Andere .
Sie griff in ihre Tasche und holte einen Scheck heraus. Das war nicht die gängige Vorgehensweise der Staatsanwaltschaft, aber … »Ich habe die Befugnis, Sie zu engagieren.« Er würdigte den Scheck keines Blickes, sondern sah nur sie an. Ihre Hand war vollkommen ruhig, als sie ihm das Papier hinhielt. »Hier ist ein Scheck über zehntausend Dollar.«
Keine Reaktion. So wie es hier in der Hütte aussah, sollte er eigentlich ganz heiß auf das Geld sein.
»Geben Sie ihn Night Watch.«
»Denen habe ich schon einen Scheck gebracht.« Und zwar einen beträchtlichen. »Dieser ist für Sie. Ein Bonus vom Bürgermeister. Er will, dass der Kerl schnell geschnappt wird.« Bevor Einzelheiten über die Tat durchsickerten.
»Der alte Gus glaubt also nicht, dass die Cops mit dem Typen fertigwerden?«
Gus LaCroix, der harte Bürgermeister mit einem früheren Faible für harte Drinks, war geradlinig, unglaublich schlau und streng. »Er hat sie darauf angesetzt, aber er meint, dass er Sie kennt und Sie der Beste für den Job wären.«
Erin hatte den starken Verdacht, dass Gus zur Anderen- Welt gehörte. Nicht dass sie irgendeinen ungewöhnlichen Geruch an ihm wahrgenommen hätte, aber seine rasche Zustimmung, Night Watch miteinzubeziehen, und sein beinahe verzweifeltes Einreden auf den Bezirksstaatsanwalt mussten heißen, dass er mehr wusste, als er preisgab.
Er könnte ein Dämon sein. Ein niederer. Das waren viele Politiker.
Endlich nahm Jude den Scheck. Erin zog sofort ihre Hand zurück, wollte sie doch auf jeden Fall Hautkontakt vermeiden – zumindest vorerst.
Jude faltete das kleine Blatt zusammen und steckte es in seine Gesäßtasche. »Tja, ihr habt soeben einen Kopfgeldjäger gebucht.«
»Und Sie haben einen kranken Gestaltwandler zu jagen.«
Er kam viel zu schnell näher und packte ihre Arme.
Verdammt! Es war exakt wie beim vorigen Mal. Die Hitze seiner Berührung durchströmte sie, weckte Gelüste in ihr, die sie so lange verdrängt hatte.
Jude war scharf: von den wissenden Augen, über die geschwungenen Küss-mich-Lippen bis hin zu den strengen Konturen und Muskeln seines Körpers.
Tief in ihrem Innern, in jenem dunklen, verborgenen Winkel ihrer Seele, den sie so angestrengt geheim hielt, war ein genau solcher Teil von ihr.
Wild, heiß, lustvoll.
»Warum haben Sie Angst vor mir?«
Das war nicht die Frage, die sie erwartet hätte, aber sie konnte sie beantworten. »Weil ich weiß, was Sie sind. Welche Frau bei Verstand hätte keine Angst vor einem Mann, der zum Tier werden kann?«
»Es gibt Frauen, die mögen ein bisschen Tier im Manne.«
»Ich nicht.« Lüge!
Dasselbe sagten seine Augen.
»Machen Sie Ihren Job, Donovan. Fangen Sie den Irren, der meinen Gefangenen in Stücke gesäbelt hat.«
»So wie Bobby seine Opfer zerschlitzte?«
Bingo. Ja, die Übereinstimmung war sicher kein Zufall.
»Wenn herauskommt, was wirklich passiert ist, werden gewisse Leute behaupten, Bobby hätte gekriegt, was er verdiente.« Seine Finger drückten auf ihre Arme. Erin trug eine dünne Seidenbluse, und selbst die schien zu warm für die schwüle Frühlingsnacht in Louisiana. Seine Berührung brannte geradewegs durch die Bluse und versengte ihr die Haut.
»Ja, das werden einige sagen.« Okay, sehr viele würden es sagen. »Aber sein Mörder muss trotzdem gefasst werden.« Und aufgehalten, denn Erin hatte das Gefühl, dies könnte erst der Anfang sein.
Ihre Ahnungen, was den Tod betraf, lagen selten daneben.
In der Beziehung kam sie nach ihrem Dad.
Und leider auch nach ihrer Mutter.
»Was denken Sie? Hat er verdient, zu Tode geschlitzt zu werden?«
Erin dachte an Bobbys Exfrau, Pat. Die Ärzte mussten ihr das Gesicht mit über hundertfünfzig Stichen nähen. Bei ihr hatte Bobby am brutalsten zugeschlagen.
Erin schluckte. »Seine Strafe sollte von einem Gericht festgesetzt werden.« Obwohl sie einen Schritt zurücktrat, ließ Jude sie nicht los. »Äh, könnten Sie bitte …«
»Nein. Wenn wir zusammenarbeiten sollen, müssen wir ehrlich zueinander sein.«
»Wir möchten lediglich, dass Sie den Mörder finden.«
»Ach, das werde ich, keine Sorge. Ich fange meine Beute immer.«
Den Gerüchten zufolge stimmte es. Die Jäger von Night Watch waren bundesweit berühmt.
»Sie zittern, Erin.«
»Nein, tue ich
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