Jäger der Macht: Roman (German Edition)

zusammengeschlagen habe. Das ist so ziemlich das Gleiche.«
    » Ist schon in Ordnung, Marasi«, sagte Waxillium.
    » So viele Narben«, sagte sie leise, als hätte sie seine Worte nicht gehört. Sie starrte auf seine Brust und seine Flanken und schien die alten Schusswunden zu zählen.
    » Es sind sieben«, sagte er sanft, legte die Bandage wieder um und zurrte sie fest.
    » Sie sind siebenmal angeschossen worden?«, fragte sie.
    » Viele Treffer sind nicht tödlich, wenn man weiß, wie man sie behandeln muss«, sagte Waxillium. » Sie sind nicht …«
    » Oh«, sagte sie und hob die Hand an die Lippen. » Ich wollte damit zum Ausdruck bringen, dass wir bisher nur Berichte über fünf derartige Verletzungen haben. Irgendwann will ich etwas über die anderen beiden erfahren.«
    » Gern«, sagte er, zog eine Grimasse und stand auf. Er winkte nach seinem Hemd.
    » Das ist mir jetzt einfach herausgeschlüpft«, sagte sie. » Ich bin beeindruckt, dass Sie so oft angeschossen wurden. Wirklich.«
    » Das ist aber keine sehr beeindruckende Sache«, erklärte Wayne. » Um das zu schaffen, muss man nicht sehr geschickt sein. Die Schwierigkeit besteht eher darin, den Geschossen auszuweichen.«
    Waxillium schnaubte verächtlich und steckte den einen Arm in den Ärmel des Hemdes.
    Marasi erhob sich ebenfalls. » Ich drehe mich um, damit Sie sich anziehen können«, sagte sie und bewegte sich zur Seite.
    » Umdrehen«, sagte Waxillium nur.
    » Hm, ja.«
    » Damit ich mich anziehen kann.«
    » Ein bisschen dumm, vermute ich.«
    » Ein bisschen«, sagte er lächelnd und schlüpfte in den anderen Ärmel. Dann knöpfte er das Hemd zu. Wayne musste das Lachen so stark unterdrücken, dass er Schwierigkeiten hatte, noch aufrecht zu stehen.
    » In Ordnung«, sagte sie und hob die Hände an die Wangen. » Ich gebe zu, dass ich manchmal ein wenig durcheinander bin. Ich bin einfach nicht daran gewöhnt, dass Dinge explodieren, Menschen angeschossen werden und meine Freunde blutend und ohne Hemd dasitzen, wenn ich ins Zimmer komme. Das ist alles ziemlich neu für mich.«
    » Ist schon in Ordnung«, meinte Waxillium und legte ihr die Hand auf die Schulter. » Es gibt Schlimmeres, als ungekünstelt zu sein, Marasi. Außerdem war Wayne auch nicht besser, als all das neu für ihn war. Er ist sogar so nervös gewesen, dass er zusammenzuckte, wenn …«
    » He«, sagte Wayne, » es hat doch wirklich keinen Sinn, das jetzt zu erzählen.«
    » Was?«, fragte Marasi und nahm die Hände herunter.
    » NICHTS «, erwiderte Wayne. » Wir sollten uns auf den Weg machen, oder? Wenn dieser Herr Mörder Miles noch lebt, dann wird er uns erschießen wollen, nicht wahr? Und da Wax so gut darin ist, angeschossen zu werden – er hat wirklich eine Menge Übung, wie Sie gesehen haben –, dann sollten wir für heute alles Derartige vermeiden.«
    » Er hat Recht«, sagte Waxillium, zog seine Weste über und legte die Schulterhalfter an. Dabei zuckte er zusammen.
    » Sind Sie auch sicher, dass es Ihnen gutgeht?«, fragte Marasi.
    » Alles in Ordnung mit ihm«, sagte Wayne und hielt ihnen die Tür auf. » Mir ist vor nicht allzu langer Zeit fast der ganze Rücken abhandengekommen, wie Sie sich vielleicht erinnern werden, und ich habe nicht einmal einen Bruchteil der Zuneigung erhalten, die Sie ihm jetzt schenken.«
    » Das ist etwas anderes«, sagte Marasi und ging an ihm vorbei.
    » Was? Warum? Weil ich Heilkräfte besitze?«
    » Nein«, sagte sie, » weil ich mir sicher bin, dass Sie es verdient haben, hin und wieder zu explodieren, auch wenn ich Sie noch nicht besonders lange kenne.«
    » Hui«, meinte Wayne. » Das hat gesessen.«
    » Stimmt es etwa nicht?«, fragte Waxillium und zog seinen Mantel an. Er sah ziemlich zerfetzt aus.
    » Das hab ich nicht gesagt«, wandte Wayne ein und nieste. » Mach schneller, Junge. Rost und Ruin! Da wird der Mann angeschossen und glaubt, jetzt hat er den ganzen Nachmittag Zeit. Los geht’s!«
    Waxillium schritt an ihm vorbei. Er zwang sich zu einem Lächeln, auch wenn er sich inzwischen so verschlissen wie sein eigener Mantel fühlte. Ihnen blieb in der Tat nicht mehr viel Zeit. Miles hatte seine Maske abgenommen und offensichtlich fest damit gerechnet, Waxillium zu töten. Nun war er entlarvt, und das machte ihn noch gefährlicher.
    Wenn Miles und seine Leute noch mehr Aluminium erbeuten wollten, dann würden sie bald wieder zuschlagen. Vielleicht schon heute Nacht, vorausgesetzt, irgendwo befand sich eine Ladung dieses