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Jäger der Macht: Roman (German Edition)

Jäger der Macht: Roman (German Edition)

Titel: Jäger der Macht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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ihren plötzlichen Bewegungen zusammen. Was im todbringenden Namen des Überlebenden war denn das?
    Ranette stellte ihr Gewehr in einen Korb neben der Tür – dort, wo gewöhnliche Leute ihren Schirm aufbewahrten – und drängte sich dann in dem schmalen Flur an ihnen vorbei. Sie machte eine Handbewegung, und ein Hebel neben der Tür zum Inneren des Hauses sprang hoch. Die Tür schwang auf, als Ranette darauf zuging.
    Ranette war eine Allomantin. Natürlich. Deswegen war sie auch in der Lage gewesen, das Aluminium zu erkennen. Als sie die Tür erreicht hatten, betrachtete Marasi den Mechanismus, der sie geöffnet hatte. Es gab einen Hebel, an dem man ziehen konnte und der ein Seil über einen Flaschenzug bewegte, an dessen anderem Ende sich ein weiterer Hebel befand.
    Auf jeder Seite ist einer, erkannte Marasi, als sie über die Schwelle traten. Sie kann die Türen öffnen, ohne einen Handgriff zu tun. Was für ein Luxus! Doch warum sollte Marasi es kritisieren, wenn jemand seine Allomantie zu praktischen Dingen einsetzte? Es war ohne Zweifel nützlich, wenn man oft mit vollen Händen herumlief.
    Das Wohnzimmer hinter der Tür war in eine Werkstatt verwandelt worden. An allen vier Wänden standen große Arbeitstische, und an Nägeln in der Wand hing eine beeindruckende Anzahl von Werkzeugen. Marasi kannte zwar keine einzige der Maschinen, die auf den Tischen lagen, aber sie wiesen etliche Zwingen und Zahnräder auf. Eine verwirrende Menge elektrischer Leitungen schlängelte sich über den Boden.
    Marasi bewegte sich sehr vorsichtig. Elektrizität war nicht gefährlich, wenn sie sich in Schnüren befand, oder? Sie hatte gehört, dass sich manche Menschen an ihr verbrannt hatten, als hätte der Blitz sie getroffen, nur weil sie zu nahe an elektrische Geräte herangetreten waren. Diese Kraft schien für alles Mögliche zu gebrauchen zu sein – zum Ersetzen von Pferden, zum Antreiben von Mühlen, die von ganz allein ihr Korn mahlten, und zum Bewegen von Aufzügen. Beunruhigend. Nun, sie würde schon aufpassen.
    Die Tür hinter ihnen reagierte auf Ranettes Allomantie und schlug zu. Dazu hatte sie mit ihrer Gabe nur an einem der Hebel ziehen müssen, was bedeutete, dass sie eine Taumlerin und keine Münzwerferin war. Wayne durchstöberte bereits die verschiedenen Dinge auf den Tischen und beachtete in keiner Weise Ranettes Drohung, seinen Fingern etwas anzutun.
    Waxillium betrachtete den Raum mit all seinen Drähten, den verschlossenen Fenstern und den vielen Werkzeugen. » Ich hoffe, sie entspricht deinen Erwartungen?«
    » Was?«, fragte Ranette. » Die Stadt? Eine Mördergrube. Ich fühle mich hier nicht halb so sicher wie im Rauland.«
    » Ich kann noch immer nicht glauben, dass du uns im Stich gelassen hast«, sagte Wayne. Er klang verletzt.
    » Ihr hattet keine Elektrizität«, sagte Ranette. Sie setzte sich auf einen Stuhl, der Räder unter den Beinen hatte, und rollte damit an einen der Tische. Sie machte eine knappe Handbewegung, und ein langes, dünnes Werkzeug flog aus einem Regal an der Wand auf sie zu. Sie packte es und bearbeitete damit die Waffe, die Waxillium ihr gegeben hatte. Soweit Marasi wusste, waren zum allomantischen Ziehen und Drücken keine Handbewegungen nötig, aber viele benutzten sie trotzdem.
    Während Ranette arbeitete, ließ sie ihre Besucher vollkommen unbeachtet. Sie zog mit ihrer Gabe einige weitere Werkzeuge herbei, ohne aufzusehen; sie flogen quer durch den Raum auf die Frau zu. Eines davon hätte Marasi fast an der Schulter getroffen.
    Marasi war es nicht gewohnt, Allomantie so nachlässig eingesetzt zu sehen, und sie war nicht sicher, was sie davon halten sollte. Einerseits war es faszinierend, andererseits erniedrigend. Wie es wohl sein mochte, eine Kraft zu besitzen, die so nützlich war? Großherr Harms hatte darauf bestanden, dass Marasi ihre Fähigkeit geheim hielt, denn er hatte sie als unschicklich bezeichnet. Inzwischen durchschaute sie ihn. Es war ihm nicht peinlich, dass er eine Allomantin als Tochter hatte, sondern dass sie unehelich war. Deshalb wollte er nicht, dass Marasi Steris die Schau stahl.
    Bittere Gedanken, sagte sie zu sich selbst und schob sie beiseite. Verbitterung konnte eine Frau verzehren. Da war es besser, ein solches Gefühl auf Abstand zu halten.
    » Dieser Revolver ist eine gute Arbeit«, sagte Ranette, doch klang es widerwillig. Sie hatte eine Brille mit Vergrößerungsgläsern aufgesetzt und starrte in den Lauf der Waffe, während sie mit einem

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