Jäger der Macht: Roman (German Edition)
unglaublich leicht und drückte noch stärker gegen die Nägel unter sich. Er und Steris flogen durch das Loch, das er geschaffen hatte, und wurden etwa vierzig oder fünfzig Fuß hoch in die Luft geschleudert. Er drehte sich, die Quasten seines Nebelmantels umtanzten ihn. Mit der einen Hand hatte er das rauchende Gewehr gepackt, mit der anderen hielt er Steris fest. Von unten heranfliegende Kugeln hinterließen in dem Nebel, der die beiden umspielte, Streifen.
Steris keuchte auf und klammerte sich an Wax. Er zog den letzten Rest von Gewicht aus seinen Metallgeistern. Es war das Ergebnis vieler Hundert Stunden Gewichtansparung, doch nun würde er in der Lage sein, sogar die Steine des Bürgersteigs zu zerbrechen, wenn er nur darüberging. Es entsprach den seltsamen Wegen der Ferrochemie, dass er dadurch nicht an Masse zunahm – Kugeln drangen noch immer so leicht in ihn ein wie früher. Aber mit diesem unglaublichen Zuwachs an Gewicht wuchs auch seine Fähigkeit des Drückens gewaltig.
Er benutzte dieses Gewicht, um nun mit allem, was ihn ausmachte, nach unten zu drücken. Dort gab es etliche Metallquellen: Nägel, Türknäufe, Waffen und persönliche Gegenstände.
Das Gebäude erzitterte, geriet in Schwingung und wurde schließlich, als jeder einzelne Nagel, der darin steckte, nach unten getrieben wurde, auseinandergerissen. Ein ungeheures Krachen ertönte. Das Haus wurde in den Eisenbahntunnel gedrückt, über dem es erbaut worden war.
Auf einen Schlag verließ ihn sein ungeheures Gewicht, als die Metallgeister leer waren. Wax ließ es zu, dass ihn die Schwerkraft packte. Er sank durch den Nebel hinunter; Steris hielt sich noch immer an ihm fest. Sie landeten inmitten der Zerstörung im Eisenbahntunnel. Zerbrochene Balken und Möbelteile lagen auf dem Boden.
Drei Verschwinder standen am Eingang des Tunnels und hatten die Münder aufgerissen. Wax hob eines seiner Gewehre, spannte den Hahn mit seiner allomantischen Kraft und schoss. Diese drei Männer waren die einzigen, die noch auf den Beinen gewesen waren. Alle anderen waren durch den Einsturz zerschmettert worden.
Ein kleines Feuer flackerte dort, wo eine Laterne hingefallen war. In ihrem Licht betrachtete er Steris, während der Nebel herabquoll und den Tunnel erfüllte.
» O Überlebender des Nebels!«, keuchte Steris. Ihre Wangen waren gerötet, die Augen weit aufgerissen und die Lippen leicht geöffnet, während sie sich weiterhin an ihm festhielt. Dabei wirkte sie nicht verängstigt, sondern eher erregt.
Du bist eine bizarre Frau, Steris, dachte Wax.
» Begreifst du, dass du deine Berufung verfehlt hast, Waxillium?«, rief eine Stimme aus dem geschwärzten Tunnel. Das war Miles. » Du bist eine ganze Armee. Du verschwendest deine Gaben mit dem Leben, das du angenommen hast.«
» Nehmen Sie dies hier«, sagte Wax leise zu Steris und gab ihr das Gewehr. Vorher spannte er den Hahn. Eine Patrone steckte noch darin. » Halten Sie es fest. Ich will, dass Sie zur hiesigen Polizeistation laufen. Sie befindet sich an der Kreuzung der Fünfzehnten und der Rumanstraße. Wenn sich Ihnen einer der Verschwinder in den Weg stellt, schießen Sie mit dem Gewehr auf ihn.«
» Aber …«
» Ich erwarte nicht, dass Sie ihn treffen«, sagte Wax. » Aber ich werde den Schuss hören.«
Sie versuchte noch etwas zu sagen, doch Wax bückte sich und drückte ihr das Gewehr vorsichtig gegen den Bauch. Dann hob er sie mit seiner Allomantie aus der Grube. Sie landete unbeholfen, aber sicher auf der Erde und zögerte nur einen winzigen Augenblick, bevor sie in den Nebel hineinlief.
Wax wich zur Seite und sorgte dafür, dass er nicht vor dem Licht des Feuers stand. Er zog einen Sterrion aus dem Halfter und fischte einige Patronen aus der Tasche. Während er in die Hocke ging, lud er nach.
» Waxillium?«, rief Miles aus der Tiefe des Tunnels. » Wenn du mit dem Spielen fertig bist, können wir jetzt vielleicht über ernstere Dinge reden.«
Wax kroch bis zum Eingang des Tunnels und trat dann hinein. Der Nebel hatte ihn bereits erfüllt, so dass es schwierig war, etwas zu sehen – was am Ende gegen Miles arbeiten würde. Vorsichtig ging er weiter, bis er das Licht aus der großen Werkstatt am Ende sah, in der die Feuer noch brannten.
In diesem Licht erkannte er schwach die Umrisse einer Gestalt, die im Tunnel stand und eine Waffe gegen den Kopf einer schlanken Frau hielt. Marasi.
Waxillium erstarrte. Sein Puls beschleunigte sich. Aber nein, das war ein Teil des Plans. Es
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