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Jäger der Macht: Roman (German Edition)

Jäger der Macht: Roman (German Edition)

Titel: Jäger der Macht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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Boden.
    Als Wax wegzurollen versuchte, vergrub Miles die Finger in seiner Hemdbrust, riss ihn wieder hoch und versetzte ihm einen Faustschlag ins Gesicht. Marasi stöhnte auf. Ihr war befohlen worden sich zurückzuhalten, und sie gehorchte.
    Der Schlag warf Wax wieder auf den Boden, und er schmeckte Blut. Rost und Ruin, er konnte von Glück reden, wenn sein Kiefer nicht gebrochen war. Außerdem fühlte er sich, als wäre seine Schulter gesplittert.
    Plötzlich schienen ihn all seine Wunden niederzudrücken. Er wusste nicht, ob der Nebel oder der Einträchtige oder bloß das Adrenalin dafür verantwortlich waren, dass er sie bisher nicht gespürt hatte. Aber keine seiner Verletzungen war verheilt. Seine Flanke schmerzte von der Schusswunde, Arm und Bein waren von der Explosion verbrannt, und das rohe Fleisch war zum Vorschein gekommen. Außerdem war er von einigen Kugeln in Schenkel und Arm getroffen worden. Und jetzt kamen auch noch Miles’ Schläge dazu.
    All das überwältigte ihn. Er ächzte auf, sackte zusammen und bemühte sich, bei Bewusstsein zu bleiben. Miles zerrte ihn wieder auf die Beine, dann gelang es Wax, ihm noch einen heftigen Schlag zu versetzen. Er richtete jedoch nichts aus. Es war sehr, sehr schwierig, gegen jemanden zu kämpfen, der nicht einmal zusammenzuckte, wenn er getroffen wurde.
    Ein weiterer Schlag von Miles schickte Wax abermals zu Boden. In seinem Kopf klingelte es, er sah Sterne und Lichtblitze.
    Miles beugte sich zu ihm herunter und sagte ihm ins Ohr: » Ich weiß, dass du es auch fühlst, Waxillium. Ein Teil von dir weiß, dass du benutzt wirst und sich niemand wirklich um die Unterdrückten kümmert. Du bist nur eine Marionette. In dieser Stadt werden jeden Tag Menschen ermordet. Wusstest du das?«
    » Ich …« Bring ihn dazu, dass er weiterredet. Er rollte auf den Rücken, stöhnte vor Schmerz auf und sah Miles in die Augen.
    » Jeden Tag werden Menschen ermordet«, wiederholte Miles, » und was war es, das dich aus deinem Rentnerdasein herausgelockt hat? Die Tatsache, dass ich einem alten Wolfshund von Möchtegern-Adligen eine Kugel in den Kopf gejagt habe. Hast du jemals an all die anderen Menschen gedacht, die auf der Straße sterben? An die Bettler, die Huren, die Waisenkinder? Sie sterben, weil sie nichts zu essen haben, oder weil sie zur falschen Zeit am falschen Ort sind. Oder auch nur, weil sie etwas Dummes ausprobiert haben.«
    » Du versuchst, den Segen des Überlebenden auf dich herabzuziehen«, flüsterte Wax. » Aber so geht das nicht, Miles. Das hier ist nicht das Letzte Reich aus der Legende. Ein reicher Mann kann einen armen nicht bloß deshalb töten, weil er Lust dazu hat. Wir sind inzwischen besser geworden.«
    » Pah!«, meinte Miles. » Es wird gelogen und betrogen, damit alles besser aussieht.«
    » Nein«, erwiderte Wax. » Die Menschen haben gute Absichten und machen Gesetze, die das Schlimmste verhindern sollen – aber diese Gesetze greifen noch zu kurz. Das ist nicht dasselbe.«
    Miles trat ihm in die Seite, damit er am Boden blieb. » Mir ist der Segen des Überlebenden gleichgültig. Ich habe etwas Besseres gefunden, aber das ist für dich nicht wichtig. Du bist nur ein Schwert, ein Werkzeug, das sich dorthin begibt, wohin es befohlen wird. Es zerreißt dich, dass du den Lauf der Dinge nicht aufhalten kannst, nicht wahr?«
    Ihre Blicke begegneten sich. Waxillium stellte entsetzt fest, dass er trotz seiner Schmerzen nickte. Es war die Wahrheit. So fühlte er sich. Das war der Grund, warum ihn das, was mit Miles geschehen war, so ängstigte.
    » Nun, jemand muss etwas dagegen unternehmen«, sagte Miles.
    Einträchtiger, dachte Waxillium, wenn Miles in den Zeiten des Letzten Reiches geboren worden wäre, dann wäre er ein Held gewesen. » Ich werde ihnen helfen, Miles«, sagte Waxillium. » Das verspreche ich dir.«
    Miles schüttelte den Kopf. » Dazu wirst du nicht mehr lange genug leben, Wax. Es tut mir leid.« Er trat wieder zu. Und wieder. Und wieder.
    Waxillium krümmte sich zusammen und bedeckte das Gesicht mit den Händen. Er konnte nicht mehr kämpfen. Er musste es einfach geschehen lassen. Aber die Schmerzen wurden immer stärker. Es war schrecklich.
    » Aufhören!«, rief Marasi. » Hör auf, du Ungeheuer!«
    Die Tritte wurden eingestellt. Waxillium spürte Marasi neben sich. Sie kniete nieder und legte ihm die Hand auf die Schulter.
    Dumme Frau. Zurückbleiben. Unbemerkt. Das war der Plan.
    Miles ließ hörbar die Fingerknöchel knacken. »

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