Jäger der Macht: Roman (German Edition)
Ein neuer Hauptmann wird ernannt werden, aber er ist verpflichtet, das Mandat des Senates im Hinblick auf Ihre Person zu beachten, falls der Senat zustimmt.«
» Ich …« Waxillium wusste nicht recht, wie er darauf antworten sollte. » Danke.«
» Es ist nur zum Besten der Stadt. Falls Sie dieses Privileg missbrauchen sollten, wird es natürlich sofort zurückgenommen.« Brettin nickte unbeholfen und zog sich zurück.
Waxillium kratzte sich am Kinn und sah dem Mann nach. Hier geschah etwas sehr Merkwürdiges. Der Polizist war fast ein anderer Mensch als früher. Wayne ging an ihm vorbei, tippte zum Gruß an seinen Glückshut – der auf der einen Seite blutig war – und grinste, als er sich Waxillium und Marasi näherte.
» Hier«, sagte Wayne und reichte Waxillium heimlich etwas, das in ein Tuch eingeschlagen war. Es wog unerwartet schwer. » Ich habe dir noch einen von diesen Revolvern besorgt.«
Waxillium seufzte.
» Keine Angst«, sagte Wayne. » Ich habe einen richtig schönen Schal dafür hinterlassen.«
» Und woher hattest du den Schal?«
» Von einem der Kerle, die du erschossen hast«, sagte Wayne. » Es war also kein Diebstahl. Er hat ihn schließlich nicht mehr gebraucht.« Er schien ziemlich stolz auf sich selbst zu sein.
Waxillium steckte die Waffe in sein leeres Halfter. In dem anderen steckte der Vindikator. Marasi hatte das Versteck durchsucht, nachdem Miles gefangen genommen worden war, und hatte die Waffe wiedergefunden. Das war gut. Es wäre traurig gewesen, diese Nacht mit Mühe überlebt zu haben, nur um dann von Ranette umgebracht zu werden.
» Sie haben also den Schal eines Toten gegen die Waffe eines anderen Toten getauscht«, sagte Marasi. »Aber … die Waffe gehörte einem Toten, und nach der gleichen Logik …«
» Versuchen Sie es erst gar nicht«, meinte Waxillium. » Logik funktioniert bei Wayne nicht.«
» Ich habe bei einem reisenden Wahrsager ein Amulett dagegen gekauft«, erklärte Wayne. » Wenn ich zwei und zwei zusammenzähle, kommt bloß eine Essiggurke dabei heraus.«
» Ich … darauf weiß ich keine Antwort«, sagte Marasi.
» In gewisser Hinsicht war das bereits eine Antwort«, sagte Wayne.
» Anscheinend haben sie diesen Waffenschmied aus dem Kanal gezogen, Wax. Er lebt. Er ist zwar nicht recht glücklich, aber er lebt.«
» Hat jemand etwas über die beiden anderen entführten Frauen herausgefunden?«, fragte Waxillium.
Wayne warf Marasi einen raschen Blick zu. Sie schüttelte den Kopf. » Nichts. Vielleicht weiß Miles, wo sie sind.«
Er wird es uns kaum sagen, dachte Waxillium. Miles fühlte schon seit langer Zeit keinen Schmerz mehr. Waxillium hatte keine Ahnung, wie man ihn bei einer Befragung unter Druck setzen wollte.
Waxillium hatte das Gefühl, im größeren Maßstab versagt zu haben, da es ihm nicht gelungen war, die anderen Frauen zu retten. Er hatte geschworen, Steris zu befreien, und das hatte er tatsächlich auch getan. Aber das Böse hatte ein noch viel größeres Ausmaß.
Er seufzte, als die Tür zum Büro des Hauptmanns geöffnet wurde und Steris herauskam. Zwei Polizisten hatten ihre Aussage aufgenommen, nachdem sie Waxillium und Wayne befragt hatten. Die beiden Polizisten winkten nun Marasi herein. Sie folgte der Aufforderung und warf dabei einen Blick über die Schulter auf Waxillium. Er hatte ihr geraten, offen und ehrlich zu ihnen zu sein und nichts zu verschweigen, was er oder Wayne getan hatten. Allerdings sollte sie nichts über Ranette verraten, falls das möglich war.
Wayne ging zu einigen Polizisten hinüber, die gerade ihre Morgenbrote verzehrten. Sie betrachteten ihn misstrauisch, aber Waxillium wusste aus Erfahrung, dass Wayne sie bald zum Lachen gebracht haben und von ihnen gebeten würde, sich zu ihnen zu setzen. Weiß er eigentlich, wie er das schafft?, fragte sich Waxillium, als Wayne den Polizisten seine Version des Kampfes gab. Oder macht er das rein instinktiv?
Waxillium beobachtete ihn, bis er bemerkte, dass sich Steris ihm näherte. Sie setzte sich auf einen Stuhl unmittelbar ihm gegenüber und hielt sich dabei sehr aufrecht. Sie hatte ihr Haar gerichtet, und obwohl ihr Kleid seit dem Tag ihrer Gefangenschaft noch immer etwas zerknittert war, wirkte sie einigermaßen gefasst.
» Großherr Waxillium«, sagte sie. » Ich halte es für notwendig, Ihnen meinen Dank zu übermitteln.«
» Ich hoffe, diese Notwendigkeit ist nicht allzu lästig für Sie«, sagte Waxillium und stieß ein leises Stöhnen aus.
»
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