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Jäger der Macht: Roman (German Edition)

Jäger der Macht: Roman (German Edition)

Titel: Jäger der Macht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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mischst. Ich bin jetzt ein anderer Mensch als damals.«
    » Wenn du ein anderer Mensch geworden bist, warum hast du dann einen mit einem so hässlichen Gesicht gewählt?«
    » Wayne, das hier ist eine ernste Sache.«
    Wayne hob die Hand, drehte die Patrone hin und her und hielt sie Waxillium entgegen. » Genau wie dies hier.«
    » Was ist das?«
    » Eine Kugel. Damit erschießt man Menschen. Am besten schlechte – oder zumindest solche, die dir eine oder zwei Stangen schulden.«
    » Wayne …«
    » Sie drehen sich um.« Wayne legte die Patrone auf dem Teetisch ab.
    » Aber …«
    » Es ist Zeit zu husten. Drei, zwei, eins.«
    Waxillium fluchte leise, steckte die Patrone ein und stand wieder auf. Er hustete laut, als die Zeitblase in sich zusammenfiel und die normale Zeit wiederhergestellt war. Für die drei Besucher waren nur wenige Sekunden vergangen, und für ihre Ohren war das rasend schnelle Gespräch zwischen Waxillium und Wayne so gut wie unhörbar gewesen. Das Husten würde alles andere überdecken.
    Keiner der drei Besucher schien etwas Ungewöhnliches bemerkt zu haben. Waxillium goss den Tee ein – heute hatte er die Farbe reifer Kirschen; vermutlich handelte es sich um einen süßen Früchtetee – und trug eine Tasse zu Marasi hinüber. Sie nahm sie entgegen, und er setzte sich mit seiner eigenen Tasse in der einen Hand, während er mit der anderen die Patrone in seiner Hosentasche umfasste. Sowohl die Hülse als auch die Kugel hatten wie aus Stahl gewirkt, aber das ganze Ding schien zu leicht zu sein. Er runzelte die Stirn und wog es in der Hand.
    Blut auf ihrem Gesicht. Blut auf der Ziegelmauer.
    Er zitterte und kämpfte gegen diese Erinnerungen an. Du sollst verdammt sein, Wayne, dachte er abermals.
    » Der Tee ist köstlich«, sagte Marasi sanft. » Danke.«
    » Gern geschehen«, erwiderte Waxillium und zwang sich, den Gesprächsfaden wieder aufzunehmen. » Herrin Steris, ich werde über diesen Vertrag nachdenken. Herzlichen Dank dafür, dass Sie ihn aufgesetzt haben. Eigentlich hatte ich gehofft, bei dieser Begegnung mehr über Sie zu erfahren.«
    » Ich arbeite gerade an meiner Autobiografie«, sagte sie. » Vielleicht schicke ich Ihnen ein oder zwei Kapitel davon mit der Post.«
    » Das ist sehr … unkonventionell von Ihnen«, meinte Waxillium. » Aber ich würde es durchaus zu schätzen wissen. Erzählen Sie doch bitte ein wenig von sich. Was sind Ihre Interessen?«
    » Vor allem mag ich Dramatisches.« Sie zog eine Grimasse. » Besonders im Kuhlerim.«
    » Ich verstehe nicht ganz«, sagte Waxillium.
    » Im Kuhlerim-Theater«, erklärte Wayne und beugte sich vor. » Vor zwei Nächten ist es mitten in der Vorstellung ausgeraubt worden.«
    » Haben Sie nichts davon gehört?«, fragte Harms. » Es stand doch in allen Flugblättern.«
    » Ist jemand verletzt worden?«
    » Nicht bei dem Ereignis selbst«, sagte Harms, » aber auf der Flucht haben sie eine Geisel genommen.«
    » So eine furchtbare Sache«, meinte Steris. » Seitdem hat niemand mehr etwas von Armal gehört.« Sie wirkte erschüttert.
    » Sie haben sie gekannt?«, fragte Wayne, dessen Akzent ein wenig ins Schwanken geriet, während sein Interesse an dieser Geschichte wuchs.
    » Eine Cousine«, sagte Steris.
    » Wie …?«, fragte Waxillium und deutete mit dem Kopf auf Marasi.
    Die drei bedachten ihn mit einem kurzen, verwirrten Blick, doch dann warf Harms ein: » Äh, nein. Die andere Seite der Familie.«
    » Interessant«, sagte Waxillium und lehnte sich in seinem Sessel zurück. Die Teetasse ruhte unbeachtet in seiner Hand. » Sehr ehrgeizig, gleich ein ganzes Theater auszurauben. Wie viele Banditen waren es?«
    » Dutzende«, antwortete Marasi. » Vielleicht dreißig; so steht es zumindest in den Berichten.«
    » Eine ziemlich große Bande. Das bedeutet, dass ihnen mindestens acht weitere zur Flucht verholfen haben. Und sie müssen Fahrzeuge gehabt haben. Beeindruckend.«
    » Das waren die Verschwinder«, sagte Marasi. » Diejenigen, die auch die Eisenbahn bestehlen.«
    » Das ist noch nicht bewiesen«, erwiderte Wayne.
    » Nein, aber einer der Zeugen aus einem Bahnüberfall hat mehrere Männer genau beschrieben, die auch bei dem Theaterraub dabei waren.«
    » Einen Augenblick bitte«, sagte Waxillium. » Es gab bei einem der Eisenbahnüberfälle Zeugen? Ich war der Meinung, dass sie allesamt heimlich verübt worden seien. Es heißt doch, Waggons würden wie von Geisterhand über die Geleise fahren.«
    » Ja«, bestätigte Wayne. »

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