Jäger der Macht: Roman (German Edition)
Verbindung unserer beider Häuser durchaus sinnvoll.«
» Sehr folgerichtig, meine Liebe«, sagte Wayne, dem der Oberschichten-Akzent so beiläufig über die Lippen kam, als wäre er damit geboren worden.
» Allerdings«, sagte sie und sah weiterhin Waxillium an. Sie griff in ihre Tasche. » Ihre Briefe und Gespräche mit meinem Vater haben uns von der Ernsthaftigkeit Ihrer Absichten überzeugt, und in den letzten Monaten war Ihr öffentliches Verhalten in der Stadt viel angemessener und ernsthafter, als man es aufgrund Ihrer anfänglichen Flegelhaftigkeit hätte erwarten können. Daher habe ich mir die Freiheit erlaubt, eine Übereinkunft aufzusetzen, von der ich glaube, dass er unseren jeweiligen Bedürfnissen entspricht.«
» Eine … Übereinkunft?«, fragte Waxillium.
» Oh, ich möchte sie unbedingt sehen«, fügte Wayne hinzu. Beiläufig griff er in seine Tasche und holte etwas hervor, das Waxillium nicht erkennen konnte.
Die Übereinkunft stellte sich als ein Dokument heraus, das mindestens zwanzig Seiten lang war. Steris händigte Waxillium ein Exemplar aus, ein weiteres reichte sie ihrem Vater, und eines behielt sie für sich selbst.
Harms hustete in seine Hand hinein. » Ich hatte vorgeschlagen, dass sie ihre Gedanken niederschreibt«, sagte er. » Und … na ja, meine Tochter ist eine sehr gründliche Frau.«
» Das sehe ich«, erwiderte Waxillium.
» Du solltest sie nie fragen, ob sie dir die Milch herüberreichen kann«, fügte Wayne so leise hinzu, dass nur Waxillium ihn hören konnte. » Denn dann würde sie dir wahrscheinlich gleich die ganze Kuh zuwerfen, damit sie sicher sein kann, dass sie ihre Aufgabe vollständig erledigt hat.«
» Das Dokument besteht aus verschiedenen Teilen«, sagte Steris. » Der erste behandelt in Umrissen unsere Werbungsphase, worin wir einen offensichtlichen, aber nicht zu schnellen Fortschritt hin zu einer Verlobung machen. Sie ist beendet, wenn uns die Gesellschaft als Paar betrachtet. Die Verlobung darf nicht so schnell folgen, dass es einen Skandal auslösen könnte, aber sie darf auch nicht zu lange auf sich warten lassen. Meiner Einschätzung nach sollten acht Monate für unsere Zwecke reichen.«
» Ich verstehe«, sagte Waxillium und durchblätterte das Dokument. Tillaume trat ein. Er trug ein Tablett mit Tee und Kuchen und stellte es auf den Tisch neben Wayne.
Waxillium schüttelte den Kopf und legte die Blätter wieder aufeinander. » Erscheint Ihnen das nicht ein wenig … steif?«
» Steif?«
» Sollte der Romantik nicht etwas mehr Raum eingeräumt werden?«
» Sie hat natürlich ihren Platz«, sagte Steris. » Auf Seite dreizehn. Nach der Hochzeit sollte es nicht mehr als drei eheliche Zusammenkünfte in der Woche geben, bis ein geeigneter Erbe gezeugt ist. Danach gilt die gleiche Zahl für einen zweiwöchentlichen Rhythmus.«
» Ah, natürlich«, sagte Waxillium. » Seite dreizehn.« Er warf Wayne einen raschen Blick zu. War das eine Kugel, die der andere Mann aus seiner Tasche geholt hatte? Wayne rollte sie zwischen den Fingern hin und her.
» Wenn das zur Befriedigung Ihrer Bedürfnisse nicht ausreicht«, fügte Steris hinzu, » finden Sie auf der nächsten Seite das angemessene Protokoll für eine Geliebte.«
» Einen Augenblick mal«, sagte Waxillium und wandte den Blick von Wayne ab. » Ihr Dokument erlaubt eine Geliebte?«
» Natürlich«, sagte Steris. » Geliebte sind doch eine schlichte Tatsache des Lebens, daher ist es besser, sie in die Rechnung einzubeziehen, als sie einfach zu ignorieren. In diesem Dokument finden Sie die Anforderungen für Ihre zukünftige Geliebte zusammen mit den Mitteln, mit denen die Diskretion gewahrt werden kann.«
» Ich verstehe«, sagte Waxillium.
» Selbstverständlich werde ich die gleichen Regeln befolgen«, sagte Steris.
» Sie haben vor, sich eine Geliebte zu nehmen, Herrin?«, fragte Wayne und hob ruckartig den Kopf.
» Mir sind meine eigenen Tändeleien erlaubt«, erklärte sie. » Üblicherweise ist der Kutscher das passende Objekt. Natürlich würde ich mich dessen enthalten, bis ein Erbe geboren ist. Es darf keine Verwirrung hinsichtlich der Abstammung geben.«
» Natürlich«, sagte Waxillium.
» Es steht alles in dem Vertrag«, meinte sie. » Seite fünfzehn.«
» Das bezweifle ich nicht.«
Harms hustete wieder in seine Hand. Steris’ Cousine Marasi machte ein ausdrucksloses Gesicht, allerdings schaute sie während des ganzen Gesprächs auf ihre Füße. Warum war sie
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