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Jäger der Macht: Roman (German Edition)

Jäger der Macht: Roman (German Edition)

Titel: Jäger der Macht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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verbringen, sich einen ihrer eigenen Zehen zu amputieren, als auch nur einen Augenblick mit ihm zu plaudern.«
    » Und warum ist er hier?«
    » Wegen des Beleidigungsfaktors, Waxillium. Diejenigen, die nicht eingeladen wurden, werden noch entsetzter darüber sein, wenn sie erfahren, dass Shewrmann hier war. Indem das Haus Yomen solche schlechten Legierungen wie ihn einladen – also Männer und Frauen, die zwar völlig unerwünscht sind, das aber nicht erkennen –, sagt es im Prinzip: › Wir verbringen unsere Zeit lieber mit diesen Personen als mit dir.‹ Sehr wirkungsvoll. Und sehr gemein.«
    Waxillium schnaubte verächtlich. » Wenn man etwas so Grobes draußen in Wettering versuchen sollte, würde man bald an den Absätzen vom Deckenbalken baumeln. Wenn man Glück hat!«
    » Hm, ja. Aber Sie sollten wissen, Waxillium«, fuhr Steris leiser fort, » dass ich nicht mehr auf Ihre Schau vom unwissenden Hinterwäldler hereinfalle.«
    » Schau?«
    » Ja«, sagte sie beiläufig. » Sie sind ein Mann. Die Aussicht auf eine Heirat ist den meisten Männern unangenehm, und sie klammern sich an ihre Freiheit. Deshalb haben Sie damit angefangen, sich zurückzuentwickeln und mit wilden Bemerkungen um sich zu werfen, weil Sie mich zu einer Reaktion provozieren wollen. Das ist Ihr Instinkt der männlichen Unabhängigkeit. Sie übertreiben unbewusst, weil Sie die Hochzeit hintertreiben möchten.«
    » Zumindest nehmen Sie an, dass es eine Übertreibung ist, Steris«, sagte Waxillium, als sie sich dem Tisch näherten. » Vielleicht bin ich aber wirklich so.«
    » Sie sind das, was Sie sein wollen, Waxillium«, sagte sie. » Und was die Menschen auf dieser Feier und die Einladungen der Familie Yomen angeht, so kann ich nur sagen, dass ich die Regeln nicht gemacht habe. Übrigens billige ich sie auch nicht; viele von ihnen sind unpassend. Aber das ist die Gesellschaft, in der wir leben. Aus diesem Grund mache ich mich zu einer Person, die in dieser Umgebung zu überleben vermag.«
    Waxillium runzelte die Stirn, als sie seinen Arm losließ und einigen Frauen an einem Tisch in der Nähe freundliche Küsse auf die Wangen drückte. Anscheinend waren es entfernte Verwandte. Er bemerkte, dass er die Hände hinter dem Rücken verschränkt hatte, und nickte allen höflich zu, die zu ihm und Steris kamen und sie begrüßten.
    In den letzten Monaten hatte er sich oft in der feinen Gesellschaft gezeigt – die Leute behandelten ihn viel liebenswürdiger als früher. Einige, die nun auf sie zukamen, mochte er sogar. Doch das, was er zusammen mit Steris tat, war ihm noch immer unangenehm, und es fiel ihm schwer, die Gespräche zu genießen.
    Außerdem verursachten ihm diese vielen Menschen am selben Ort einen Juckreiz im Rücken. Es herrschte eine zu große Verwirrung, und es war auch zu schwierig, die Ausgänge im Auge zu behalten. Er zog kleinere Gesellschaften oder wenigstens solche vor, die sich über mehrere Räume erstreckten.
    Braut und Bräutigam erschienen, da standen die Gäste auf und klatschten. Großherr Joshin und Herrin Mi’chelle – Waxillium kannte sie nicht, aber er fragte sich, warum sie gerade mit einem ungepflegten Mann sprachen, der wie ein Bettler wirkte und ganz in Schwarz gekleidet war. Glücklicherweise schien Steris nicht vorzuhaben, ihn zu den beiden zu zerren und sich in die Reihe derjenigen einzureihen, die dem frisch vermählten Paar zum frühestmöglichen Zeitpunkt gratulieren wollten.
    Bald wurden an den ersten Tischen die Speisen serviert. Silberbesteck klapperte. Steris trug einer Dienerin auf, ihren Tisch zu decken. Waxillium verbrachte die Wartezeit damit, sich den Raum anzusehen. Es gab zwei Galerien, je eine am kürzeren Ende des rechteckigen Saals. Oben schien genug Platz für ein paar Festgäste zu sein, aber es waren dort keine Tische aufgestellt worden. Heute befanden sich die Musiker auf der einen Galerie; es handelte sich um eine Harfinistengruppe.
    Majestätische Leuchter hingen von der Decke: sechs große mit tausend glitzernden Kristallen in der Mitte und zwölf kleinere daneben. Elektrisches Licht, bemerkte er. Vor dem Umbau muss es sehr umständlich gewesen sein, sie alle zu entzünden.
    Die Kosten eines solchen Festes raubten ihm den Atem. Für das, was hier an einem einzigen Abend ausgegeben wurde, hätte er ganz Wettering ein Jahr lang ernähren können. Vor ein paar Jahren hatte sein Onkel den eigenen Ballsaal verkauft. Es war ein Einzelgebäude, das in einiger Entfernung vom Herrenhaus

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