Jäger der Macht: Roman (German Edition)
seinen leichten Körper vom Wind hin und her stieß.
Weit vorn spuckte die Maschine Schlacke und schwarzen Rauch aus; unter ihm liefen die Geleise unter heftigem Donnern entlang. Waxillium hob die rechte Hand mit dem Revolver und wartete, während er sich mit der anderen Hand und dem Bein an der Wagenseite festklammerte.
Bald ragte Miles’ maskierter Kopf zwischen den Wagen hervor. Waxillium feuerte einen einzelnen Schuss auf ihn ab und drückte mit seiner Allomantie gegen die Kugel, so dass sie besonders schnell durch den heulenden Wind flog. Er traf Miles am linken Auge. Sein Kopf wurde zurückgerissen, und Blut spritzte gegen die Wand des Waggons hinter ihm. Er taumelte, dann schoss Waxillium erneut; diesmal traf er in die Stirn.
Der Mann hob die Hand und riss sich die Maske ab. Er enthüllte ein falkenartiges Gesicht mit kurzem schwarzem Haar und dichten Brauen. Er war es. Miles. Ein Gesetzeshüter; ein Mann, der es eigentlich besser wissen sollte. Ein Zwillingsgeborener mit ungeheurer Macht. Sein Auge wuchs nach, und die Kopfwunde war schon im nächsten Moment verschwunden. Goldenes Metall glimmerte unter den Ärmeln seines Hemdes hervor. Es waren seine Metallgeister – Stacheln, die er sich durch die Haut seines Unterarms getrieben hatte. Metall, das die Haut durchdrang, war dem Stahldrücken kaum unterworfen.
Rost und Ruin! Sogar der Schuss ins Auge hatte ihn nicht wesentlich langsamer gemacht. Waxillium bemerkte einen herannahenden Baum und schoss auf ihn, dann ließ er den Zug los und machte sich so leicht, wie es nur irgendwie ging. Er wurde im Wind nach hinten geblasen, drückte gegen die Kugel im Holz des Baumes und schwang sich zur Seite zwischen die beiden Eisenbahnwagen. Dort hockte er keuchend und mit hämmerndem Herzen, als eine weitere von Miles’ Kugeln an einer Ecke abprallte.
Wie bekämpfte man jemanden, der so gut wie unsterblich war?
Der Zug umrundete einige niedrige Hügel in einer weiteren Kurve. Grünes Weideland und üppige Obstgärten trieben in nicht allzu großer Ferne vorbei. Waxillium packte eine Leiter des Wagens und zog sich an ihr hoch. Vorsichtig lugte er über den Rand des Wagendaches.
Miles rannte mit voller Geschwindigkeit über das Dach auf ihn zu. Waxillium fluchte und hob den Revolver, als Miles das Gleiche tat. Waxillium schoss als Erster, und es gelang ihm, Miles zu treffen, der inzwischen nur noch wenige Schritte von ihm entfernt war.
Waxillium hatte auf die Hand gezielt, in der Miles seine Waffe hielt.
Die Kugel bohrte sich durch Fleisch und Knochen. Miles fluchte und ließ den Revolver fallen. Die Waffe prallte vom Wagendach ab und fiel über den seitlichen Rand. Waxillium grinste zufrieden. Miles knurrte, sprang vom Dach und prallte gegen ihn.
Waxilliums Kopf wurde gegen das Metall geschleudert, das sich hinter ihm befand. Der Schmerz schleuderte einen weißen Blitz durch sein Blickfeld. Er ächzte benommen. Idiot! Die meisten Menschen hätten keinen solchen Sprung gemacht, denn jederzeit hatte die große Gefahr bestanden, dass sie beide von dem fahrenden Zug gestoßen worden wären. Doch Miles war das egal.
Sie waren beide in den Raum zwischen den Waggons gefallen und fanden kaum Halt. Miles packte Waxillium mit beiden Händen an der Weste, hob ihn hoch und rammte ihn gegen die Wagenwand hinter sich. Reflexartig feuerte Waxillium wieder und wieder geradewegs in Miles’ Bauch. Doch die Kugeln fuhren aus seinem Rücken heraus, ohne dass er auch nur einen Augenblick innegehalten hätte. Er zog Waxillium nach vorn und schlug ihm ins Gesicht.
Schmerz flackerte auf, und Waxilliums Blick verschwamm. Fast wäre er auf die Geleise gestürzt, die unter ihm dahinrasten. Verzweifelt versuchte Waxillium, sich in die Luft abzustoßen. Doch Miles war darauf vorbereitet, und sobald Waxillium aufstieg, hakte sich der andere Mann mit dem Fuß an der Leiter fest und packte ihn. Ein Schlag ging durch Waxillium. Er fühlte sich noch benommen, stieg aber nicht in die Luft auf. Er drückte stärker, doch Miles hing fest an ihm. Entschlossenheit zeigte sich in seinem Blick.
» Du kannst mir die Fußsehnen abreißen, Wax«, rief Miles durch den Lärm des Windes und der Räder auf den Geleisen, » aber sie werden sofort wieder zusammenwachsen. Ich glaube, deinem Körper geht vor dem meinen die Kraft aus. Drück doch stärker. Wir werden ja sehen, was passiert.«
Waxillium ließ es sein und fiel wieder auf die schmale Plattform zwischen den beiden Wagen. Er versuchte Miles in
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