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Jäger der Nacht

Jäger der Nacht

Titel: Jäger der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wallace Hamilton
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Wirklichkeit – und eine andere Art von Lebenskraft. Er war beeindruckt von der Stärke, von der Macht von Kevins Anziehungskraft und von seiner offensichtlichen Not und seinem Verlangen.
    Aber er konnte das volle Ausmaß dieses Verlangens nicht begreifen, bis sie es sich auf dem großen Himmelbett bequem gemacht hatten und Bruce Kevins Arme um seinen Hals spürte – ganz eng um seinen Hals – und merkte, wie er sich mit seinem ganzen Körper nach Berührung sehnte, nach Nähe. Bruce war ratlos über das, was er da in seinen Armen hielt, so verletztlich in der schutzlosen Offenlegung seiner Gefühle, so leicht verwundbar.
    Wie Bruce so den schlanken, zitternden Körper hielt, wünschte er sich fast, er hätte einen dieser abgestumpften Typen mitgenommen, die glaubten, ihr Geld verdient zu haben, indem sie einfach nur so da lagen. Sich ihrer einfach zu bedienen, machte Spaß ohne Gewissensbisse; diese abgestumpften Jungs konnte man kaum verletzen. Aber diesen hier?
    Bruce streichelte den zarten Körper, der sich an ihn kuschelte, und ließ seine Hand über die Höhen und Senken des straffen Fleisches wandern. Kevins Glied versteifte sich. Es war keine große Waffe, sondern fast bescheiden in seiner Schönheit. Bruce berührte es. Kevins Hüften hoben sich, um es gegen die Hand zu pressen. Durch diese eine Bewegung und die Antwort darauf öffneten sich die Schleusen.
    Bruce hatte nie – weder bei Amory noch bei irgendjemand anderem – einen derart triumphierenden Erguß erlebt. Aber so überwältigend, wie er kam, ging er wieder vorbei, und Bruce sah, alleingelassen nun, auf den sich zusammenkauernden Körper, der sich auf der anderen Seite des Bettes nahezu versteckte, so weit von ihm entfernt wie die Sterne am Himmel.
    Die Stimme klang wie aus den Tiefen des Alls. «Ich muß jetzt los.»
    Der Ton ließ Bruce erstarren, aber er hatte seine eigene Stimme unter Kontrolle. «Soll ich dich nach Hause fahren?»
    «Ich kann zu Fuß gehen.»
    Kevin wandte seinen Blick von Bruce ab, während er sich langsam aus dem Bett erhob und im Stehen seine Hände über seinen nackten Körper gleiten ließ, als ob er sich mit etwas Unbekanntem und Neuem vertraut machen wollte. Die Begierde, die Bruce als vollauf befriedigt empfunden hatte, durchlief ihn immer noch wie ein leichter Stromschlag, als er den Körper anstarrte, dessen intimste Teile ihm dargeboten gewesen waren. Nun schien er unnahbar wie eine Alabasterstatue und von ebensolch klassischer Schönheit. Aber was war da so plötzlich geschehen?
    Als Kevin seine Kleider mit bedächtigen, fast kindhaften Bewegungen anzog, fragte Bruce: «Möchtest du gern wiederkommen?» Immer noch kein Blickkontakt. «Weiß nicht. Vielleicht.»
    «Ich möchte dich gern bei mir haben.» Bruce schwieg einen Moment. «Erspart dir, in der Hafenstraße herumzuhängen.»
    «Ich hänge nicht in der Hafenstraße rum.» Die Stimme klang hart und eindringlich. «Nicht mehr.»
    «Und nun...?»
    «Danke, daß du mich gefragt hast.»
    «Denk drüber nach.»
    «Das werde ich bestimmt.»
    Bruce spürte nahezu körperlich eine schreckliche Beklemmung in dem Jungen, und er begann zu verstehen. Aber er fühlte, daß alles, was er sagen könnte, diese Beklemmung nur noch schlimmer machen würde. Kevin würde mit seiner eigenen Wirklichkeit in den Ring zu steigen haben, und Bruce wußte, welch Elend in dem Ritus eines solchen Schlagabtausches liegen konnte. Er sehnte sich nach diesen zarten Schultern, die einen zu schwachen Eindruck machten, um solch eine Last zu tragen.
    Als Kevin mit dem Anziehen fertig war, zog sich Bruce seinen Bademantel über und brachte Kevin zur Wohnungstür. Er drückte ihm einen Zehner und einen Zwanziger in die Hand und stand da, eine Hand auf den Türknopf gelegt. Aber weder machte Kevin Anstalten zu gehen, noch blickte er Bruce in die Augen. Dann, in einem plötzlichen Ausbruch von Leidenschaft, legte Kevin seine Arme um Bruces Hals und küßte ihn – energisch und mit offenem Mund auf die Lippen. Mit einem leichten, aufseufzenden Weinen war Kevin in der nächtlichen Stadt verschwunden.
    Bruce ging in die Küche und goß sich einen großen Brandy ein. Aber trotz des wärmenden Brandys in sich fand er nur schwer in den Schlaf.

9. KAPITEL
     
    Auf seinem Weg zur Burkett Street trottete Kevin durch die Innenstadt. An einer Normaluhr konnte er ablesen, daß es zehn Minuten nach elf war. Millie würde betrunken sein, Jake eingeschlafen vor dem Fernseher, und Dennis würde

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