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Jäger der Nacht

Jäger der Nacht

Titel: Jäger der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wallace Hamilton
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abgeschrubbt, saßen auf geradlehnigen Stühlen, die man aus der Küche geholt hatte.
    Kevin wußte, daß Millie die meiste Zeit des Tages damit verbracht hatte, das Haus auf Vordermann zu bringen. Es war seit Monaten nicht mehr saubergemacht worden. Nun war alles ordentlich und auf seinem Platz. Sogar die Stapel von Zeitungen und Bierdosen rund um Jakes großen Sessel waren verschwunden.
    Millie hatte einen ganz schönen Aufstand gemacht, als Kevin und Dennis von der Schule nach Hause gekommen waren... von wegen sich waschen... und frische Hemden anziehen... und Haare kämmen. Millie bügelte Kevin sogar ein Paar Hosen.
    Gegen fünf, als Miss Gotter kam, hatte Kevin Schwierigkeiten, das Haus wiederzuerkennen – oder überhaupt irgendjemanden.
    Während er im Wohnzimmer saß, betrachtete sich Kevin die Gestalten und dachte dabei an eine Gruppe von Schaufensterpuppen aus Plastik in der Auslage eines Kleidergeschäftes. Millie und Miss Gotter waren am unnatürlichsten von allen – sie lächelten sich an und nickten einander zu, als sei’s der Fünfuhrtee. Kevin fragte sich, wo wohl die Whiskyflasche versteckt wäre und stellte sich vor, daß die Gesellschaft, schon munter werden würde, wenn Millie sie hervorholen und Miss Gotter ordentlich einen einschenken würde.
    Aber Kevin saß nur so da, hörte zu und dachte an Sams Schwanz.
    Miss Gotter klang, als würde sie laut vorlesen. «Sehen Sie, es war immer die Politik der Behörde, Blutsverwandte nach Möglichkeit wieder zusammenzuführen, und in diesem Fall schien es sinnvoll zu sein, Mrs. Stark, nun, da Sie wieder gesund sind, die Jungs Ihnen wieder zurückzugeben.»
    «Oh ja», sagte Millie. «Ich hab’ mich so gefreut, sie wieder zu haben.»
    «Und es ist so heimelig hier.»
    Millies Augen leuchteten, und Jake nickte. Dennis sah Miss Gotter nur unter seinem Wuschelkopf an.
    «Möchten Sie das Zimmer der Jungs sehen?» fragte Millie.
    «Warum nicht, ja. Das wäre sehr nett.»
    Millie war genauso wie diese Mütter in den TV‐Serien. «Jungs, führt Miss Gotter nach oben und zeigt ihr euer Zimmer.»
    Miss Gotter erhob sich erwartungsvoll. Kevin bemerkte, daß sie einen mächtigen Rumpf hatte und sich wie eine Ente bewegte.
    Dennis ging voran, Miss Gotter folgte, und Kevin bildete das Schlußlicht, wobei er beobachtete, wie sie die Treppen hoch watschelte. Kevin hoffte, daß Dennis die Farbdosen gut im Schrank versteckt hätte, und er war heilfroh, daß sie ihr Schnüffeln auf den Friedhof verlegt hatten. Alles, was Miss Gotter würde riechen können, waren schmutzige Socken.
    Als sie im zweiten Stock angekommen waren, sah sich Miss Gotter in dem spärlich möblierten Zimmer um – das Feldbett von Kevin am vorderen und das von Dennis am hinteren Ende. Zustimmend lächelte sie über das Poster von John Wayne mit seinem Pferd und sagte, daß sie sich freuen würde, daß beide Jungs so sehr auf Ordnung bedacht wären. Gar nicht so lange zurück hatte es Millie eine halbe Stunde gekostet, etwas Ordnung in das Chaos zu bringen...
    Plötzlich wurde Miss Gotters Stimme sehr deutlich, und ihre Worte kamen heraus, als ob sie buchstabieren würde. «Seid ihr hier glücklich?»
    «Oh, bestimmt», sagte Dennis wahrlich engelhaft.
    Miss Gotter wandte sich an Kevin. «Und du?»
    Kevin erinnerte sich an Sam. «Es ist in Ordnung. Manchmal sogar großartig.»
    «Was macht die Schule?»
    Dennis zuckte mit den Achseln. «Wir kommen zurecht.»
    «Und euer Stiefvater, Jake. Mögt ihr ihn?»
    «Oh, er ist toll», sagte Dennis. «Man muß nur wissen, wie man mit ihm umgehen muß, das ist alles.»
    Ein leichtes Grinsen huschte über Miss Gotters Gesicht. Dann wurde ihre Stimme wieder sanft. «Um die Gesundheit eurer Mutter steht es nicht... zum besten . Ihr Jungs kümmert euch um sie, nicht wahr, und macht ihr nicht zuviel Kummer?»
    «Oh, wir kümmern uns um sie», sagte Dennis.
    «Das ist eine hübsche rote Jacke, die du da anhast. Hast du die von deiner Mutter?»
    «Ich habe sie mir selbst gekauft», sagte Dennis voller Stolz.
    «Ach, hast du einen Job nach der Schule?»
    «Klar... als Botenjunge und so’n Zeug.»
    Kevin hatte Mühe, seinem Gesicht nichts anmerken zu lassen.
    «So’n Zeug» – wie zum Beispiel sich in der Hafenstraße einen blasen lassen!
    «Das ist sehr unternehmerisch von dir», sagte Miss Gotter. «Ich bin sicher, daß deine Mutter und Jake das zu würdigen wissen.»
    «Oh ja, das tun sie», sagte Dennis.
    Kevin konnte nicht umhin, Dennis widerwillig zu

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