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Jäger der Nacht

Jäger der Nacht

Titel: Jäger der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wallace Hamilton
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Geschichtsbücher schienen nicht zu wissen, daß es Leute wie ihn gab.
    Er ließ das Buch auf den Boden neben seinem Bett fallen und zog sich langsam aus. Als er nackt war, strich er mit seinen Händen über seinen Körper und dachte über Bruce nach. Was machte er hier, wenn doch Bruce dort war?
    Als er das Licht ausknipste und sich hinlegte, kam ihm ein quälender Gedanke. Er hatte Bruce mit Amory zurückgelassen. War Amory immer noch da? Feierten die Ex‐Freunde Versöhnung? Bruce hatte zwar dies «alles vorbei» so gesagt, als sei es die selbstverständlichste Sache der Welt, aber wenn Amory ihm erzählt hatte, wer ihn im Greystone Park zusammengeschlagen hatte? Seine Gedanken wurden plötzlich von Bildern überschwemmt, in denen er sich haargenau vorstellte, wie Bruce und Amory es in diesem großen Doppelbett miteinander trieben und wie sie all die Dinge taten, die er und Bruce miteinander gemacht hatten... im selben Bett. Und wie Bruce über das verrückte Miststück von Jungen, der versuchte, ein ganzer Kerl zu sein, mit Amory mitfühlte.
    Er hörte Schritte auf der Treppe und sah Dennis’ Gestalt, die sich vor dem schwachen Schein des rückwärtigen Fensters bewegte. Dennis’ Nachttischlampe ging an, und ihre Blicke trafen sich... und blieben für einen langen Moment aufeinander geheftet.
    «Hör mal. Max und Arnie...» Dennis’ Stimme klang fremd, fast wie ein Winseln mit einer Spur von Angst. «Die wollen immer noch deinen Arsch.»
    «Laß sie doch deinen Arsch haben.»
    Die Worte sprudelten heraus, kieksend, aber kaum lauter als Flüstern. «Nee, verstehste denn nicht? Sie sind Kenny überdrüssig. Um Himmels willen, der ist schon so ausgeleiert, daß es wie bei einer Votze ist. Aber du... du benimmst dich so männlich und so, bei dir muß es noch eng sein. Sie werden dich schnappen, und sie werden dich durchorgeln, und dann werden sie dich an eine Bande geiler Puertoricaner unten im Südteil der Stadt verkaufen, die eine Woche lang mit dir machen, worauf sie Lust haben, und dich dann umbringen. Sie haben so ihre Methoden, und keiner wird je davon erfahren. So sagen sie jedenfalls. Eine Woche lang alles, worauf sie Lust haben, und dann bringen sie dich um die Ecke.»
    Kevins Puls raste, aber er ließ seiner Stimme nichts anmerken.
    «Dummes Gequatsche.»
    Dennis knipste seine Lampe aus und legte sich aufs Feldbett.
    «Ich glaub’ ihnen.»
    «Scheißdreck.»
    «Aber... wenn sie meinen, daß deine Stunde geschlagen hat.»
    «Ja, und du wirst ihnen helfen?»
    Dennis klang, als ob er kurz davor stünde zu weinen. «Ich kann gegen Max und Arnie nicht an. Wenn sie von mir was wollen, muß ich es auch machen.»
    «Ja?»
    «Ja, sonst verkaufen sie vielleicht mich an die Puertoricaner.» Kevin sagte nichts. Ihn überkam ein Frösteln.
    Dennis’ Stimme schien von weit entfernt zu kommen. «Du haust besser ab. Wenn du ‘nen Platz hast, wo du hin kannst, dann geh. Wie ich gesagt habe, deine Stunde hat geschlagen. Max und Arnie geben nicht auf.»
    Kevin starrte an die Zimmerdecke. «Ich weiß nicht, wohin.»

19. KAPITEL
     
    Bruce schlief nicht gut in jener Sonntagnacht. Verwirrt von Kevins Verhalten, kehrten seine Gedanken zu Julian zurück. In jenem Sommer, als er Julian in Tante Charlottes Haus kennengelernt hatte, war Bruce so alt wie Kevin gewesen. Julian, der in die Abschlußklasse des College ging, muß ungefähr zwanzig gewesen sein, aber in Bruces Augen war er ein Ausbund an Reife gewesen. Er stellte sich vor, daß Kevin ihn mit denselben Augen sah, mit denen er Julian gesehen hatte.
    In jenem Sommer hatten sie beide Kanus besessen und pflegten, Paddelschlag um Paddelschlag, Rennen zu einer verlassenen Insel in der Mitte des Sees zu veranstalten. Sie waren in einer kleinen, sandigen, von Pinien geschützten Bucht gelandet, und dort hatten sie sich eines warmen Nachmittags geliebt.
    Bruce hatte seitdem diese Szene Hunderte von Malen in seiner Erinnerung durchgespielt und sich jedes Mal bei dem Gedanken an diesen goldenen Schimmer – die tiefstehenden Sonnenstrahlen und das flirrende Licht auf dem gelbbraunen Sand – in Erregung versetzen lassen. So ein Gefühl wie damals hatte er kaum wieder gehabt. Kein noch so schöner Vorsatz konnte dieses Erlebnis, das er mit Julian gehabt hatte, wiederholbar machen, bis er Kevin getroffen und diesen goldenen Schimmer der Erwartung in dessen Augen sich hatte widerspiegeln sehen. Er erinnerte sich, wie zärtlich und geduldig sich Julian in jenem Sommer seiner

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