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Jäger der Nacht

Jäger der Nacht

Titel: Jäger der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wallace Hamilton
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sich ob dieser Störung; er öffnete aber dennoch die Tür in der Annahme, einen Haustürverkäufer leicht abwimmeln zu können.
    Aber es war Amory, der sich von der Schlägerei im Greystone Park vollständig erholt hatte und munterer als gewöhnlich aussah.
    «Tut mir leid, daß ich dich so überfalle.»
    «Ach, ist schon in Ordnung», sagte Bruce ohne die Spur von Begeisterung.
    «Ich war gerade in der Gegend...» Eine entzückende Röte überzog sein Gesicht. «... und da überkam mich eine unstillbare Sehnsucht nach einer von deinen Bloody Marys.»
    «Komm rein.»
    Ihm fiel ein, daß sich Kevin und Amory nie zuvor getroffen hatten; aber, zum Teufel, früher oder später wäre das sowieso passiert. «Amory, das ist Kevin Stark.»
    Als Kevin Amory die Hand schüttelte, wurde sein Gesicht erst weiß, dann dunkelrot. Bruce war verwirrt. Die einzige Erklärung, die ihm zu Kevins heftiger Reaktion einfiel, war, daß Amory dazu übergegangen wäre, die Hafenstraße abzuklappern, aber die Hafenstraße war nicht Amorys Stil. Wenn es da einen Fehltritt gegeben hatte, dann ließ er sich jedenfalls nichts anmerken. Amory schien sich ausgesprochen wohl zu fühlen.
    Aber als Bruce in die Küche ging, um Bloody Marys zuzubereiten, folgte ihm Kevin und drängte sich eng an ihn, während Bruce alle möglichen Zutaten in den Shaker gab. «Ich muß los.»
    «Oh. Es ist noch früh.»
    «Ich muß Schularbeiten machen.»
    Bruce sah in Kevins Gesicht – der angstvolle Blick, die angespannt zusammengepreßten Lippen – und setzte die Tabascosauce vehement auf der Arbeitsplatte ab. «Hör zu, Kevin, das ist nur Amory, mein Ex‐Freund, und das ist alles vorbei. Nichts, worüber man sich aufregen müßte.»
    «Ich muß los.» Kevins Stimme zitterte. «Ihr zwei habt einiges zu besprechen... und ich habe Schularbeiten.»
    Irgendetwas sagte Bruce, nicht weiter in Kevin zu dringen.
    «Okay.»
    An der Eingangstür küßte Bruce Kevin und versuchte, ihm einen Zwanziger als Taschengeld in die Hand zu drücken. Aber Kevin hielt seine Hand geschlossen und schüttelte den Kopf. «Das brauch’ ich nicht. Behalt es.» Mit plötzlicher Heftigkeit schlang er plötzlich seine Arme um Bruces Hals und blieb einen Augenblick so stehen. «Ich ruf dich an.» Dann war er verschwunden.
    Als Bruce mit einem Gefühl der Niedergeschlagenheit und Verwirrung ins Wohnzimmer zurückging, nuckelte Amory gerade an seiner Bloody Mary. «Bildhübscher Junge.»
    «Hmmmhmmm.»
    «Warum ist er so eilig gegangen?»
    «Schularbeiten, sagt er.»
    «Glaubst du ihm?»
    Bruce schüttelte seinen Kopf. «Mit meinen Freunden scheint er nicht viel anfangen zu können.»
    «Ich hätte ja auch ein anderes Mal reinschneien können. Ich hasse es, jemandem einen gemütlichen Sonntagnachmittag zu verderben, an dem er sich mit so jemandem den schönsten Ausschweifungen hingeben will.»
    «Mach’ dir nichts draus.» Bruce zögerte, als wollte er sich erst selbst vergewissern. «Er wird zurückkommen.»
    «O là là, was Ernstes, was?»
    Sinnierend stocherte Bruce mit einem Finger in den Eiswürfeln seines Drinks herum. «Ich glaub’ schon.»
    «Ich weiß Bescheid. Ich brauch’ dich nur anzusehen und weiß Bescheid.»
    «Was weißt du?»
    «Es ist was Ernstes.» Er beobachtete Bruce über den Rand seines Glases hinweg. «Und teuer auch, möchte ich sagen.»
    Bruce schnaubte verächtlich. «Von mir nimmt er kein Geld an.»
    «Aber worauf, um alles in der Welt, ist er dann aus? Auf dein Herz?»
    «Der Gedanke ist mir schon gekommen. Und das Schlimme ist, daß er dabei Fortschritte macht, wie mir scheint.»
    «Ich glaub’, daß du dich da in eine ganz schön verzwickte Situation bringst. Ich mein’, für ‘nen Zwanziger mal einen losmachen ist eine Sache, aber das hier...» Amory sah Bruce aufmerksam an.
    «Wie lange ist er hiergewesen?»
    «Übers Wochenende.»
    «Kümmern sich seine Eltern nicht darum, wo er ist?»
    «Anscheinend nur dann, wenn sie nüchtern sind... und das ist nicht sehr oft.»
    «O Gott, jemand sollte sich der Erzeuger annehmen!»
    «Sind wir soviel besser?»
    «Wie meinst du das?»
    «Zumindest erzeugen sie was.»
    «Sie ficken... und das noch gedankenlos. Und aus solch ekelhaften Ereignissen entstehen Kinder, die wiederum ihrerseits die begrenzten Vorräte der Welt zur Neige bringen.»
    «Dann sind wir also ökologisch gesehen Engel?»
    «Wir verschmutzen die Erde nicht mit quäkenden Säuglingen. Zumindest das tun wir nicht.»
    «Aber wenn das Schreckliche nun

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