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Jäger der Nacht

Jäger der Nacht

Titel: Jäger der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wallace Hamilton
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mal geschehen ist...»
    «Das ist ihr Problem.»
    «Selbst wenn das Kind schwul ist?»
    «Laß doch das Kind seinen eigenen Weg finden. Mußten wir ja auch.» Amory begann, im Wohnzimmer aufund abzulaufen. «Ich glaube, dieser junge Mann hat dich in einen matschigen Sumpf der Sentimentalität runtergezogen, und ich fürchte um deine unsterbliche Seele.»
    Bruce fühlte sich unwohl in seiner Haut. «Ach, hör doch auf, Amory.»
    «Ich meine es so, wie ich es gesagt habe.»
    «Ich weiß, was du meinst. Die Schönheit des schwulen Lebens liegt in seiner Unabhängigkeit. Laß doch die Erzeuger sich um ihren eigenen Dreck kümmern.»
    «Stimmt’s etwa nicht? Das ist doch nur fair.»
    «Aber zehn Prozent von dem, was die Erzeuger Jahr für Jahr hervorbringen, gehört zu uns und nicht zu ihnen.»
    Amory setzte sich und legte seinen Kopf in die Hände. «Ich hätte wissen sollen, daß du einen Weg findest, aus einer ganz gewöhnlichen Schwanz‐und‐Arsch‐Arie einen Kreuzzug zu machen.»
    «Ich bin nicht... moralisierend. Ich mache mir einfach nur Gedanken über einen schwulen Jungen namens Kevin Stark. Und für den Augenblick ist das ‘ne ganze Menge.»
    Als Amory etwa eine Stunde später wegging, blieb er an der Eingangstür stehen und küßte Bruce. «Sei vorsichtig, hmmm?»
    «Ich versuch’s», sagte Bruce.

18. KAPITEL
     
    Kevin hörte erst auf zu rennen, als er vier Blocks von Bruces Wohnung entfernt war. Sogar als er seinen Gang auf Schrittempo verlangsamte, blickte er immer wieder über die Schulter zurück, um zu sehen, ob vielleicht Polizeiautos kämen.
    Als die Panik allmählich wich, begann sich Kevin zu fragen, ob Amory ihn überhaupt erkannt hatte. Er dachte zurück an jenen Augenblick im Greystone Park. Er hatte sich über Amorys auf dem Boden liegenden Körper gebeugt. Das Licht der Straßenlaterne war über ihm gewesen, hatte in Amorys Gesicht geschienen, aber sein eigenes im Schatten gelassen. Vielleicht hatte er ihn im Schatten nicht deutlich gesehen. Vielleicht hatte der Schock des Überfalls sein Gedächtnis umnebelt. Vielleicht...
    Aber vielleicht auch nicht. Vielleicht erzählte Amory Bruce gerade jetzt die ganze Geschichte, und die Polizei wurde gerufen. Sie suchte schon die ganze Stadt nach ihm ab. Und was würde Bruce denken, wenn er davon erfuhr? Kevin... sein Kevin... schlägt Tunten im Greystone Park zusammen? Irgend so ein Halbstarker haut seinen Ex‐Freund in Klump? Kevin würde er garantiert niemals wiedersehen wollen.
    Bilder durchströmten seine Gedanken, wie er dabei war, sich mit Bruce zu lieben. Wie er sich widerstandslos zurückgelegt und sich allen Genüssen hingegeben hatte, die Bruce gemeinsam mit ihm erleben wollte. Und wie er Bruces Körper gleich einer eindringenden Armee untersucht und alles von Bruce genommen hatte, was der zu geben hatte. Er dachte an Kenny, bewegungslos wie eine Leiche auf dem Grabstein, über den sich Max und Arnie und Joe und Rico und sogar Dennis hergemacht hatten. Und er war mit ihnen losgezogen, um Tunten zu ticken. Amory.
     
    In Richtung Houghton Street trottete er durch die Straßen der Stadt, in denen es allmählich dunkel wurde. Die Straßenzüge, durch die er kam, waren zumeist von Wohnblocks gesäumt, die düstere Eingänge aus mächtigem, behauenem Stein hatten, nicht mit baldachinartigen Überhängen und Schnörkeln verziert, sondern mit Medaillons von Löwen, Adlern und Einhörnern, die wild blickend auf der Wacht waren. Durch die versammelte Mächtigkeit der Gebäude schien die Straße enger zu sein, als sie war, und Kevin kam sich ganz klein gegen ihre Massigkeit vor.
    Er wußte, daß Menschen in diesen Wohnblocks wohnten, Menschen wie Tante Charlotte, wie Mr. Grover, wie die Menschen, an denen er auf der Straße vorbeiging. Vielleicht besuchten einige von ihnen, Mr. Grover und andere, in aller Heimlichkeit des Nachts die Hafenstraße und brachten ihre Eroberungen mit zurück, um unter diesen Löwen und Adlern hindurchzugehen und hinter diesen Ziegeln und dem Mauerwerk zu verschwinden. Wer wußte schon davon oder kümmerte sich darum, solange die Ziegel und Steine ihr abweisendes Gesicht der Straße zuwandten, genauso wie diese steinernen Soldaten im Greystone Park?
    Kevin fühlte Zorn in sich aufsteigen, während er die Straße entlangtrabte. Er wünschte sich, nach den Steinen zu treten, die Ziegel herauszureißen, in einen von diesen verrückten Eingängen eine Stinkbombe reinzuschmeißen und in den Eingangshallen laut «Feuer!» zu

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