Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jäger der Schatten

Jäger der Schatten

Titel: Jäger der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melissa de la Cruz
Vom Netzwerk:
dem, was ich tue oder sage, persönlich.«
    »Ich werde versuchen, daran zu denken«, erwiderte Demin. Sie wandte sich zur Tür, doch sie spürte, dass die Vorsitzende ihr noch etwas sagen wollte, und blieb stehen.
    Mimi wartete, bis alle gegangen waren, bevor sie zu sprechen anfing. »Es gibt da noch etwas. Mir ist zu Ohren gekommen, dass einige von uns glauben, wir wären als Gemeinschaft ein zu leichtes Ziel. Venatoren, die mir treu ergeben sind, haben herausgefunden, dass Josiah Archibald und einige andere Mitglieder des Ältestenrats einen Umsturz planen, um die Gemeinschaft aufzulösen. Sie sind dabei, das Archiv stillzulegen, das Haus der Geschichte unter die Erde zu verlegen und die Hälfte der registrierten Familien mitzunehmen. Ich habe sie in dem Glauben gelassen, dass ich nichts über ihre Pläne weiß. Aber ich muss Victorias Mörder finden. Wenn ich herausfinde, wer hinter dem Video steckt, kann ich ihr Vertrauen zurückgewinnen, den Widerstand brechen und die Gemeinschaft wieder vereinen.«
    Demin nickte. Als Mimi mit ihr über den Auftrag gesprochen hatte, hatte sie nichts davon erwähnt und Demin war erschrocken, wie tief die New Yorker Gemeinschaft in der Klemme steckte. Andererseits hatte keine andere Gemeinschaft so viele unsterbliche Leben verloren.
    »Der Blutzauber, glaubst du, dass der Ältestenrat etwas damit zu tun hat?«, fragte Demin.
    »Die Venatoren sind bis jetzt nicht ganz sicher. Sie sind noch dabei, die Hintergründe des Zaubers zu untersuchen. Doch im Moment vermuten wir tatsächlich, dass sie mich damit aus dem Weg räumen wollten.« Mimi senkte den Kopf. »Der Ältestenrat hat Zugriff auf meine Archivakte. Irgendwie haben sie herausgefunden, dass ich geplant hatte, die Schutzschilde außer Kraft zu setzen.«
    »Meinst du, sie sind in Victorias Entführung verwickelt?«
    »Nein, natürlich nicht. Aber sie haben das als Gelegenheit genutzt, um mich anzugreifen.«
    »Darf ich fragen, wie du dem Blutzauber entkommen bist?«
    Mimi seufzte. »Ich weiß es selbst nicht. Soweit die Ärzte feststellen konnten, ist er irgendwie an mir abgeprallt. Ganz so als hätte ich eine kugelsichere Weste getragen.«
    »Was auch immer es war, du kannst dich sehr glücklich schätzen. Ich habe Opfer von Blutzaubern gesehen. Das ist kein schöner Anblick«, sagte Demin und ersparte Mimi die Details: das Zusammenkratzen der Überreste, das anschließende Verbrennen des Blutes, was eine Gnade war, weil der unsterbliche Geist ins Nichts zersprengt wurde. Blutzauber waren gemeine kleine Biester, die man sich in der Gedankenwelt zunutze machen und deren Wirkung man auf eine Person richten konnte, um auf die Moleküle im Blut des Vampirs zu zielen.
    »Wie auch immer, die Gemeinschaft gleich aufzulösen, scheint mir ein ziemlich radikales Vorhaben zu sein«, bemerkte Demin.
    »Sie wollen mich loswerden, weil sie wissen, dass ich das niemals zulassen würde«, sagte Mimi mit funkelnden Augen. »Jeder Vampir für sich? Keine Reinkarnationen mehr? Haben sie etwa vergessen, wie es einst gewesen ist? Wäre Charles noch hier, würden sie so etwas nie in Erwägung ziehen.«
    »Mach dir keine Sorgen, ich werde den Mörder finden.« Demin legte eine Hand auf Mimis Arm.
    »Gut.« Die Vorsitzende warf ihr einen durchdringenden Blick zu, den Demin nicht deuten konnte, bis sie erkannte, dass Mimi neidisch auf sie war. Neidisch, weil Demin es geschafft hatte, ihre Geisel zu retten, während Mimi knapp gescheitert war. Und als Strafe drohte das gesamte Fundament ihrer Gemeinschaft zusammenzubrechen. Das hatte Mimi sicher nicht erreichen wollen, als sie die Schutzschilde außer Kraft gesetzt hatte.
    »Was Victoria passiert ist, ist nicht deine Schuld«, sagte Demin. »Du hast dir nichts vorzuwerfen. Mach dir keine Gedanken. Ich werde nicht versagen. Das habe ich noch nie.«
    Mimi schüttelte ihr die Hand. »Sorge dafür, dass das nicht passiert. Denn die Ältesten haben eins nicht bedacht: Wenn sie uns auflösen, können wir wahrscheinlich nie wieder in den Himmel aufsteigen.«

27
Das neue Mädchen
    D as Zimmer, das ihr zugeteilt worden war, war klein und ging auf einen Lichtschacht hinaus. Wenn sie das Fenster öffnete, schaute sie auf eine kaum zwei Meter entfernte Ziegelmauer. In Schanghai hatte ihr ein Penthouse zur Verfügung gestanden, doch die Luftverschmutzung in der Stadt war so groß, dass sie fast den gleichen Blick gehabt hatte: graue Dunkelheit.
    Die Lennox-Brüder, die im Dachgeschoss wohnten, hatten ihre Hilfe

Weitere Kostenlose Bücher