Jäger der Schatten
Rückseite des Raumes auf. Ein Foto zeigte Victoria, gefesselt und mit Augenbinde, das andere ein schwarzhaariges Mädchen, das in gleicher Weise abgebildet war. »Liling Tangs Vater ist einer der reichsten Männer Chinas und Lilings Entführer verlangten zwanzig Millionen Dollar für ihre Freilassung. Wegen der Lösegeldforderung konzentrierten wir uns auf die Menschen in unserer Gemeinschaft. Am Ende mussten wir jedoch feststellen, dass einer von uns sie entführt hatte. Ein Blue Blood.«
Die Versammelten zeigten keine Regung. Es schien, als hätten sie das erwartet, und Demin fuhr fort. »Ihr Aufenthaltsort war durch einen Verschleierungszauber nicht zugänglich, doch nach gründlichen Ermittlungen konnten wir herausfinden, wo sie festgehalten wurde, und sie vor Ablauf der Frist befreien. Ich bin Victorias Akte durchgegangen. Den Wächtern nach erreichte Victoria die Party um dreiundzwanzig Uhr. Danach wurde sie nirgends mehr gesehen. Andernfalls hätten die Wächter sie in der Gedankenwelt aufgespürt, nachdem sie gegangen war. Dafür war derjenige, der sie entführt hat, auf der Party, was bedeutet, dass es jemand sein muss, der ihr nahestan d – jemand aus ihrem engsten Umfeld. Jemand von der Duchesne. Jemand, dem sie vertraute.«
»Demin wird sich an der Duchesne einschreiben«, kündigte Mimi an. »Sie wird sich Victoria Taylors Freundeskreis anschließen und diejenigen, die in der fraglichen Nacht auf Jamie Kips Party gewesen sind, aushorchen. Weil wir keine unnötige Angst oder Panik verbreiten wollen, ist dies eine streng geheime Undercover-Operation.«
»Ich habe eine Frage. Wie konntet ihr Liling finden, wenn sie in der Gedankenwelt unter einem Verschleierungszauber stand?«, wollte Ted Lennox wissen. Demin hatte ihn in der letzten Nacht kennengelernt. Er und sein Bruder hatten sie am Flughafen abgeholt.
»Wir haben einen Todesläufer in die Gedankenwelt geschickt.«
Ein Raunen ging durch den Saal.
»Ein Koma in der Gedankenwelt? Um die Spuren des Geistes zu verwischen? Aber der mögliche Schaden, den die Seele davontragen könnte, is t …« Ted schüttelte den Kopf. »Ihr müsst total verrückt oder wirklich mutig gewesen sein, um so etwas zu tun. Wer war bereit, eine so riskante Operation durchzuführen?«
»Ich habe diese Aufgabe übernommen«, sagte Demin gelassen. Es hatten nur sie und Dehua zur Wahl gestanden und sie war schon immer die stärkere der Zwillingsschwestern gewesen. Sie hatte ihrer Schwester nicht erlaubt, dieses Risiko einzugehen.
Jetzt ging ein anerkennendes Flüstern durch die Reihen der Anwesenden. Todesläufer legten ihre unsterbliche Seele bis auf ihr Kernstück ab und ahmten auf diese Weise den Tod nach. Ohne eine Spur ihres Geistes in der Gedankenwelt war sie in der Lage gewesen, den Verschleierungszauber zu unterwandern und den Aufenthaltsort der Geisel zu finden.
Mimi klopfte auf das Rednerpult. »Gibt es weitere Fragen?« Sie sah sich um. Keiner hob die Hand. »Ich muss euch nicht daran erinnern, dass diese Information als streng geheim gilt und nur für den Ältestenrat bestimmt ist. Offiziell bleibt das Venatorenteam mit diesem Fall betraut. Niemand sonst in der Gemeinschaft darf wissen, dass wir eine internationale Ermittlung durchführen. Die Verschwörer haben sich um die Sicherheitslücke gekümmert, die durch das Video im Internet entstanden ist. Die Mehrheit der Menschen wird auch weiterhin nichts von unserer Existenz erfahren. Victorias Verschwinden werden wir mit einem Schulwechsel in ein Internat in der Schweiz begründen. Die Taylors wurden über die Situation aufgeklärt und kooperieren.«
Die Versammlung war beendet und Demin packte gerade ihre Unterlagen ein, als Mimi neben sie trat. Demin war tief bewegt von der Schönheit Azraels. Es hieß unter den Vampiren, dass nur Gabrielle schöner war, doch es war schon eine Weile her, seit Demin sie in ihrer menschlichen Hülle gesehen hatte. Demin hatte keinen Zyklus durchlebt, als Allegra noch aktiv war.
Mimis helle Haut strahlte die Reinheit und Frische der Jugend aus, eine deutlich sichtbare Vitalität, die im Kontrast zu der tiefen Traurigkeit in ihren smaragdgrünen Augen stand.
»Hast du alles, was du brauchst?«, fragte Mimi. »Wie behandeln dich die Jungs?«
»Die Unterkunft der Venatoren ist ein echter Saftladen. Genau wie zu Hause.« Demin grinste. »Aber ich komme damit klar.«
»Bin froh, das zu hören. Vergiss nicht, in der Schule kenne ich dich offiziell nicht. Nimm also bitte nichts von
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