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Jäger der Schatten

Jäger der Schatten

Titel: Jäger der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melissa de la Cruz
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nicht. Ich bin mit dem Wagen meines Bruders hier.«
    »Super.« Sie lächelte.

33
Eine Geschichte über Freunde
    P aul Rayburn fuhr mit den Händen oben am Lenkrad. Er blickte Demin schüchtern an. Dann räusperte er sich.
    »Ich dachte, du wärst mit Bryce zusammen.«
    »Das war ich auch.« Demin gähnte. »Aber jetzt nicht mehr.« Ihre Beziehung war definitiv vorbei. Jetzt, da sie sein Geheimnis kannte, hatte sie für Bryce Cutting keine Verwendung mehr.
    »Das ging schnel l … Was bist du, eine Art Herzensbrecherin?«, fragte Paul.
    »Seit wann interessiert dich mein Liebesleben?«, stichelte sie.
    Paul sah über die Schulter, um die Spur zu wechseln, und ihre Blicke trafen sich kurz. »Von Anfang an.«
    Er war in sie verknallt. Sie hatte sich so etwas schon gedacht und spürte jetzt eine seltsame Erregung. Sie hatte gerade einen Dunklen Engel in einem Schlafzimmer zurückgelassen, doch erst hier im Auto mit einem Sterblichen fühlte sie plötzlich etwas, was sie noch vor ein paar Minuten nicht empfunden hatte. Interesse. Anziehungskraft. Offensichtlich war »klug und sensibel« ihr Typ. Sie begann sich zu fragen, wie sein Blut schmeckte, denn sie hätte wetten können, dass dieses Vorurteil falsch war.
    »Ich muss dich warnen, mich würdest du nicht so schnell wieder loswerden«, sagte Paul.
    »Nein?«
    »Nein, ich meine, wenn du meine Freundin wärst, würde ich dafür sorgen, dass du die Party nicht mit irgendeinem anderen Kerl verlässt.«
    »Was würdest du denn anders machen?«, fragte sie neugierig.
    »Das verrate ich dir nicht.« Er wurde rot.
    »Ich kann’s mir ganz gut vorstellen.« Sie lächelte. Demin hatte sich bis jetzt noch keinen Menschen als Vertrauten genommen. Während immer mehr Vampire ihre Vertrauten schon in einem sehr jungen Alter wählten, wollte sie bis zu ihrem achtzehnten Geburtstag warten.
    Als Paul seinen Arm ausstreckte, um den iPod aus dem Handschuhfach zu holen, streifte er zufällig ihre Hand. Sie spürte ein Brennen, als sei sie ein Streichholz, das bei seiner Berührung entfacht war. Plötzlich konnte sie nicht mehr atmen. War es das, worüber jeder sprach? War das die Lust nach Blut? Bis jetzt hatte sie das noch nicht erleb t – den Hunger, die Intensität, das unmissverständliche Verlangen nach dem Blut eines bestimmten Menschen. Es war, als würde ihr ganzer Körper nach dem Geschmack seines Blutes rufen und sie würde erst befriedigt sein, wenn sie davon gekostet hätte.
    »Alles in Ordnung? Du siehst etwas blass aus.«
    »Mir geht’s gut.« Demin sah weg. Sie hob eine Hand, um ihren Mund zu verdecken. Ihre Fangzähne traten hervor, ihr lief das Wasser im Mund zusammen. Sie wollte ihn so sehr, dass sie sich mit aller Kraft beherrschen musste, um nicht über ihn herzufallen. Was auch immer das war, sie hatte keine Zeit dafür. Auch wenn sie Paul wollte und zum ersten Mal das Verlangen nach Blut verspürte, musste sie sich auf ihre Aufgabe konzentrieren. Sie hatte einen Job zu erledigen.
    »Wie hast du die ganzen Leute kennengelernt?«, fragte sie in möglichst beiläufigem Ton und versuchte, das Knistern zwischen ihnen zu ignorieren. »Durch Gemma?«
    »Ja, aber Piper hat mich eingeladen. Weil ich genau neben ihr stand, als sie von der Party sprach. Es war eher eine Einladung aus Mitleid.«
    Als Pipers Name fiel, konnte Demin wieder klarer denken. »Piper ist net t …«, sagte sie, um ihm die Führung zu überlassen. Sie wollte herausfinden, was andere über Piper dachten. Bryces Erinnerung war ein Teil des Puzzles, aber wenn sie Piper Crandall festnageln wollte, brauchte sie noch mehr Informationen und vor allem Beweise.
    Paul wechselte wieder die Spur. »Piper ist in Ordnung. Ihr seid befreundet, oder?«
    »So was in der Art. Ich habe gehört, sie stand einem Mädchen namens Victoria Taylor sehr nah. Sie hat die Schule verlassen, bevor ich hier ankam.«
    Er hantierte an der Stereoanlage herum und der Wagen geriet ein wenig ins Schlingern.
    »Na großartig, jetzt habe ich die Ausfahrt verpasst. Entschuldige, was hast du gesagt? Piper und Victoria?«, fragte er, während die Cowboy Junkies im Hintergrund spielten.
    »Sie sind doch beste Freundinnen?«, fragte Demin schnell.
    »Sie waren es, bi s …«
    »Bis?« Demin lehnte sich näher zu ihm.
    Paul warf ihr einen flüchtigen Blick zu. »Sieh mal, ich mache mir nicht viel aus Gerüchten, insbesondere wenn es um Leute geht, die nicht einmal wissen, dass ich existiere. Das ist zu erniedrigend. Aber was soll ich sagen?

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