Jäger der Verdammten - Eden, C: Jäger der Verdammten
zitterten.
»Ich bin es nicht.« Catalina sprach mit derselben Überzeugung wie Dee. »Ich fahre heute Abend ab. Wohin, weiß ich noch nicht. Ich muss einfach nur hier weg. Das Feuer …«
Feuer. Das Einzige, was einer starken Hexe Furcht einflößen konnte. Grim hatte genau gewusst, was er tat. Er wollte Dee von den Freunden isolieren, die ihr helfen könnten.
Er hätte jederzeit einen Incendor auf Dee hetzen können, aber nein, er wartete, bis sie bei Catalina Zuflucht suchte.
Als er das erste Mal seine Lakaien mit Feuer schickte, war er gescheitert. Aber das zweite Mal ging er auf Nummer sicher. Grim fuhr die großen Geschütze auf. Den weiblichen Incendor.
Und er hatte es geschafft, dass Catalina floh.
Eine Freundin weniger für Dee, dank Grims perverser Magie.
Dee trat einen Schritt auf Catalina zu, fuhr sich mit der Hand durchs Haar und blickte sie eine Weile schweigend an. »Ich verstehe dich.«
Keine Bitte, sie möge bleiben. Sie jagte Catalina keine Schuldgefühle ein, indem sie ihr sagte, wie nützlich die Hexenmagie für sie sein konnte.
Dee nahm die andere Frau in die Arme. »Pass auf dich auf.«
Simon sah, wie sich eine Träne aus Catalinas Auge stahl, während sie Dee umarmte. »Du auch.«
Freundinnen.
Und trotzdem ging Catalina.
Noch dazu versuchte Dee, den Dämon wegzuschicken.
Freunde.
Sie wollte, dass ihre Freunde in Sicherheit waren, und das bedeutete, dass sie nicht in Grims Nähe kommen sollten.
Catalina löste die Umarmung und wischte sich die Wange ab.
Dann ging sie. Die Tür fiel mit einem leisen Klicken hinter ihr zu.
Dee machte die Schultern gerade. »Erkläre mir bitte, warum ich eine Vision von dir hatte, wie du in einem irren Schneetreiben stirbst . Die hatte ich unmittelbar, bevor ich hier reinkam.«
Er blinzelte. Wie konnte sie …
Sie rieb sich die Augen. »Verdammt, Simon, das war schrecklich. Eben rede ich noch mit Zane – der, Idiot, der er ist, natürlich nicht auf mich hört – und im nächsten Moment sehe ich nur noch dich, und du warst …«
»Das war nicht ich.« Wenigstens so viel konnte er ihr erzählen. Es musste an ihrer Blutverbindung liegen. Grim versuchte, wieder in seinen Geist einzudringen, aber Dee hatte freien Zugang zu ihm, ohne sich überhaupt zu bemühen.
Sie drehte sich zu Simon um. Ihr Blick fiel auf seine Brust. »Doch, das warst du.« Sie schritt um ihn herum, so dass sie hinter ihm stand, und strich behutsam über seinen Rücken. Simon versteifte sich. »Was sie mit dir machten, war entsetzlich.«
»Nicht mit mir«, erwiderte er und atmete ihren Duft ein: sinnlich und überwältigend.
»Ich habe dich doch gesehen!«
Weil sie in seinem Kopf gewesen war und die Bilder sein Bewusstsein gefangen nahmen. »Grim.« Sie legte die Hände flach auf seinen Rücken, und die Hitze schien ihn durch das T-Shirt hindurch zu verbrennen. »Er war es, den du gesehen hast.«
Ihr Atem wehte warm über seine Haut. Während er die Augen schloss, zog sie sein T-Shirt hoch und küsste ihn.
Simon schluckte. »Sie nannten es den Blutaar.«
Ihre Finger wanderten über seinen Rücken. Zweifellos erinnerte sie sich an das Traumbild. Oder Vision oder was auch immer das gewesen war.
Gebrochene Rippen, die gespreizt wurden, damit sie wie Adlerflügel aussahen. »Es ist eine alte Wikingerfolter.« Von der Simon wusste, dass sie Grim angetan wurde. Seine Verbindung zu ihm hatte ihm früher schon dasselbe gezeigt.
Sie wich ein wenig zurück, und sogleich vermisste er ihre Wärme. »Warum?«
Er sah sich zu ihr um. »Nicht alle Monster werden als solche geboren, Dee. Manche werden zu ihnen gemacht.« Einst, vor langer, langer Zeit, war Grim nicht der kranke Dreckskerl gewesen, der er heute war, sondern einfach nur ein Mann. Ein Mann, der gebrochen wurde. Brutal gebrochen.
»Wenn die Geschichten wahr sind«, sagte Simon und beobachtete sie aufmerksam, »war das Erste, was er nach seiner Erweckung tat, jeden Einzelnen aufzuspüren, der an seiner Folter beteiligt war, und ihn in Stücke zu reißen.«
Sie wich seinem Blick nicht aus. »Rache.« Dasselbe, was sie auch wollte.
Er nickte. »Sie hat ihren Preis.« Warum war ihm nicht vorher klar geworden, wie hoch dieser Preis für sie sein würde? Warum hatte er nur an sich gedacht? Daran, wie er sich sein Leben wünschte?
Er hatte Dee in diesen Krieg mit hineingezogen, sie mitten ins Blutbad gezerrt.
»Ich habe immer gewusst, dass sie nicht umsonst ist.« Ihre Lippen verzogen sich zu einem verbitterten Lächeln.
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