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Jäger des verlorenen Schatzes

Jäger des verlorenen Schatzes

Titel: Jäger des verlorenen Schatzes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Campbell Black
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Ellenbogen auf der Theke ab. »Du kannst bar bezahlen, wie?«
    »Ja«
    »Erzähl mir von dem Ding, das du suchst. Wer weiß, vielleicht finde ich den Burschen, dem ich alles verkauft habe.«
    »Ein Bronzestück in Form der Sonne. Es trägt in der Mitte, nicht genau in der Mitte, ein Loch. Darin befindet sich ein roter Kristall. Das Ding stammt von einem Stab, auf den es aufgesetzt war. Kommt dir das bekannt vor?«
    »Vielleicht. Wieviel?«
    »Dreitausend Dollar.«
    »Nicht genug.«
    »Na gut. Ich kann bis fünftausend gehen. Du bekommst mehr, wenn du in die Staaten zurückgehst.«
    »Klingt ja sehr wichtig.«
    »Ist es auch.«
    »Habe ich dein Wort darauf?«
    Er nickte.
    »Das hatte ich schon einmal, Indy«, sagte Marion. »Als wir uns das letztemal sahen, hast du mir dein Wort gegeben, daß du wiederkommst. Erinnerst du dich?«
    »Ich bin wiedergekommen.«
    »Der alte Schweinehund«, sagte sie. Sie schwieg eine Weile, dann ging sie um die Theke herum, bis sie neben ihm stand. »Gib nur die fünftausend jetzt und komm morgen wieder.«
    »Warum morgen?«
    »Weil ich es sage. Weil es Zeit wird, daß ich zu bestimmen anfange, wo du beteiligt bist.«
    Er zog das Geld heraus und gab es ihr. »Okay«, sagte er. »Ich vertraue dir.«
    »Du bist nicht bei Trost.«
    »Ja«, sagte er seufzend. »Das sagt man allgemein.«
    Er stieg vom Hocker. Er fragte sich, wo er die Nacht verbringen sollte. Wahrscheinlich in einer Schneewehe, dachte er. Wenn Marion ihren Willen durchsetzte. Er wollte gehen.
    »Tu mir noch einen Gefallen«, sagte sie.
    Er drehte sich um und sah sie an.
    »Küß mich.«
    »Ich soll dich küssen?«
    »Ja. Los. Du sollst meine Erinnerung auffrischen.«
    »Und wenn ich nicht will?«
    »Brauchst du morgen gar nicht zu kommen.«
    Er lachte. Er beugte sich zu ihr vor, überrascht von seiner eigenen Begierde, dann von der plötzlichen Wildheit des Kusses, wie sie an seinen Haaren zerrte, wie ihre Zunge sich zwischen seine Lippen schob und in seinen Mund glitt. Der Kuß des Kindes war längst dahin; das war etwas anderes jetzt, der Kuß einer reifen, erfahrenen Frau. Sie löste sich aus seinen Armen, lächelte und griff nach ihrem Glas.
    »Und jetzt verschwinde endlich aus meinem Laden«, sagte sie.
    Sie sah ihm nach, sah die Tür hinter ihm zufallen. Lange Zeit bewegte sie sich nicht, dann löste sie das Tuch, das sie um den Hals geschlungen hatte. Zwischen ihren Brüsten hing eine Kette. Sie zog an der Kette. An ihrem Ende hing ein sonnenförmiges Bronze-Medaillon mit eingesetztem Kristall.
    Sie rieb es nachdenklich mit Daumen und Zeigefinger.
    Indy fror in der eiskalten Nachtluft, als er zum Wagen ging. Er blieb eine Weile darin sitzen. Was sollte er jetzt tun? Bis zum Morgen in diesem Kaff herumfahren? In Patan würde er kaum ein Dreisterne-Hotel finden, und der Gedanke, die Nacht schlafend im Auto zu verbringen, gefiel ihm nicht. Bis zum Morgen würde er steifgefroren sein. Vielleicht lasse ich ihr ein bißchen Zeit, sie wird weich, und ich kann wieder hinein, dachte er; vielleicht zeigt sie mir etwas von der Gastfreundschaft, für die Wirtsleute so berühmt sein sollen. Er legte die gewölbten Hände aneinander und blies hinein, um sie zu wärmen, dann ließ er den Motor an. Selbst das Lenkrad war so eiskalt, daß beinahe die Finger daran kleben blieben.
    Indy fuhr langsam davon.
    Er sah den Schatten im Hauseingang auf der anderen Straßenseite nicht, den Schatten des Mannes im Regenmantel, der in Schanghai in die DC 3 gestiegen war, ein Mann namens Toht, der auf ausdrückliche Anweisung einer Sonderbehörde des Dritten Reiches für die Sammlung von Altertümern nach Patan geschickt worden war. Toht ging über die Straße, begleitet von seinen Gehilfen - einem brutal aussehenden Deutschen mit Augenklappe, einem Nepalesen, der eine Pelzjacke trug, und einem Mongolen mit einer Maschinenpistole. Er hielt sie so im Arm, als könnte alles, was sich bewegte, zur Zielscheibe werden.
    Sie blieben vor der Tür zum Wirtshaus stehen und sahen Indiana Jones' Auto nach, das mit rot aufglühenden Heckleuchten verschwand.
    Marion stand nachdenklich vor dem Kohlenfeuer, einen Schürhaken in der Hand. Sie stocherte in den erlöschenden Flammen herum. Ganz plötzlich, ohne es zu wollen, obwohl ihr das als unentschuldbare Schwäche galt, weinte sie. Dieser verdammte Jones, dachte sie. Zehn Jahre unterwegs, auf einer mühevollen Straße, und er kommt einmal wieder angetanzt und fängt erneut an, mir etwas zu versprechen. Und die

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