Jäger des Zwielichts: Roman (German Edition)
Krallen auf ihn. »Die Schlampe hatte den Tod verdient! Sie hätte mich böse gemacht.«
Zane wich ihm aus und knallte Davey die Faust in den Rücken. »Du bist böse, und es ist dir nicht einmal bewusst.«
Davey fiel der Länge nach hin.
»Du hast einen Menschen ermordet, Davey. Das Mädchen vom College, Lindsey, war menschlich.«
Davey sprang wieder auf. Gleichzeitig setzte ein heulender Wind ein. »Die Kuh hätte alles über Laura und Perseus ausgequatscht. Das konnte ich nicht zulassen.«
»Warum nicht? Weil dann die große Lüge auffliegen würde, Perseus würde Menschen schützen? Denn die Wahrheit ist, dass ihr nur die Übernatürlichen ausgenutzt habt, um deren Kräfte zu stehlen, die du dir genommen hast, Beth und wahrscheinlich noch zig andere. Denn eigentlich wolltet ihr alle bloß die Bösen sein, vor denen sich die Leute im Dunkeln fürchten.« Zane schüttelte den Kopf. »Ich fasse es nicht.«
Eine Sturmböe erwischte ihn mit der Wucht eines Autobusses. Sie schleuderte Zane mit dem Rücken gegen eine Mauer. Er hörte Judes Ächzen und sah gerade rechtzeitig hin, um zu bezeugen, wie der Gestaltwandler frontal gegen einen Müllcontainer prallte. Er glitt zu Boden und hinterließ eine tiefe Delle in dem Container.
Zane rappelte sich wieder auf. »Mehr hast du nicht zu bieten?« Seine Schulter war ausgekugelt, doch das machte nichts. Auch dass sein Hinterkopf zu bluten schien störte ihn nicht weiter. Er war nach wie vor auf den Beinen und bereit zur Attacke.
»Du kannst mich nicht schlagen«, sagte Davey.
Das glaubte Zane doch. »Ich würde behaupten, dass ich eine Fünfzig-Fünfzig-Chance habe.« Höher, denn Jude richtete sich ebenfalls halb auf. Einen guten Gestaltwandler haute nichts so leicht um.
»Marcus war nicht der Erste.« Davey spuckte auf den Boden. »Und Laura war auch nicht die erste Übertragungsbegabte, die wir fanden. Unsere Erste machte es leider nicht lange, aber Donna schaffte es, mir die Jugend eines Geborenen zu stehlen.«
Zane verzog keine Miene. Geborene waren Vampire, die von Geburt an die Unsterblichenkräfte in sich trugen. Um ihren zwanzigsten Geburtstag herum hörten sie auf zu altern. Falls dieser kleine Mistkerl also die Jugendlichkeit gestohlen hatte … »Und wie alt bist du?«
»Achtundvierzig.« Davey leckte sich die Lippen. »Dafür sehe ich gut aus, nicht? Natürlich sah Donna es nicht. Diese Übersinnlichen können manchmal sehr schwach sein. Sie kriegen die volle Dröhnung der Macht ab, und die kann für einen Menschen schon mal zu viel werden.«
Jana stand hinter Davey, und Zane erkannte, dass das Rot in ihren Augen dunkler geworden war. Sie lud sich eindeutig zum Feuern auf. Also hatte Beth ihr nur vorübergehend ihre Kräfte rauben können, und die Chancen, Davey mächtig den Hintern zu versohlen, standen noch besser als zuvor.
»Was ist mit Donna passiert?«, fragte Zane, denn er musste Daveys Aufmerksamkeit behalten.
Ein kurzes Schulterzucken. »Sagen wir, sie wurde ein bisschen zu jung. Ihr Körper ist damit nicht klargekommen. Ich nahm mir, was ich konnte, bis, nun ja, ihr Ende kam.«
»Und nach Donna hattest du das Glück, Laura zu finden.«
»Mit Glück hatte das nichts zu tun.« Sein Blick huschte zu Jude, der noch auf den Knien neben dem Container hockte, den Kopf gesenkt. »Wir haben Monate gebraucht, bis wir sie fanden und …«
Weiter kam er nicht, denn Zane griff an. Er blies Davey den stärksten Energieschwall entgegen, den er bewerkstelligen konnte. Diesmal war es Davey, der durch die Luft flog, direkt in ein Fenster auf der Gebäudeseite, wo er durch die Scheibe krachte und im Inneren verschwand.
Zane rannte auf Jana zu und packte ihren Arm. »Hau ab von hier! Lauf zum Dusk und such nach Dee. Du musst hier weg.«
Scherben flogen ihm in den Rücken und die Arme. Fluchend schirmte er Jana gegen das Glas ab, dessen scharfe Kanten sich in seine Haut bohrten.
»Sie geht nicht weg.« Daveys Stimme klang tiefer, härter. Er kletterte aus dem kaputten Fenster und schüttelte die Scherben von seinen Schultern. »Sie hat Perseus verraten, und dafür stirbt sie noch heute.«
»Zane«, hauchte Jana und legte ihre Hände an seine Brust. Selbst durch die Kleidung spürte er die Hitze. Mach schon, Baby, brenne!
»Warum ist sie noch wichtig?«, rief er dem Dämon zu. »Ihr habt ihr die Macht genommen. Sie ist keine Bedrohung mehr.«
»Nein, ist sie nicht. Jetzt ist sie nur noch leichte Beute.«
»Ich dachte, ihr verletzt keine Menschen.«
Weitere Kostenlose Bücher