Jäger des Zwielichts: Roman (German Edition)
ätzend.
Sie stiegen auf das Motorrad. Jana schlang ihren Arm fest um Zane, dem Blut vom Oberschenkel tropfte. Als sie losfuhren, fragte er: »Baby, wieso wollen alle ein Stückchen von dir?«
Verdammt, er musste dringend mit Captain Antonio Young sprechen. Tony würde ihm Deckung geben. Das tat er immer, denn Tony wusste Bescheid und sorgte für Ruhe.
Meistens.
»Weiß ich nicht.« Ihr Flüstern war so leise, dass er es nur dank seines Supergehörs verstand. Aber es bedurfte keiner überlegenen Sinne, um zu erkennen, dass sie log.
Noch fünfzehn Minuten, bis sie bei Night Watch waren. Fünfzehn Minuten, und er wäre da.
Aber ein Cop hatte gerade versucht, ihn zu töten. Ein Cop, den es nicht interessierte, dass er ein Jäger von Night Watch war.
Er blickte in den Seitenspiegel. Keine Spur von einem Streifenwagen, der ihnen folgte. Vorn gabelte sich die Straße. In die eine Richtung ging es in die Stadt; in die andere führte eine längere, kurvige Strecke zurück in die Sümpfe.
Sein Zögern dauerte lediglich Sekunden. Dann bog er Richtung Sümpfe ab.
»Zane?« Sie umklammerte ihn fester. Die Frau musste die Gegend gründlich studiert haben, bevor sie sich hier niederließ. War ja klar. »Wohin fahren wir?«
Er hörte einen Hauch von Hoffnung. Glaubte sie, er würde sie gehen lassen? Einfach so?
Lass sie.
Seine Finger zuckten an den Lenkergriffen. »Ich muss telefonieren«, antwortete er. Sein Handy war im Feuer verbrannt, also musste er ein anderes Telefon auftreiben.
Er hatte geplant, direkt zu Night Watch zu fahren, aber nun wollte er sich vorher lieber absichern, dass sie nicht noch mehr Überraschungen erwarteten.
Überraschungen wie ein Cop, der ihm den Schädel wegpusten und die Gefangene stehlen wollte.
Ihre Hände zitterten. Jana ballte sie zu Fäusten und starrte auf die ausgeblichenen Mauern der Tankstelle. Zane hatte an der ersten Telefonzelle gehalten, die er sah, und die befand sich an einer geschlossenen Tankstelle. Das Gebäude schien allmählich in den Sumpf zu kippen.
Die Scheiben der Telefonzelle waren längst eingeschlagen und das Telefonbuch von der Kette gerissen, an der es einst hing; aber das Telefon funktionierte noch – zu Zanes Freude und Janas Verdruss.
Nun rief er seinen Boss an. Wahrscheinlich arrangierten sie, wo Jana abgeholt werden sollte; es war ihr nur recht, denn sie war weit weg von Zane besser dran.
Er hatte sie mit seinem Körper abgeschirmt, als dieser Cop sie mit der Waffe bedrohte. Wieder einmal hatte er sie beschützt.
Blödes Routineverhalten eines Guten. Warum musste er solche Sachen machen? Warum benahm er sich dauernd, als wäre sie ihm nicht völlig egal?
Eine Mörderin. Etwas anderes war sie in seinen Augen nicht, und das durfte sie nicht vergessen. Sicher schmiss er sich vor jeden Gefangenen, der bedroht wurde. Egal, was die Leute verbrochen hatten, man passte auf seine Goldesel auf, nicht wahr?
»Irgendwas stimmt bei diesem Fall nicht«, drang Zanes energische Stimme durch Janas Gedanken. Offenbar hatte er Night Watch erreicht. Sie blickte hinüber zu ihm und sah, dass er die Brauen zusammengezogen hatte und seine Wangenmuskeln vor Wut zuckten.
»Ja, ja, ich habe sie.« Er schaute zu ihr, direkt in ihre Augen. Heiß. Sie schluckte. Dieses Grün seiner Iris schien vor Intensität zu brennen.
Und sie mochte Feuer.
Jana benetzte sich die Lippen, woraufhin sein Blick auf ihren Mund fiel und dort verharrte.
»Sie ist nicht das Problem.«
Ähm, okay, nun verdüsterte sich seine Miene.
»Ich habe sie unter Kontrolle«, sagte er.
Hatte er das, ja?
»Die Arschlöcher, die hinter ihr her sind, machen mir Schwierigkeiten. Ja, verdammt, ich weiß, was mit meiner Corvette passiert ist. Ich war dabei!«
Jana krümmte sich innerlich. Okay, sie hatte seinen Wagen abgefackelt; aber ihr war kaum eine andere Wahl geblieben. Und das Ding hatte sowieso schon einen Totalschaden gehabt. Es war ja nicht so, als hätte sie einen vollkommen intakten Sportwagen zerschrottet.
»Irgendwelche Witzbolde haben uns gerammt. Und zieh dir das rein: Die haben nicht mit Kugeln, sondern mit Drogen auf uns gefeuert.«
Sie wünschte sich wirklich, sie besäße ein Gestaltwandlergehör, denn sie würde zu gern hören, was die Person am anderen Ende sagte. Zanes Augen nämlich wechselten für einen winzigen Moment wieder die Farbe und wurden pechschwarz.
»Nein, mir geht es gut.« Das Grün war zurück, als er zu Jana sah. »Alles im Griff.«
Redete er wieder über sie
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