Jäger des Zwielichts: Roman (German Edition)
finster ansah. »Was?«
Er nahm den Zapfhahn aus dem Tank und steckte ihn wieder in die Pumpenhalterung.
»Na, hör mal.« Sie ging näher zu ihm und ignorierte den Benzingestank. An solchen Orten musste sie sehr vorsichtig sein. Ein falscher Gedanke und Bumm . »Willst du mir weismachen, du hättest keine wilde Seite? Das kaufe ich dir nämlich nicht ab.« Sie legte eine Hand auf seine Brust, so dass ihre Finger über seinem Herzen waren. Es klopfte schnell und heftig. »Ich habe dich letzte Nacht erlebt, schon vergessen? Ich weiß, wie wild du in deinem Innern bist. Du wolltest groben, heißen Sex.«
Seine Nasenflügel bebten, und sein Herzschlag beschleunigte sich. Interessant.
Sie legte den Kopf in den Nacken. »Hattest du ein paar Fantasien? Während wir auf der Straße waren, ich eng an dich gelehnt, wir beide zusammengekettet? Hast du dir da gewisse Dinge ausgemalt?«
»Was für ein Spiel soll das werden?«, fragte er. Sie hörte die Erregung in seiner Stimme, erkannte sie an den gespannten Gesichtszügen. Falls sie nach unten sah, wie sie es beim Absteigen kurz getan hatte, wäre er immer noch hart.
Was für ein Spiel sie trieb? Das Einzige, das ihr gefiel: das gefährliche. Aber ihr gingen die Möglichkeiten aus.
»Steig auf das Motorrad, Jana.«
Sie rührte sich nicht. »Ist dir klar«, begann sie, senkte den Blick und nahm ihre Hand herunter, »dass ich diese ganze Bude hier innerhalb von zwei Sekunden abfackeln kann?«
Mühelos schlang er ihr einen Arm um die Taille und hob sie hoch. Was für ein starker Dämon. Zane hatte sich bereits vollständig von seinen Verletzungen sowie den Drogen erholt.
Er setzte sie auf das Motorrad, hielt sie jedoch noch ein bisschen zu lange fest. »Könntest du, wirst du aber nicht.«
»Wie kannst du dir da sicher sein?«
»Weil du dich umgesehen hast, als wir ankamen. Du sahst die beiden Kinder, die ihre Fahrradreifen aufpumpten, den alten Mann an der Kasse. Und ich sah dein Gesicht.«
Wie ärgerlich! Er hatte zu viel gesehen.
»Du fackelst hier nichts ab.« Er hockte sich vor sie und startete die Maschine. Natürlich wusste er auch, wie man einen Motor kurzschloss.
Das Motorrad röhrte los. »Festhalten«, befahl er, als hätte sie eine Wahl. »Noch zwanzig Minuten, dann sind wir in der Stadt.«
Ja, sie hatten eine ziemliche Strecke zu fahren, weil Jana sie letzte Nacht so weit wie möglich weggebracht hatte. Und jetzt wurde sie wieder zurückgeschleppt.
Sie schloss die Augen und wartete, dass er losfuhr.
Nichts passierte.
Jana öffnete ein Auge und stellte fest, dass Zane sie über die Schulter ansah. »Was?«
Eine steile Falte stand zwischen seinen Brauen. »Wärst du wirklich eine eiskalte Mörderin, hätten dich die Kinder nicht gekümmert.«
Das war ihm gerade aufgefallen? Der Mann hatte sich einen Schokokeks verdient. »Ich spare mir mein Feuer für dich auf, Süßer.«
Beim Lachen blitzten seine weißen Zähne.
Dann brauste die Maschine los.
Jana klammerte sich an ihn. Seine Muskeln fühlten sich wie Stein an, und ihr Haar wurde vom Wind zerzaust. Keine Helme. Ebenso gut hätte sie um den Tod betteln können.
Sobald er sie bei Night Watch abgeliefert und die Leute dort entschieden hatten, was mit ihr geschehen sollte, könnte es sein, dass sie es sogar tat.
Nein.
Betteln nützte nichts; das hatte sie schon getan, als sie zum ersten Mal eingesperrt wurde. Da hatte sie gebettelt, ihre Mom sehen zu dürfen; um Hilfe gebettelt.
Und nichts bekommen.
Dann, als diese Schweine, die hinter ihr her waren, von ihren Kräften erfuhren, hatte sie darum gebettelt, in Ruhe gelassen zu werden.
Was hatte Zane gesagt? Sie könnte normal sein. Ja, sie wünschte sich, normal zu leben. Auch darum hatte sie gebettelt.
Aber all das führte nirgendwo hin. Kämpfen, sich wehren, Feuer wüten lassen, nur so erreichte man etwas.
Wenn sie bei Night Watch ankam, würde sie alles tun, was notwendig war, um am Leben zu bleiben. Falls sie Flammen werfen musste, dann würde es eben brennen.
Und wenn dort unschuldige Menschen waren?
Sie drückte ihr Gesicht an Zanes Rücken und fragte sich, wie weit sie in die Dunkelheit zu gehen bereit war.
Das Motorrad nahm noch eine Kurve, langsam und weich. Zane fuhr nicht schnell, war eher vorsichtig. Nach einem Unfall wollte er wohl nicht so schnell eine Wiederholung. Und sie erst recht nicht.
Sie kamen auf eine lange gerade Strecke, als Sirenen aufheulten.
Was war das? Jana drehte sich zur Seite und sah einen
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