Jäger des Zwielichts: Roman (German Edition)
dass sie noch drinnen waren.« Vielmehr hatte sie dafür gesorgt, dass sie es waren.
Was derlei Details betraf, konnte sie manchmal richtig pingelig sein.
Da ihr klar war, dass Zane sie so oder so an die Behörden übergeben würde, konnte er auch ebenso gut die ganze Wahrheit erfahren. Also gestand sie, was sie bislang noch niemandem gesagt hatte: »Ich konnte sie schreien hören. Das Feuer hat sie getötet, nicht der Rauch.« Und es war kein schneller Tod gewesen.
Schmerz wurde mit Schmerz vergolten. Die Schweine hatten verdient, zu leiden. Doch würde Zane es verstehen, wenn sie es ihm erzählte? Ihr hatte noch nie jemand geglaubt.
Ihre Mutter nicht.
Ihre Ärzte nicht.
Ihre Liebhaber nicht.
Warum sollte er anders sein? Immerhin hatte er den Auftrag, sie festzunehmen. Er kannte ihre Biografie, hatte alles gesehen, was sie getan hatte.
Vielleicht wollte sie ihn deshalb. Weil er alles wusste. Ihm war bekannt, dass sie die Hölle im Gepäck hatte, und dennoch berührte er sie. Trotzdem küsste er sie voller Leidenschaft und Lust, als wäre sie irgendeine Frau.
Andererseits war er ja nicht irgendein Mann.
»Keine Reue?«, fragte er.
Sie wich ein Stück zurück. »Überhaupt keine.«
Sacht berührte er ihren Mund mit den Fingerspitzen. »Wenn du lügst, geht dein rechter Mundwinkel ein bisschen nach oben.«
Was?
»Es ist beinahe, als würdest du lächeln, nur ist es außerdem eine Lüge, stimmt’s?«
Jana wandte das Gesicht ab. Bei Zane musste sie ständig auf der Hut sein; aber lange wäre sie ja nicht mehr in seiner Nähe. »Warum hast du gesagt, dass wir eine Stunde brauchen, bis wir bei Night Watch sind?« Sie blickte über den Sumpf. Die Bäume waren so krumm und verdreht, das Wasser von solch dunklem Grün.
»Weil wir nicht riskieren, unseren Polizistenfreund wiederzubegegnen. Wir fahren einen Umweg nach Hause, Baby.« Seine Hand drückte gegen ihren Rücken, um sie zum Motorrad zu bugsieren.
Zane stieg als Erster auf, sie nach ihm. Sie hatte es ziemlich satt, ihm in allem und jedem zu folgen, aber solange sie an seiner Kette hing, blieb ihr nichts anderes übrig.
»Hatten sie es verdient?«, fragte er, sobald sie saßen, ließ jedoch den Motor nicht an. »Hatten sie verdient, dass ihnen die Flammen das Fleisch von den Knochen fraßen?«
Jana presste ihre Wange an seinen Rücken. Sie war einfach nur erschöpft. »Ja.«
Er konnte ihr Gesicht nicht sehen, folglich auch nicht erkennen, ob sie log … oder die Wahrheit sagte.
Antonio erreichte den Tatort gleichzeitig mit dem Krankenwagen. Der Streifenwagen parkte am Straßenrand, die Blinklichter noch eingeschaltet. Der Cop, ein Grünschnabel namens Peter Harris, hockte seitlich ans Auto gelehnt. Blut lief ihm übers Gesicht, und sein Kopf war nach hinten gesackt.
Antonio sprang aus seinem Wagen und lief zu Harris. »Was zur Hölle war hier los?« Als er die Meldung vom 10-108 erhielt, Hilferuf eines Officers, war ihm gleich mulmig gewesen. Dann hatte er den Funkspruch gehört: Wynter und die Gesuchte waren am Tatort gewesen.
Harris versuchte aufzustehen, sank aber gleich wieder stöhnend nach unten. Die Windschutzscheibe des Streifenwagens war zerborsten, und überall im Wagen und im Gras lagen Glassplitter.
Von Zane oder der Frau war weit und breit nichts zu sehen.
»Ich hab die Frau gesehen … die, nach der gefahndet wird …« Harris rang nach Atem, als der Sanitäter seine Kopfwunde untersuchte. »Sie war … auf einem Motorrad, mit irgendeinem Kerl, und der Bastard hat mich angegriffen.« Seine grauen Augen blickten zu Tony auf. »Der hat mich meterweit geschleudert, aber … aber ich schwöre, ich hab nicht mal gesehen, dass er sich bewegt hat.«
Antonio achtete darauf, keine Miene zu verziehen. »Beschreiben Sie den Bastard, Officer.«
»G…groß«, antwortete Harris, den die Sanitäter bereits auf eine Rolltrage legten. »Ungefähr eins neunzig oder knapp drüber.« Er blinzelte einige Male. »Zwei…zweihundert Pfund.« Wieder sackte ihm der Kopf nach hinten, diesmal auf das flache Kissen.
»Haarfarbe? Augenfarbe?«, fragte Antonio weiter.
Harris antwortete nicht. Die Sanitäter wollten ihn zum Krankenwagen bringen, doch Antonio versperrte ihnen den Weg. »Harris wird noch nicht weggebracht.« Nicht ehe er wusste, was hier passiert war.
»Harris!«, sprach er den jungen Mann betont streng an, so dass der erschrocken die Augen aufriss. »Beschreiben Sie den Mann, jetzt!«
»Sch…schwarzes Haar. Ein Weißer … Anfang
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