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Jäger in der Nacht: Kriminalroman (German Edition)

Jäger in der Nacht: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Jäger in der Nacht: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Bottini
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Ordnung?«
    »Scheiße.« Meirich war sehr blass und zitterte.
    »Zeig mal.«
    Er zog ein Taschentuch aus der Jacke und presste es sich auf den Mund. »Nur die Lippe.« Mühsam kam er hoch.
    Das Taschentuch färbte sich rasch rot.
    »Na zeig schon«, sagte Louise.
    Meirich hob die Hand mit dem Taschentuch. Die Lippen waren aufgeplatzt, und der graue Bart troff von Blut.
    »Du musst zum Arzt.«
    »Scheiße.«
    Die Streifenbeamten führten Holzner an ihnen vorbei. Meirich wich einen Schritt zurück, als fürchtete er, erneut geschlagen zu werden. Holzner begann zu lachen, laut und zufrieden, und Meirich senkte den Blick.
    So ist das also, dachte Louise.
    »Du leitest die Vernehmung«, sagte sie und tätschelte ihm die Schulter.

5
    »Wieder allein«, sagte Thomas Ilic, während sie den beiden Streifenwagen nachsahen.
    Louise nickte stumm. Sie dachte an Ben Liebermann. Sie wäre jetzt gern bei ihm gewesen, bei ihm in seinem Bett. Seit er da war, wusste sie wieder, dass es Möglichkeiten gab, den Hass und die Aggressivität auszugleichen, mit denen sie Tag für Tag konfrontiert wurde. Dass sie solche Möglichkeiten brauchte.
    Thomas Ilic seufzte. »Was für ein Mensch …«
    »Dennis Ostermann, Illi.«
    »Ja.« Er zog das Handy hervor.
    Sie sah auf das Haus der Holzners. Während Thomas Ilic mit Alfons Hoffmann sprach, fiel ihr ein, was Eddies Mutter gesagt hatte. Weil, er hat mein Kind umgebracht, und als Nächstes bringt er mich um.
    Müde rieb sie sich die Augen. Am Samstagnachmittag Nadine, am Sonntagnachmittag Eddie.
    Nadine und Eddie.
    Die Studentin aus der reichen Bonner Familie, der Hauptschüler aus der Grezhausener Hartz-IV-Familie. Und wenn es doch Zufall war? Wenn Eddie und Nadine einander nie begegnet waren und es keine Verbindung gab?
    Zwei Verschwundene, zwei Fälle.
    Sie fragte sich, welche Rolle die Väter spielten. Claus Rohmueller, der vor Sorge fast umzukommen schien. Holzner, der seine Frau schlug und womöglich auch seinen Sohn.
    Und wenn der Sohn wie der Vater war? Wenn Eddie Nadine in Freiburg begegnet war und sie entführt oder ermordet hatte? Nadine, die hübsche, reiche Studentin?
    Thomas Ilic hatte das Telefonat beendet und blätterte in seinem Schnellhefter. Ein Computerausdruck mit den Straßen von Grezhausen.
    Sie ließ den Motor an.
    »Da vorn rechts und dann noch mal rechts«, sagte Thomas Ilic.

    Dennis Ostermann war erkältet. Um seinen Hals lag ein Wollschal, er trug einen dunkelblauen Pyjama, sein Haar war fettig und stand wirr vom Kopf ab. Er hatte die Tür halb geöffnet, und Louise sah auf einer Wand hinter ihm überdimensionale Fernsehgesichter. Der Ton war stummgeschaltet.
    »Warum, was ist mit Eddie?«, fragte Dennis mit verstopfter Nase.
    »Sind deine Eltern da?«, fragte Thomas Ilic.
    »Nein.« Dennis hustete heftig und schob die Tür ein Stückchen weiter zu. Eine Schnecke, die sich in ihr Haus zurückzog.
    Sein Gesicht lag jetzt im Dunkeln. Sein Husten klang künstlich.
    Die weiße Tür reflektierte grell das Sonnenlicht, und Louise kniff die Augen zusammen. »Können wir mit dir reden?«
    Dennis hustete wieder. Undeutlich nahm sie wahr, dass er den Kopf schüttelte. Zu krank, kann nicht sprechen, sollte das wohl heißen.
    »Eddie ist seit Sonntag verschwunden, Dennis.«
    Dennis hustete und hustete, und es klang so, als würde er in absehbarer Zeit nicht damit aufhören wollen.
    Die Tür schloss sich weitere Zentimeter. Die Lichtreflexion wurde immer größer und greller.
    »Sind deine Eltern telefonisch zu erreichen?«, fragte Thomas Ilic.
    Dennis zuckte die Achseln und hustete weiter.
    Louise trat einen Schritt vor und schob die Tür auf. Anfangs spürte sie Widerstand, dann ließ sie sich leicht öffnen. Erst jetzt fiel ihr auf, wie dick Dennis war und dass seine kleinen Augen leer wirkten. Ein übergewichtiger, einsamer Junge, der schon jetzt, mit fünfzehn oder sechzehn, beinahe vor dem Leben resigniert zu haben schien.
    Das Husten brach ab, Dennis starrte sie an. »Ich hab nichts gemacht.«
    »Es geht nicht um dich, sondern um Eddie.«
    »Louise«, sagte Thomas Ilic leise.
    Sie nickte und trat zurück. Keine Fehler, Bonì … Immerhin reflektierte die Tür jetzt nicht mehr das Sonnenlicht. »Dennis, wie erreichen wir deinen Vater oder deine Mutter?«
    »Warum?«
    »Weil du minderjährig bist.«
    Dennis nannte eine Telefonnummer. Thomas Ilic zog sein Mobiltelefon hervor und entfernte sich ein paar Meter. Louise hörte ihn sprechen, aber sie verstand nicht, was er

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