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Jäger in der Nacht: Kriminalroman (German Edition)

Jäger in der Nacht: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Jäger in der Nacht: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Bottini
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Ehrenkirchen. Der beste, der menschlichste Leiter, den die Kripo Freiburg je gehabt hatte.
    Und falls Sie recht haben …
    Sie wusste, was er damit hatte sagen wollen: dass er es für möglich hielte, wenn er bereit wäre, eine solche Möglichkeit in Erwägung zu ziehen.
    Auf der Fahrt nach Freiburg ging sie das Gespräch mit Josepha Ettinger wieder und wieder durch. Drei Sätze, die ihr in dem Moment, als sie ausgesprochen wurden, nicht weiter aufgefallen waren. Die erst dann eine Bedeutung bekommen hatten, als klar gewesen war, dass Josepha Ettinger gelogen hatte.
    Sie und ihre Schwester hatten Nadine gefunden und auf ihren Hof gebracht. Sie hatten mit ihr gesprochen. Nadine hatte erzählt. Also wusste Josepha Ettinger, was geschehen war. Deshalb hatte sie gesagt: Und wenn Sie ihn hätten, blieben immer noch die anderen. Sie wissen doch nicht einmal, wo Sie suchen müssen, richtig? Wen Sie suchen müssen.
    Die anderen.
    Louise hatte von einem Täter gesprochen.
    Nur so ergaben die Sätze einen Sinn.
    Aber sie enthielten möglicherweise noch etwas: Einen furchtbaren Hinweis, wenn man keine plausible Antwort auf die Frage fand, weshalb weder die Ettingers noch Nadine die Polizei informiert hatten.
    Scham bei Nadine, wie Almenbroich gesagt hatte. Vielleicht der Entschluss, sich zu rächen, wie Bruckner gesagt hatte. Alles denkbar. Doch dann hätte Nadine den Ettingers gegenüber geschwiegen, dann hätte Josepha nicht von den »anderen« sprechen können.
    Welchen Grund konnten die Ettingers haben? Dass man, würde man sie überprüfen, irgendetwas finden würde, das nicht gefunden werden sollte? Almenbroichs Theorie.
    Ihre nicht.
    Noch einmal von vorn.
    Man fand ein offensichtlich misshandeltes Mädchen, brachte es nach Hause, pflegte es. Die Polizei rief man nicht. Dann stand die Polizei vor der Tür. Alles wäre ganz einfach, jetzt hätte man nicht einmal telefonieren müssen. Man hätte nur sprechen müssen.
    Aber das tat man nicht. Stattdessen log man.
    Warum?
    Sie rief sich in Erinnerung, wie sie sich vorgestellt hatte. Wie immer: Louise Bonì, Kripo Freiburg.
    Sie spürte, dass ihr schlecht wurde.
    Im gleichen Moment begriff sie, wo sie war: Hexentalstraße, Merzhausen. Ein anderes Mädchen kam ihr in den Sinn. Ein Mädchen, das vor acht Monaten hier in Merzhausen an ihrer Hand gestorben war.
    Louise Bonì, Kripo Freiburg , dachte sie.
    Sie hielt in der Bucht einer Haltestelle, taumelte aus dem Auto. Nur nicht den neuen Kunststoff vollkotzen.
    Sie kotzte auf einen Busch hinter der Haltestelle.
    Ein paar der Wartenden sahen zu. Die meisten hatten sich rasch wieder abgewandt. Ein alter Mann sagte: »Sie sollten nicht betrunken Auto fahren.« Eine schwangere Türkin lächelte verschworen. Werdende Mütter unter sich?
    Sie kehrte zum Wagen zurück, reinigte Gesicht und Hände mit Mineralwasser, spülte den Mund aus. Dann stand sie da, in der offenen Beifahrertür, den Blick Richtung Schönberg gewandt, an dessen Fuß das Mädchen, das an ihrer Hand gestorben war, gewohnt hatte, bis Heinrich Schwarzer alias Antun Lonc?ar das Haus niedergebrannt hatte.
    Aber sie dachte an Nadine und Josepha Ettinger.
    Wenn ihr einen habt, bleiben immer noch die anderen.
    Also mindestens drei Täter.
    Einer davon Polizist. Ein Kripomann.

II
    Der Polizist und der Mörder
    13
    Sie hatte mit Rolf Bermann sprechen wollen, aber sie kam zu spät. Die Soko-Besprechung hatte vor zwanzig Minuten begonnen. Dafür war sie wenigstens geduscht und trug frische Kleidung und fühlte sich schön und weiblich, wenn auch müde und alt.
    Zwei Dutzend Augenpaare blickten sie an, als sie den Soko-Raum betrat. Sie ließ den Blick über die Runde gleiten. Bermann, Bruckner, Hans Meirich, Alfons Hoffmann, Sandy, Thomas Ilic, Reinhard Graeve. Dazu weitere Kolleginnen und Kollegen vom D 11 und von Meirichs D 23, außerdem zwei, die sie nur vom Sehen kannte, und Marianne Andrele, die Staatsanwältin.
    Thomas Ilic deutete neben sich, er hatte einen Platz zwischen sich und Alfons Hoffmann freigehalten. Schweigen, bis sie sich gesetzt hatte. Dann sagte Bermann: »Weiter, Andi.«
    Andreas Bruckner berichtete mit krachender Stimme von seinem Gespräch mit Serge, den er am Vorabend mit Sandy aufgesucht hatte.
    Thomas Ilic kritzelte etwas auf einen Zettel, schob ihn ihr hin.
    DNA-Abgleich da. Zigarette von Holzner. Vernehmung im Anschluss.
    Sie brauchte einen Moment, um zu verstehen. Der Zigarettenstummel, den Lubowitz in der Scheune gefunden hatte. Sie nickte

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