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Jäger in der Nacht: Kriminalroman (German Edition)

Jäger in der Nacht: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Jäger in der Nacht: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Bottini
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stumm. Am Fenster der Wohnung im zweiten Stock stand Josepha Ettinger.

    Ein paar Minuten später beendete Claus Rohmueller die kleine Vorstellung.
    Josepha Ettinger hatte sich nach ein paar Sekunden vom Fenster zurückgezogen. Henri war hinuntergegangen, in das Geschäft. Noureddine hatte sich in ein Café am Anfang der Fußgängerzone gesetzt. Ben Liebermann schlürfte noch immer an seinem Espresso.
    »Die lange Fahrt«, sagte er lächelnd, als sie ihn vorwurfsvoll ansah. »Mein Kreuz.«
    Dann trat Claus Rohmueller an den Tisch, und das Warten begann.

    Henri rief an. Er stand im zweiten Stock des rosafarbenen Hauses. Kein Verdächtiger. Keine alten Damen mit einer jungen Frau. Nur Stille, Halbdunkel und ein leicht muffiger Geruch nach Kleidung.
    Auch Noureddine sei niemand aufgefallen.
    Und wenn der Mann gar nicht in Colmar sei?
    Er war hier, dachte sie. Musste hier sein.
    »Ja«, sagte er skeptisch. »Wie sieht es bei euch aus?«
    Sie warf einen Blick auf Rohmueller. Er hatte das Funktelefon auf den Tisch gelegt und starrte schweigend auf seine Hände. »Noch nichts.«
    »Und jetzt? Was machen wir jetzt?«
    »Bleibt, wo ihr seid.«
    Sie unterbrach die Verbindung.
    Der Kellner trat an den Tisch, stellte eine große Flasche Perrier vor Ben Liebermann.
    »Verdammt. Ben.«
    Er zuckte die Achseln. Wieder ein Lächeln, diesmal wirkte es bekümmert. Fragte, warum willst du mich nicht da haben? Warum schickst du mich weg?
    »Aber misch dich bloß nicht ein.«
    »Hab ich nicht vor.«
    »Vielleicht kannst du ja helfen.« Sie wies unauffällig in Richtung Claus Rohmueller.
    Er nickte.
    In diesem Augenblick begann ein Telefon zu läuten. Aber es war nicht das von Claus Rohmueller, sondern ihres.
    Sie zog es aus der Hosentasche.
    Josepha Ettinger.

21
    »Ihre Idee?«
    »Ja.«
    »Sind Sie mit Nadines Vater gekommen?«
    »Ja.« Louise sah Claus Rohmueller an, der aufgestanden war. »Wie geht es ihr?«
    »Sie wird sich erholen. Aber es wird lange dauern.«
    Rohmueller hob die Hand nach dem Telefon, sie schüttelte den Kopf, fragte: »Kann ich mit ihr sprechen?«
    »Nein. Sie haben sie so zugerichtet, dass sie kaum ein Wort herausbringt.«
    »Sie braucht einen Arzt, Frau Ettinger.«
    Claus Rohmueller trat zu ihr, wollte nach dem Telefon greifen. Ben Liebermann erhob sich, nahm seinen Arm, sprach leise auf ihn ein.
    »Alles okay«, flüsterte Louise.
    »Wir haben sie zum Röntgen gebracht«, sagte Josepha Ettinger. »Jetzt haben wir jemanden hier. Woher wussten Sie, wo wir sind?«
    »Wir haben recherchiert.«
    »Wir?«
    »Ein Kollege, dem ich vertraue, und ich.«
    Josepha Ettinger schwieg einen Moment lang. »Sie wissen es also.«
    »Ja.«
    »Wissen Sie auch, wer es ist?«
    »Noch nicht.«
    »Warum sind Sie dann gekommen?«
    Louise machte ein paar Schritte in Richtung Fenster. In wenigen Worten erklärte sie die Lage. Einer der Täter in Colmar, sie wussten nicht, wo, wie er aussah. Einer eben bei der Kripo, möglicherweise in der Sonderkommission, auch da hatten sie keinerlei Hinweise. Und gab es weitere? Sie brauchten Nadines Beschreibung, um die Männer zu identifizieren, und sie mussten sie in Sicherheit bringen. Denn hier, in Colmar, war sie nicht mehr in Sicherheit.
    »Und wie stellen Sie sich das vor? Sie in Sicherheit zu bringen?«, fragte Josepha Ettinger.
    »Wenn wir wissen, wen wir suchen, haben wir eine Chance. Helfen Sie uns, Frau Ettinger.«
    Josepha Ettinger schwieg erneut. Louise sah Claus Rohmueller an, dann Ben Liebermann, die ihren Blick erwiderten, beide wie auf dem Sprung, der eine verzweifelt, der andere angespannt. Nur die Ruhe, signalisierte sie ihnen, obwohl ihr nicht danach war, andere zu beruhigen. Sie brauchten endlich Informationen, mussten den Mann finden, der sich irgendwo in der Nähe aufhielt und wartete, vielleicht nicht mehr lange wartete, vielleicht auch schon auf dem Weg war zu dem rosafarbenen Haus gegenüber.
    »Frau Ettinger?«
    Sie hörte Papier rascheln, griff selbst zu Notizbuch und Stift.
    »Es waren drei«, sagte Josepha Ettinger. »Einer um die sechzig, korpulent, mit Vollbart. Bluejeans von Wrangler, schwarze Lederjacke von Mangoon. Schweigsam, hat kaum mehr gesagt als ›Es tut mir leid‹, aber das immer wieder. Typ Großvater. Erektionsprobleme. Sehr … zärtlich .« Sie spuckte das Wort von sich. »Der Zweite um die vierzig, breites, amerikanisches Kinn, Typ Filmschauspieler. Charmantes Lächeln, freundliche Augen, blond, hellblaues Hemd von Boss. Er war der Brutalste von ihnen,

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