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Jäger in der Nacht: Kriminalroman (German Edition)

Jäger in der Nacht: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Jäger in der Nacht: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Bottini
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Menschen in uns.«
    Sie erwiderte nichts. Manchmal gab es nichts zu sagen. Wenn die Dinge auf eine so kuriose Weise durcheinandergerieten, blieb nur Schweigen. Sie fragte sich, weshalb so viele Menschen Schwierigkeiten hatten, konsequent zu sein, wenn es unangenehm wurde. Menschen wie Scuma, aber nicht nur er, natürlich auch sie selbst. Wenn es unangenehm wurde, rettete man sich in die Bequemlichkeit.
    Ließ zu, dass die Dinge durcheinandergerieten.
    Scuma hatte wohl begriffen, dass sie sich nicht darauf einlassen würde. Er setzte die Brille auf, schob sie mit dem Zeigefinger an die Nasenwurzel. »Du ziehst diesen Wahnsinn also durch.«
    »Ja.«
    »Einfach so? Ohne Beweis?«
    »Mit Beweis«, sagte sie und ging.

26
    Auf der A 5 in Richtung Freiburg rief sie Thomas Ilic an. Er hatte Stunden Zeit gehabt, das musste reichen. So dick waren Personalakten nicht, wenn man wusste, wonach man zu suchen hatte.
    Erst nach dem sechsten Freizeichen nahm er ab.
    »Alfons sagt, er erreicht dich nicht.«
    »Ich geh nicht ans Telefon.«
    Sie schwieg für einen Moment. Die Paranoia hatte nicht nur sie ergriffen. »Bist du durch?«
    »Gerade fertig geworden, ich musste ja noch mal von vorn anfangen.« Die Informationen aus Colmar waren spät gekommen, Rolf Bermann hatte vorhin angerufen – Typ Großvater, Vollbart. Thomas Ilic hatte nicht nur die Akten der Soko-Mitglieder durchgesehen, sondern die sämtlicher älterer Kripokollegen, und das zweimal.
    »Und?«
    »Drei, die in Frage kommen könnten. Zwei sind in der Soko. Jörg Seibold … Ach, lieber nicht am Telefon, Louise.«
    »Ich bin in zehn Minuten da.«
    »Komm in die Verwaltung, ich warte.«
    Walter Scuma fiel ihr ein. Sie fragte sich, ob er die Dinge, die nun ins Rollen gekommen waren, weiterrollen lassen würde, ohne etwas zu unternehmen. Oder würde er Telefonate führen, um die Kripo Freiburg vor Louise Bonì zu schützen? Anselm Löbinger anrufen, den zuständigen Dezernatsleiter? Intrigen spinnen, unter Männern, um den Wahnsinn zu verhindern?
    Ruhig bleiben, Bonì.
    »Scuma weiß Bescheid«, sagte sie.
    »Rolf, Alfons, Scuma. Sonst niemand?«
    »Nein. Sprich mit keinem darüber. Wo ist Rolf?«
    »Bei Michael Engele.«
    Der Junggeselle, auf dessen Gästeliste sich drei Vergewaltiger befanden. Ein Kinderschänder, ein krimineller Polizist, ein Mörder. Illustre Gästeliste, dachte sie.
    »Und Löbinger?«
    Thomas Ilic antwortete nicht. Anselm Löbinger, Leiter des Dezernates 23.
    »Jetzt weißt du’s«, sagte sie.
    »Nein. Ja. Er oder … der andere. Seibold eher nicht.«
    »Wo ist Löbinger?«
    »Keine Ahnung. Soll ich ihn anrufen?«
    »Nein, das hat noch Zeit.«
    »Und du bist … sicher?«
    »Ziemlich.«
    Der einzige Kollege, auf den alle Merkmale zutrafen: Typ Großvater, Vollbart, schöne, weiche Stimme. Und er war nicht zugeteilt worden, sondern hatte sich selbst zur Verfügung gestellt.
    Sie hatte akzeptiert. Hatte ihn ins Team genommen.
    Dein Fall, Bonì. Jetzt war es sein Fall geworden.

    Schön war es in Gérardmer, fand Ben Liebermann. Die Berge, der See, die Onkels und Tanten. Ein wenig skurril und emotional mit Tendenz zur Hysterie, aber darauf war er vorbereitet gewesen. Ein Mitglied der Familie kannte er ja nun schon eine Weile.
    »Was soll das denn heißen?«
    Er lachte zufrieden.
    Sie waren vor einer Viertelstunde angekommen. Nadine, die Ettingers und die Nonnenärztin hatten sich in eines der Gästezimmer zurückgezogen, einer der beiden Gendarmen war zum örtlichen Polizeirevier gefahren, um weitere Kollegen zu holen, der andere saß im Wagen und telefonierte. Claus Rohmueller streunte um die beiden Häuser der Verwandten herum, durfte noch nicht wieder zu Nadine, die niemanden an sich heranließ, außer den drei alten Frauen und Cesare. Er selbst saß im Garten bei einem Glas … Er räusperte sich. Leitungswasser.
    Sie seufzte. Sie kannte ihre Familie. »Leitungswasser mit Absinth.«
    »Ach, deswegen schmeckt es so komisch.«
    »Du kannst trinken, was du willst, Benno.«
    »Hin und wieder tue ich das, Bonì.«
    »Aber vergiss nicht, die Augen offenzuhalten.« Sie wusste nicht, was der Mann aus Colmar vorhatte, wenn er sich erst einmal in Sicherheit gebracht hatte. Vielleicht war es noch nicht vorbei. Vielleicht verschwand er, vielleicht war er darauf aus, sich zu rächen. Falls er ihnen gefolgt war …
    »Ist er nicht, ich hab aufgepasst.«
    »Trotzdem. Sieh dich noch mal um, bevor du heimfährst. Du hast die Beschreibung.«
    »Gleich. Wenn das Glas

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