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Jäger und Gejagte

Jäger und Gejagte

Titel: Jäger und Gejagte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nyx Smith
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matten graublauen Farbton. Das Geländer ist chromsilbern. Der Absatz im ersten Stock ist leer. Bandit hält an der Treppenhaustür inne, um zu lauschen, dann öffnet er die Tür und betritt einen Flur ähnlich wie den im Erdgeschoß: Lichtleisten an der Decke, graue und gelbe Fliesen an den Wänden, graublauer Fußboden. Bandit bleibt stehen, als vor ihm in der Luft ein schwaches Flimmern erscheint. Im Astralen sieht er die kleine waschbärähnliche Gestalt seines Beobachters.
    »Er ist immer noch drinnen, Meister.«
    »Gut.«
    Tatsächlich hat die Situation vieles an sich, was gut ist. Die jaulenden Alarmsirenen könnten Phalen ablenken. Der Alarm scheint außerdem viele Leute dazu zu veranlassen, sich in die Eingangshalle zu begeben. Also sollten keine Unbeteiligten in der Nähe sein, die verletzt werden könnten.
    Ein kurzes Stück den Flur entlang ist ein kleines Schild im rechten Winkel zur Wand angebracht. Auf dem Schild steht:  

    Dr. Liron Phalen
    WISSENSCHAFTLICHER LEITER

    Bandit überlegt, wie er an dem Abdruckscanner vorbeikommt, dann hört er die Tür klicken und sieht sie zur Seite gleiten.
    »Nur herein, werter Schamane«, sagt eine Stimme.
    Nicht gut. Nicht die Art, wie Bandit die Sache angehen wollte. Er mustert den Flur astral, bemerkt aber keine Möglichkeit, wie er entdeckt worden sein kann. Das ist beunruhigend. Ist er dabei, sich einem Initiaten zu stellen, dessen Fähigkeiten so hoch entwickelt sind, daß sie Bandits Begriffsvermögen übersteigen? Bandit nimmt an, daß das möglich ist, aber eine Umkehr ist jetzt ausgeschlossen. Er tritt durch die Tür, geht sofort in die Hocke, huscht nach links und streckt einen Finger aus.
    Der Raum ist wie ein kleines Arbeitszimmer eingerichtet: Bücherregale, Sessel, ein Ledersofa. Phalen steht am hinteren Ende des Zimmers hinter einem alten Schreibtisch. Er schaut kurz nach rechts, als ein Krach und ein Knall sowie das Fauchen eines Hinterhofkaters aus einer Ecke des Raumes ertönt, doch ansonsten lächelt er lediglich.
    »Nun, nun«, sagt er angelegentlich. »Wir brauchen doch keine Kunstgriffe. Ich glaube, Sie werden Bandit genannt. Ich bin Dr. Liron Phalen. Wir sind beide Gentlemen, dessen bin ich mir gewiß. Lassen Sie uns über unsere Differenzen wie Männer reden, die ihr Leben der Erringung arkanen Wissens gewidmet haben. Ich bin sicher, wir könnten beide viel lernen. Darf ich Ihnen eine Tasse Tee anbieten?«
    Bandit hebt die Maske des Sassacus vor das Gesicht. »Du wirst mir gehorchen.«
    Die Macht der Maske greift augenblicklich aus, um Phalens Aura einzuhüllen, ein glühender Kometenschweif. Die Willenskraft, die Phalen der Macht der Maske sofort entgegensetzt, kommt zu Bandit in Form eines dumpfen, pochenden Kopfschmerzes zurück.
    »Jetzt... Vorteria«, sagt Phalen mit einer Stimme, die gequält klingt. »Rasch, meine Liebe.«
    Eine strahlend weiße Gestalt sinkt durch die Decke: Phalens Vertraute. Vorteria. Sie stellt sich zwischen Bandit und Phalen auf, ein pulsierender Schild aus Lebensenergie, der die Kraft von Bandits Zauber ablenkt. Sie ablenkt und dann bricht. Die Kraft blitzt auf und teilt sich, tost um den Schild wie Wasser um Felsen.
    Eine kluge Strategie, doch Waschbär ist vorbereitet.
     
    Phalen schüttelt die Ausläufer der Macht der Maske ab und beginnt mit der Beschwörung eines Zaubers. Es ist ein Zauber, der sich langsam und stetig aufbaut und dabei die Macht des Astralen sammelt. Bandit schnippt mit den Fingern. Das Fenster hinter Phalen explodiert. Tassen und Teller zerbrechen. Bücher springen aus den Regalen. Bücher, Glassplitter und Tonscherben regnen auf Phalen herab, sammeln sich zu einem Wirbelwind, wobei sie die Vertraute völlig umgehen, und zwingen Phalen das Wirken des Zaubers einzustellen und hastig einen weiteren Schild zu errichten, um es nicht zu riskieren, in Stücke geschnitten zu werden.
    »Vorteria!« ruft Phalen mit schriller Stimme.
    Ein verwirrter Ausdruck huscht über Vorterias Züge. Sie dreht sich um, sieht hinter sich. Sofort umgibt sie Phalen mit ihrem Schild.
    Bandit öffnet die Handflächen und flüstert etwas.
    Die Gestalt, die neben ihm auftaucht, hat ungefähr Größe und Gestalt eines Zwerges. Sie scheint echtes Leder zu tragen, vom dicken Fransenhemd bis hin zu den perlenbesetzten Mokassins. Eine Waschbärmütze sitzt auf ihrem Kopf. Der lange graue Bart verleiht dem Gesicht einen betagten Charakter, was für ein ehrwürdiges Ding wie einen Herdgeist auch höchst angemessen zu sein

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