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Jäger und Gejagte

Jäger und Gejagte

Titel: Jäger und Gejagte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nyx Smith
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Magie verbracht... Ich hätte mich beinahe damit umgebracht... das erkenne ich jetzt... ich habe mich eines Teils meiner selbst beraubt ... ich glaube... ich glaube... ich muß ihn mir zurückholen...«
    »Was hat dich als erstes darauf gebracht?«
    »Es war Shell... etwas, das sie gesagt hat. Sie nannte mich... sie sagte... Sie sagte, ich sei eine in mich gekehrte Person... so habe ich mich nie gesehen... Ich bin ein Schamane... folge Waschbär... Das ist alles...«
    »Du bist auch eine Person.«
    Bandit nickt. »Ich muß wieder vollständig werden. Eine vollständige Person.«
    »Ich nehme an, du weißt, was du zu tun hast.«
    Bandit nickt erneut, wischt sich über die Augen. Das Bild der Frau auf der Karte, die Shell gestohlen hat, gibt ihm Gewißheit.
    »Ich schätze, du bist jetzt bereit.«
    Bandit nickt.
    Bereit zu allem.

14
     
    Die Straße ist ein waberndes Phantom, das ihr entgegenströmt, weiße verschwommene Linien, die im grellen Scheinwerferlicht des Pick-ups leuchten. Sie befindet sich irgendwo südlich von Bangor und nähert sich Portland. Der Motor des Pick-ups heult, Anzeigen sind nah am oder im roten Bereich. Die Jagd nach ihrem Jungen führt sie jetzt nach Boston. Dort wird sie die einzige lebende Person finden, die gewußt hat, daß sie in der Hütte an der Straße nach Nirgendwo sein würde.
    Diese Person hat sie verraten. Ob dieser Verrat absichtlich erfolgt ist oder das Resultat eines dummen Versehens war, ist unerheblich. Der Verrat ist sie teuer zu stehen gekommen, und sie wird ihre Schulden eintreiben. Dabei sollte sie mehr über den Kopfgeldjäger O'Keefe und die anderen Elfen erfahren, die ihr Junges gestohlen haben, zum Beispiel ihren Aufenthaltsort.
    Kann es Boston sein? Das wäre zu einfach.
    Plötzlich jault eine Sirene. Tikki wirft einen Blick in den Rückspiegel und sieht hinter sich ein Blinklicht. Irgendein Streifenwagen ist nur dreißig Meter hinter ihr und schließt rasch auf. Die Geschwindigkeit, mit der er aufschließt, weckt den Wunsch in Tikki, einen schnelleren Wagen als diesen Pick-up zu haben.
    Sie schlägt das Steuer nach rechts ein und fährt auf die rechte Fahrbahn, aber der Streifenwagen wird plötzlich langsamer, anstatt sie zu überholen, und folgt ihr nach rechts.
    Die Sirene jault und kreischt.
    Eine Stimme donnert: »FAHREN SIE RECHTS RAN!«
    Und jetzt muß sie eine Entscheidung treffen. Wahrscheinlich halten sie diese Polizisten wegen etwas ganz Trivialen wie Geschwindigkeitsübertretung an. Sie sind möglicherweise völlig ahnungslos, werden aber rasch erkennen, daß der Wagen gestohlen ist, auch wenn sie vielleicht nur dämliche Hinterwäldler-Cops oder Konzern-Zonies sind. Sie könnte sie ignorieren und einfach weiterfahren, aber dann würden mehr Zweibeiner kommen und eine Konfrontation erzwingen. Sie könnte den Pick-up aufgeben und fliehen, aber das würde sie Zeit kosten, und jeder Augenblick, der verstreicht, steigert ihre Wut und droht das vernünftige Denken durch die wildesten Regungen ihres Instinkts zu ersetzen. Sie kann sich die mit ihrem Instinkt verbundenen Kosten ebensowenig leisten wie einen weiteren Zeitverlust. Im Grunde hat sie nur eine Möglichkeit.
    Sie setzt den rechten Blinker, bremst und fährt auf den rechten Randstreifen. Der Streifenwagen folgt ihr dichtauf. Als sie anhält, bleibt der Streifenwagen etwa fünf Meter hinter ihr stehen. Sie zählt bis drei, wobei sie das Blinklicht beobachtet, dann legt sie den Rückwärtsgang ein und gibt Vollgas.
    Der Motor des Pick-ups heult auf. Reifen quietschen und kreischen und wühlen sich in den nicht asphaltierten Boden. Der Pick-up beschleunigt rasch, aber nicht sehr lange. Sein Heck prallt gegen die Front des Streifenwagens. Plastistahl wird eingedrückt, und der Aufprall schleudert Tikki gegen die Rückenlehne ihres Sitzes. Der damit verbundene Schock kostet sie eine halbe Sekunde, aber dann stürzt sie zur Fahrertür hinaus, stürmt auf den Streifenwagen los, katapultiert sich durch die Luft und über die eingedrückte Fronthaube des Streifenwagens.
    Beim Absprung streckt sich ihr Körper und schwillt an. Kleidung reißt und platzt förmlich von ihr ab. Schwarzgestreiftes blutrotes Fell überzieht ihre Haut. Die Kiefer wachsen enorm. Hände werden zu mächtigen krallenbewehrten Pranken, die die Windschutzscheibe des Streifenwagens zerschmettern.
    Die Cops schreien panikerfüllt; sie stinken nach Angst und Entsetzen, aber dann ist sie im Wagen - wirft sich herum, dreht und wendet sich,

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