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Jäger und Gejagte

Jäger und Gejagte

Titel: Jäger und Gejagte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nyx Smith
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Sie läßt das Seitenfenster herunter, um einer Elfenwache ihren Ausweis zu zeigen. Der Wächter betrachtet Scottie.
    Scottie hält seine Karte hoch.
    »Ich wünsche Ihnen eine bessere Zukunft«, sagt der Wächter, als er sie durchwinkt.
    Amy fährt weiter. Hat sie überhaupt eine Hoffnung, hiermit durchzukommen? Sie geht davon aus, daß sie ihre Antwort bekommt, wenn sie morgen um diese Zeit ihren Job noch hat. Sie hat keinerlei Zweifel daran, was Enoshi Ken oder auch sonst jemand bei KFK International tun wird, wenn er erfährt, daß sie einem bekannten Shadowrunner Einlaß bei Hurley-Cooper verschafft hat. In diesem Fall könnte sie schon von Glück sagen, wenn sie nur ihren Job verlöre. Wahrscheinlicher ist, daß sie im Gefängnis landen würde.
    Warum, zum Teufel, hat sie sich nur von Scottie beschwatzen lassen, seine Hilfe anzunehmen? Erst gestern abend hat sie sich entschieden, Dr. Hill ganz offen anzusprechen, und jetzt hofft sie, daß ihr Schamanen- Bruder fähig ist, jeden zu ertappen, der sie belügt. Sie ist nicht dabei, den Verstand zu verlieren, sie hat ihn längst verloren!
    Es geht nicht mehr nur um ihre Karriere! Wenn Scottie erwischt wird ... wenn er auf dem Grundstück eines Konzerns identifiziert wird...
    Sind sie beide tot, tot und begraben.
    Sie biegt in die von Hecken gesäumte Einfahrt zu den Metawissenschaftslabors von Hurley-Cooper ein. Zwei blauuniformierte Wachen flankieren den Weg. Amy hält zwischen ihnen an, zeigt ihren Ausweis und läßt dann vom Retinascanner ihre Identität bestätigen.
    Scottie flüstert etwas. Amy hört es, nicht mit den Ohren, sondern irgendwo im Hinterkopf. Sie spürt, wie sich ihr alle Haare im Nacken und entlang der Wirbelsäule sträuben. Sie unterdrückt einen Schauder, und dann fällt ihr auf, daß die Wachen Scottie so merkwürdig ansehen.
    »Ich bin Mr. Hatsumi«, sagt Scottie.
    »Ja, Sir«, erwidern die Wachen.
    »Mein Ausweis ist in Ordnung.«
    »Ja, Sir.«
    »Vielen Dank, Sir.«
    »Sie können weiterfahren.«
    So einfach ist das - sie sind durch, ohne daß noch ein Wort gesagt wird.
    Was will sie eigentlich hier? Warum bringt sie Scottie mit? Es hat nicht nur mit dem Betrug oder mit ihrer Karriere oder mit den anderen Erklärungen zu tun, mit denen sie sich beruhigt hat. Mehr als alles andere will sie beweisen, daß ihre Ängste und Befürchtungen grundlos sind. Dafür ist sie bereit, alles zu riskieren.
    Vielleicht hat sie mit Scotties Hilfe eine Chance.

47
     
    Der Anzug paßt nicht sehr gut und hat nicht annähernd so viele Taschen, wie er brauchen würde, aber das ist normal. Es liegt in der Natur von Anzügen. Das Konzernleben ist beengend und auf Einschränkung ausgelegt, also ist es nur natürlich, daß ein Anzug ihn dazu zwingt, Kompromisse einzugehen. Das Problem ist nur, daß diese Kompromisse ihn daran hindern, gewisse Dinge mitzubringen, die von Nutzen sein könnten.
    Die Sicherheit am Eingang zur Anlage der Metawissenschaftsgruppe von Hurley-Cooper scheint nicht besonders umfangreich zu sein. Waschbär käme mit verbundenen Augen hinein. Ein simpler Zauber, und die Sache ist erledigt.
    Das Gebäude am Ende des Fahrwegs sieht nach nicht viel aus: zwei Etagen hoch, mit Ranken bewachsene Ziegelmauern. Bandit fragt sich, ob solch ein Ort überhaupt etwas Interessantes enthalten kann, doch dann sagt er sich, daß er hier ist, um seiner Schwester zu helfen. Um Amy zu helfen. Das ist der einzige Grund, aus dem er gekommen ist. Er darf das nicht vergessen.
    Ein schwaches Flimmern nimmt in der Luft Gestalt an. Bandit wechselt auf astrale Wahrnehmung. Die Waschbärgestalt eines Beobachtergeists sitzt vor ihm auf dem Armaturenbrett. »Alles klar, Meister.«
    Niemand folgt ihnen. »Behalte weiter den Wagen im Auge.«
    »Ja, Meister.«
    Im Hintergrund schimmert und leuchtet das Metawissenschaftsgebäude in den reflektierten Lebensenergien, die überall wirbeln, sich schlängeln und strömen wie kleine Strudel in einem Teich auf der Suche nach dem tiefsten Punkt.
     
    »Wenn irgendwas passiert«, sagt Amy, »wenn irgendwas schiefgeht... Scottie, dann will ich, daß du verschwindest. Tu, was nötig ist, aber setz dich ab.« Sie legt ihm eine Hand auf den Arm. »Du weißt, wovon ich rede, richtig?«
    »Ja.«
    Amy ist sehr nervös. Ihre Beunruhigung zeigt sich ganz klar in der Turbulenz ihrer Aura. »Bist du sicher, daß du das tun willst?«
    »Ja.«
    Amy parkt den Wagen vor dem Haupteingang des Gebäudes. Sie gehen in die Lobby. Eine uniformierte Wache

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